Aus diesem Grund wächst in Deutschland das Bedürfnis, unsere bestehende Gesetzeslage bezüglich der Arbeitszeiten flexibler zu gestalten.[7] Auch nach der Idee des ›agilen Arbeitens‹ wird Leistung als etwas verstanden, das so schnell wie möglich erbracht werden sollte. Einige Unternehmen legen daher ihre Arbeitszeitmodelle ›neu‹ auf.[8] So hat Trumpf eine agile Jahresarbeitszeit eingeführt.[9] Andere Firmen versuchen eine zeitliche Beweglichkeit mit vielen unterschiedlichen Modellen zu erreichen. VAUDE beispielsweise arbeitet mit ganz individuellen Zeitmodellen für Mitarbeiter.[10] Bei Phoenix Contact war es schon immer möglich, dass Mitarbeiter ›kommen und gehen, wann sie möchten.‹[11] Das Bemühen, Lösungen für eine sehr bewegliche Arbeitszeit zu finden und zu gestalten, ist sichtbar. Trotzdem gehen noch viele Unternehmen das Thema Arbeitszeitflexibilität zögerlich oder gar nicht an. Ein Grund hierfür könnte möglicherweise sein, dass viele Firmen noch eher in starren Stellen oder Ordnungen denken, statt in flexiblen Bereichen und Aufgaben. Eine solche Einstellung ist wenig hilfreich, um einer Flexibilisierung näherzukommen. Es ähnelt einem Mosaik aus verschiedenen Modellen und Stundenzahlen, um Kapazitäten besser zu planen und starre Strukturen aufzulösen. Alles Facetten, die ein agiles Arbeiten erleichtern.[12]

Dabei sollten Lösungen nicht nur die ›unternehmerische‹ Perspektive, sondern auch die Bedürfnisse der Beschäftigten einbeziehen.[13] Größtmögliche eigene zeitliche Gestaltungsfreiheit ist ein hohes Gut für viele Mitarbeiter – und führt wiederum dazu, dass Firmen, die eine zeitliche Flexibilität ermöglichen können, eher als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen werden.[14] So wünschen sich Mitarbeiter einen sicheren Arbeitsplatz und ›märchenhafte Arbeitszeiten‹, die es ihnen erlauben, nur dann zu arbeiten, wenn sie es wollen.[15]

Es wird also zukünftig verstärkt darum gehen, die verschiedenen Anliegen in Einklang zu bringen: auf der einen Seite eine profitable Auslastung und eine verstärkte, fokussierte Kundenorientierung. Auf der anderen Seite Vereinbarkeit von beruflichen und privaten Gegebenheiten sowie Entscheidungshoheit in Sachen Arbeitszeit und Arbeitsort.[16]

Abb. 9: Mosaikteile einer agilen Arbeitszeitgestaltung (Grafik: Redmann 2017)

[10] Siehe Interview mit Miriam Schilling (VAUDE) im Beitrag "Erfahrungen aus agilen Unternehmen".
[11] Siehe Interview Prof. Dr. Gunther Olesch (Phoenix Contact) im Beitrag "Erfahrungen aus agilen Unternehmen".
[16] Lüthge, Digitalisierung und Arbeitszeit, AuA 2016/712.

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