Soweit Organisationen ihre ›Arbeitsweise‹ verändern oder umstellen, sind hierfür momentan verschiedene Begrifflichkeiten in aller Munde, wie z. B. Industrie 4.0, New Work oder Arbeiten 4.0. Was verbirgt sich dahinter?
3.1 Industrie 4.0
Der Begriff ›Industrie 4.0‹ bezeichnet die vierte Industrielle Revolution: von der Einführung mechanischer Produktionsweisen (Industrie 1.0) zur Akkord- und Fließbandarbeit (Industrie 2.0), schließlich über die Automatisierung (Industrie 3.0) bis hin zur Digitalisierung (Industrie 4.0) und insbesondere der Vernetzung von Prozessen. Im Vordergrund steht die Vernetzung technischer Abläufe und die Unterstützung menschlichen Handelns durch Assistenzsysteme. Der Begriff ›Industrie 4.0‹ steht damit für eine neue Epoche der industriellen Produktion, die geprägt ist von grundlegenden ›Veränderungen der Prozesse, Strukturen, Geschäftsmodellen und industriellen Arbeitsbedingungen in der gesamten Wertschöpfungskette eines Unternehmens‹.
Im Grünbuch ›Arbeiten 4.0‹ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) wird Industrie 4.0 definiert als ›eine hochautomatisierte und vernetzte industrielle Produktions- und Logistikkette. Dabei verschmelzen virtuelle und reale Prozesse auf der Basis sogenannter cyberphysischer Systeme. Dies ermöglicht eine hocheffiziente und hochflexible Produktion, die Kundenwünsche in Echtzeit integriert und eine Vielzahl von Produktvarianten ermöglicht.‹ Es geht also um die Vernetzung von Mensch und Technik.
Abb. 4: Die vier Stufen der Industriellen Revolution (Quelle: Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH [DFKI])
3.2 New Work
Das Konzept von New Work und der Begriff wurden schon in den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts von einem amerikanischen Philosophen namens Frithjof Bergmann entwickelt. Das Kernthema seiner Forschung kreiste immer um die Frage: Wie kann der Mensch Freiheit erlangen? Erst im Zusammenhang seiner Forschungen zur Arbeitswelt ist sein New-Work-Konzept entstanden. Danach steht auch hier der Freiheitsgedanke in dem Sinne im Mittelpunkt, dass jeder Arbeitnehmer seine Arbeit möglichst selbst definieren und bestimmen kann. Der Job wird dabei als mehr gesehen denn als reine Erwerbstätigkeit. Im Vordergrund steht die Selbstverwirklichung. Eine klare anerkannte Definition zu New Work gibt es bislang nicht. Jedoch finden sich auch in Deutschland seit einigen Jahren immer mehr Menschen, die eine Neugestaltung der Arbeitswelt im Sinne eines zunehmend eigenverantwortlichen Gestaltungsraums einfordern. Es geht also um Sinnhaftigkeit.
3.3 Arbeiten 4.0
Arbeiten 4.0 umfasst mehr als nur die Betrachtung der Industriellen Revolution, und es geht auch um mehr als nur den eigenen Gestaltungsraum von Arbeit. Im Grünbuch des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) ist formuliert: ›Vielmehr zeigt Arbeiten 4.0 neue Perspektiven und Gestaltungschancen in der Zukunft auf. Der Titel ›Arbeiten 4.0‹ knüpft damit an die aktuelle Diskussion über die vierte Industrielle Revolution (Industrie 4.0) an, rückt aber die Arbeitsformen und Arbeitsverhältnisse ins Zentrum – nicht nur im industriellen Sektor, sondern in der gesamten Arbeitswelt.‹ So beschrieb die frühere Arbeitsministerin Andrea Nahles Arbeit 4.0 als etwas, das ›die Arbeit der Zukunft in ihrer ganzen Breite und Vielfalt betrifft. Dabei ist der technologisch ermöglichte Wandel nur ein wichtiger Treiber. Eine stille Umwälzung geht von den Menschen selbst aus.‹
Arbeit 4.0 ist also das, was wir meinen, wenn wir von unseren veränderten Arbeitsbedingungen und Arbeitsplätzen von morgen und auch übermorgen sprechen. Es geht damit um die zukünftige Gestaltung von Arbeit.
Allen unterschiedlichen Begrifflichkeiten ist gemein, dass sich Unternehmen mit einer neuen, veränderten Arbeitswelt auseinandersetzen und hier ihre Arbeitsweisen und ggf. auch ihre Organisationsformen unter den gegenwärtigen und zukünftigen Einflüssen neu gestalten müssen. Was verändert sich aber dadurch?