Zusammenfassung
Der Beitrag informiert darüber, vor welchen Herausforderungen Unternehmen heute stehen, etwa dem rasanten technischen Fortschritt, der Digitalisierung sowie sog. Megatrends. Die wesentlichen Inhalte des Beitrags in Form eines Interviews mit der Autorin finden Sie hier:
Video: Veränderte Arbeitswelt
1 Wer ist agil?
In der Öffentlichkeit mehren sich die Nachrichten darüber, welche ›großen‹ Unternehmen schon agil arbeiten. Daimler verkündete, dass seine Mitarbeiter bald vom Schwimmbad aus arbeiten können, und knüpft hier an eine Rede des Vorstandsvorsitzenden Dr. Dieter Zetsche an, in der es um den Aufbau einer neuen Arbeitskultur und neuer Arbeitsweisen geht. Siemens, Philips und Microsoft – beispielhaft genannt – haben sich für Bürokonzepte entschieden, die feste, altbewährte Arbeitsplätze auflösen: Wer morgens ins Büro kommt, geht nicht an seinen festen Schreibtisch, sondern sucht sich den Platz seiner Wahl. Hier wird der Schreibtisch nicht mehr als individueller Platz gesehen, sondern wird auf das Wesentlichste beschränkt, denn in erster Linie zählt das Know-how. Die Deutsche Telekom hat mit ver.di einen eigenen Tarifvertrag zum mobilen Arbeiten abgeschlossen. Trumpf steigt auf eine ›agile Jahresarbeitszeit‹ um, um mehr Flexibilität zu schaffen. Weleda vernetzt die Kommunikation und Zusammenarbeit von Mitarbeitern durch eine soziale Plattform. Adidas berichtet von einer agilen Führung. Continental vernetzt sich seit Jahren über ein internationales Guide-Konzept und schafft neue Formen der kollaborativen Zusammenarbeit. Klöckner & Co will traditionelle Geschäftsprozesse aufbrechen und mit einem eigenen Start-up in Berlin mit einer Serviceplattform zu ›Amazon des Stahlhandels‹ werden. Bosch setzt mit agiler Produktentwicklung auf Erfolg und will ›noch besser als zuvor auf neue Anforderungen seiner Kunden und zunehmend volatile Märkte eingehen‹.
Fast wöchentlich finden wir neue Berichte von bekannten Unternehmen zu neuen oder agilen Arbeitsweisen, die dabei unterstützen sollen, den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen. Hierbei kristallisieren sich für agiles Arbeiten bestimmte Indikatoren heraus:
- Auflösung starrer Arbeitsorte
- Schaffung neuer (Arbeits-)Räume
- variable Gestaltung von Arbeitszeiten
- Organisationen als Netzwerke
- bestimmte Arbeitsweisen (Scrum, Design Thinking, Barcamps)
- ein erweitertes Performance-Verständnis.
Diese Merkmale lassen anhand der in der Presse veröffentlichten Beschreibungen darauf schließen, dass dadurch agiles Arbeiten entsteht oder gefördert werden kann. Des Weiteren scheinen dies Modelle zu sein, mit denen heutige Herausforderungen und Anforderungen an Arbeit erfüllt werden können. Die einzig richtige Lösung für Unternehmen oder den einzig richtigen Weg zur Agilität gibt es derzeit nicht. Unternehmen sind daher stärker als bisher gefordert, Spielräume für sich zu schaffen bzw. diese zu nutzen. Dies bedeutet, sich in dem bisherigen rechtsverbindlichen Rahmen zu bewegen und lösungsorientiert das eigene Unternehmen durch agile Konzepte für die Zukunft fit zu machen.
Doch was bedeutet es für Unternehmen, zukunftsfähig zu sein, und warum werden so viele agil?
Wir leben derzeit alle in einem Prozess der Veränderung. Verschiedene Einflüsse wirken auf uns persönlich und unsere Gesellschaft ein. Ein wesentlicher Treiber hierfür ist der rasante Wandel der Technologie.
Abb. 1: Zeitliche Entwicklung des technischen Fortschritts (Quelle: BI Intelligence Estimates, Februar 2014)
Brauchte das Festnetztelefon über 100 Jahre, um sich in allen Haushalten zu etablieren, waren das Internet mit rund 30 Jahren und das Handy mit ca. 20 Jahren schon erheblich schneller, um sich in allen Haushalten und in unserem Alltag zu integrieren. Haben sich PCs, Smartphones und auch Tablets z. B. in den letzten 20 Jahren eher in einem moderaten Tempo als auch in der Nutzung konstant weiterentwickelt, so unterliegen vernetzte Systeme – unter dem Begriff ›Internet der Dinge‹ bzw. IOT bekannt – einer Entwicklungsgeschwindigkeit von zwei Jahren. Und wenn wir uns ›wearables‹ oder sogar die selbstfahrenden Autos anschauen, dann stellen wir fest, dass sich hier in immer kürzerer Zeit sogar die Anzahl der IOT-Geräte teilweise mehr als verdoppelt hat. Das heißt: Neue Technik verändert sich wesentlich schneller und gewinnt noch schneller an Marktpräsenz, als wir das bisher kannten und gewohnt waren. Dieses Phänomen scheint sich weiter zu verfestigen.
Und wir können ebenfalls davon ausgehen, dass wir uns zukünftig immer schneller aufgrund dieses Fortschritts verändern werden und auch verändern müssen.