Dipl.-Ing. Cornelia von Quistorp
1.1 Akute Wirkung
Alkohol wirkt auf den menschlichen Organismus toxisch, wobei es wie bei allen Schadstoffen, natürlich auf die Menge ankommt. Er beeinflusst in erster Linie das Gehirn, wodurch v. a. Wahrnehmung und Gefühle verändert werden. Allgemein wirkt Alkohol zunächst anregend, in steigenden Mengen betäubend. Über die Schleimhäute des Verdauungstrakts wird Alkohol schnell in den Blutkreislauf aufgenommen. Der Blutalkoholgehalt wird in Promille (abgekürzt ‰, Anzahl Teile reinen Alkohols auf 1.000 Teile Blut) angegeben.
- Ab ca. 0,2 ‰ verändert sich das persönliche Verhalten: Menschen fühlen sich zwangloser und freier, wodurch u. a. die Hemmschwelle sinkt, weiteren Alkohol zu trinken. Aber Konzentrations-, Reaktions- und Sehvermögen lassen gleichzeitig bereits merklich nach.
- Ab ca. 1 ‰ setzt das Rauschstadium ein (überzogen heitere oder depressive Stimmung, Torkeln, Lallen).
- Ab ca. 2 ‰ kommt es zu Bewusstseinstrübungen bis hin zur Bewusstlosigkeit.
- Bei ca. 3 ‰ droht eine tödliche Alkoholvergiftung. Das entspricht etwa einen Wert von 6 g reinem Alkohol pro kg Körpergewicht. Bei Kindern liegt dieser Wert deutlich geringer (ca. 3 g). Dadurch sind auch Heranwachsende deutlich stärker gefährdet.
Äußere Umstände wie Erschöpfung, ein leerer Magen oder die Einnahme von Medikamenten können dazu führen, dass Alkohol deutlich heftiger wirkt. Außerdem verschieben sich die Wirkungsschwellen abhängig von den persönlichen Konsumgewohnheiten.
Der Abbau von Alkohol erfolgt aus dem Blut über die Leber (Zerlegung in Kohlendioxid und Wasser). Man geht von einem Abbau von 0,15 Promille pro Stunde aus (bei Frauen deutlich geringere Abbaurate als bei Männern).
1.2 Langfristige Wirkung
Langfristig wirkt sich Alkohol auf viele Organe und Funktionen schädigend aus, z. B.
- Hirnfunktion: Bei jedem Vollrausch sterben Millionen von Hirnzellen ab. Zuerst leiden Gedächtnis und Konzentrationsvermögen, Kritik und Urteilsfähigkeit, später kommt es zu einem Verfall der Intelligenz.
- Leber: Es kommt zu einer Leberschwellung, später zu Leberverfettung bis hin zum Leberzerfall (Zirrhose).
- Erhöhtes Risiko für zahlreiche weitere Gesundheitsstörungen wie Magen- und Darmentzündungen, Krebs (Mund- und Rachenraum, Verdauungsorgane, Bauchspeicheldrüse, Leber), Störungen des Sexuallebens, Herz-Kreislauf-Probleme.
- Veränderungen der Persönlichkeitseigenschaften: Alkoholiker fallen im Kontakt oft durch Reizbarkeit, Unzuverlässigkeit, Unberechenbarkeit oder Aggressivität auf, was wiederum zu Vereinsamung und Depression führt. Besonders bei Jugendlichen leidet die psychische Reifung (mangelndes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, fehlende emotionale Stabilität).
1.3 Alkoholabhängigkeit
Körperliche Alkoholabhängigkeit entwickelt sich i. d. R. über längere Zeiträume. Daher empfinden Betroffene die Gefahr zunächst nicht ("Ich kann jederzeit aufhören").
Die körperliche Abhängigkeit äußert sich zunächst unspezifisch durch Unruhezustände, Gereiztheit oder Schlaflosigkeit, wenn kein Alkohol getrunken wird. Später kommt es zu Schweißausbrüchen, morgendlichem Zittern, Krampfanfällen, schweren Angstgefühlen, Depressionen, Aggressivität usw.
Psychisch äußert sich die Abhängigkeit durch das unüberwindbare Gefühl, den Lebensanforderungen ohne Alkohol nicht gewachsen zu sein.
Jugendliche reagieren auch hier empfindlicher und geraten umso schneller in eine Alkoholabhängigkeit, desto früher sie mit dem (selbst maßvollen) Alkoholkonsum begonnen haben.
Alkoholabhängigkeit hat immer auch soziale Folgen: Zwischenmenschliche Beziehungen werden vernachlässigt, die damit verbundenen Schuld- und Schamgefühle sowie die Isolation verstärken wiederum den Alkoholkonsum. Daher stellt eine Alkoholabhängigkeit einen sich selbst verstärkenden Prozess dar, der irgendwann im totalen Zusammenbruch des Lebensgefüges endet.
Durch die mittelbaren Folgen einer Alkoholabhängigkeit werden die Menschen im Umfeld des Betroffenen zum Teil erheblich beeinträchtigt und geschädigt. Ehepartner und Kinder, die oft jahrelang erfolglos versuchen, die Folgen einer Alkoholabhängigkeit innerhalb und außerhalb der Familie zu kompensieren, geraten dabei nicht selten durch Überforderung oder Nachahmung selbst in ein Suchtverhalten oder erleiden andere psychische Beeinträchtigungen.