Bei der Bewältigungsplanung handelt es sich um eine mentale Vorwegnahme, wie man mit auftretenden Barrieren, Risikosituationen und Rückfallwahrscheinlichkeiten umgehen kann. Schon seit langem ist bekannt, dass die Rückfallwahrscheinlichkeit in Risikosituationen reduziert werden kann, wenn die Person und auch das Unternehmen über bestimmte Bewältigungsstrategien verfügen. 2 bewährte Strategieansätze sind dabei:

  1. Eine potenziell gefährliche Situation umgehen ("get around", z. B. einen anderen Weg gehen).
  2. Durch eine Risikosituation durchgehen: "get through" (bekämpfen, clever nutzen etc.).

Stellen sich einer Verhaltensabsicht keine Barrieren in den Weg, kann sie ohne Reibungsverluste in das entsprechende Verhalten umgesetzt werden. Werden jedoch relevante Barrieren antizipiert oder treten diese in der aktuellen Situation der Handlungsrealisierung überraschend auf, wird insbesondere die Selbstwirksamkeit zu einer entscheidenden Steuerungsgröße für den weiteren Handlungsablauf. Selbstwirksamkeit umfasst auch das Konstrukt der Handhabbarkeit und bedeutet, die Ressourcen zu besitzen, Anforderungen entgegenzustehen.[1] Somit wird Selbstwirksamkeit zum elementaren Bestandteil im Barrierenmanagement. Sie spiegelt sich in der Fähigkeit des Überwindens von Barrieren wider, weil die Person die Überzeugung hat, dass das eigene Barrierenmanagement ausreicht, mit potenziell auftretenden Barrieren umzugehen.

 
Praxis-Tipp

Tipps für "get-around-Strategien"

Wenn-Dann-Pläne

Wenn-Dann-Pläne sind Szenario-Pläne:[2] Was passiert, wenn? Wenn-Dann-Pläne steuern das Handeln direkt aus den evolutionär ältesten Tiefen des Gehirns. Das macht diese Strategie auch so wirksam, da damit genau die Gehirnareale aktiviert sind, die für situativ gesteuertes Handeln verantwortlich sind. Im Vergleich dazu ist das Verfolgen eines Ziels ein komplexer, behäbiger mentaler "Top-down"-Vorgang, da dabei das Großhirn denkt und lenkt.

"Gewohnheit wird durch Gewohnheit überwunden." (Thomas von Kempen, um 1380–1471)

Das Vorgehen bei der Wenn-Dann-Strategie: Man überlegt sich eine Situation, welche die neue, gute Gewohnheit (z. B. keine Süßigkeiten mehr am Abend naschen) gefährden könnte (z. B. Lust und Langeweile locken zum Schrank mit den Süßigkeiten). Wenn diese Situation eintritt (alte Gewohnheit), dann ist ihr eine andere Gewohnheit entgegenzustellen, z. B. einen Tee kochen. So setzt man dem Automatismus der Gewohnheit, Süßigkeiten zu naschen, den Automatismus der Teegewohnheit entgegen.

Kontext verändern/umgehen

Eine der wirksamsten get-around-Strategien ist die Vermeidung auslösender Situationen. Da Gewohnheiten situationsgetrieben sind, hilft schon das Smartphone, das in einem Workshop nicht mehr auf dem Tisch liegt, da es ein auslösender Kontext weniger ist. Wechseln Menschen ihre Umgebung, etwa durch Umzug oder Urlaub, stellen sie öfter Gewohnheiten ein oder verändern diese. Oftmals reicht schon eine neue Arbeitsumgebung oder ein neuer Computer-Desktop, um Veränderungen von Arbeitsprozessen zu unterstützen, um Barrieren zu begegnen und insbesondere alte Gewohnheiten abzulegen.

Soziales Umfeld

Partner, Freunde oder Kollegen sind positive Beispiele aus dem sozialen Umfeld, die man gerade auch bei Rückschlägen aktivieren und um Unterstützung bitten kann und die Ressourcen darstellen können. Eine im wahrsten Sinne des Wortes druckvolle Variante ist es, mit Druck zu arbeiten: Druck durch Selbstverpflichtung, z. B. schriftlichen Vertrag mit sich selbst schließen, Druck von außen durch Verabredungen (feste Termine mit Freunden und Begleitern) oder Verpflichtungen mit anderen, z. B. eine Wette abschließen, oder Druck durch Öffentlichkeit, indem man seine Pläne veröffentlicht, u. a. in Sozialen Medien.

Bei get-through-Strategien geht es darum, Gewohnheitsveränderungen mit Kraft und Energie zu verteidigen und auch mit Spaß und intrinsischer Motivation umzusetzen.

 
Praxis-Tipp

Tipps für "get-through-Strategien"

  • Gedanken-Stopp-Technik: Sobald Bilder und Gedanken bei einem auftreten, die von der Umsetzung abhalten können, wird ein imaginäres Stoppschild hochgehoben. Das soll mental Einhalt gebieten.
  • Positive Bilder: Bei starken Barrieren, u. a. in Form von Verlockungen, können positive Bilder bewusst eingesetzt werden. Diese visualisieren die eigenen Ressourcen für eine Zielerreichung.
  • Willenseinsatz: Gerade der Wille ist es, der eine relevante Rolle spielt, denn es sind innere/äußere Widerstände zu überwinden und die Handlungsbereitschaft ist über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten.

Bei den vorgestellten Tipps handelt es sich um keine vollständige Liste, sondern vielmehr um Impulse und Ideen. Eine übersichtliche Fehler-Vermeidungs-Liste und wirksame Tipps im Bereich der Gewohnheitsentwicklungs- und Veränderungsarbeit sind in "Gewohneinheiten. Verstehen. Entwickeln. Verändern. Mit und ohne Corona." zusammengefasst.[3]

Letzter Schritt im Barrierenmanagement: Kontrolle und Faktencheck

Bei erfolgreich absolvierten Entwicklungs- und Veränderungsprozessen sollte immer eine ...

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