Lösungsansätze und Erfolgsfaktoren
- Einsatz von Fachpersonal (Qualifikationen im BGM)
- Konzentration auf wesentliche Kennzahlen
- Beurteilung der Kennzahlen (Normabweichung, Unterschiede und Ursachen)
- Optimierung/Organisation des BEM
- Bündeln von Informationen (BGM-Hotline)
- Entwicklung digitaler Angebote (u. a. Arbeitgeber-App "Meine LHW")
- In Krisenzeiten: EAP und psychologische Betreuung
- Rückendeckung der politischen Führung
- regelmäßige Berichterstattung (Jahresreport)
- Beratung durch BGM-Experten bzw. Zugang zu Wissenschaft und Forschung
- Erfahrungsaustausch mit Kollegen anderer Branchen und mit regionalen Partnern für Maßnahmen vor Ort
- Sensibilisierung und flächendeckende "gesundheitsorientierte Führung"
- Vernetzung von Verhaltens- und Verhältnisprävention
Rückendeckung durch die politische Führung und Legitimation
Zur Bewältigung vergangener, aktueller und zukünftiger Herausforderungen und als ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das BGM i. Allg. sei die von Beginn an volle Rückendeckung der politischen Führung genannt. Die LHW befinde sich hier in einer "Komfortzone", dessen ist sich Bittner bewusst. Personelle, zeitliche und finanzielle Ressourcen und die dadurch benötigte Verwendung von Steuergeldern müssen unterstützt und mehrheitlich genehmigt werden. Die gesundheitsbewusste Haltung und Investitionsbereitschaft seitens der Machtpromotoren (in Politik und Verwaltungsspitze) ist v. a. bei einer kritischen Haushaltslage von großer Bedeutung.
Selbstverständlich wird aus dieser Richtung ein nachweislicher Erfolg erwartet. Ein Einsatz der Mittel muss, wie auch in der freien Wirtschaft, sinnvoll und lohnenswert sein. Hierzu pflegt die LHW einen "Jahresreport IGM". Der Aufbau dieser Berichterstattung folgt dem PDCA-Zyklus und erklärt u. a. auch die Ausgaben der Steuergelder. Erfolge sollen für alle sichtbar gemacht werden, um die Existenz der BGM-Aktivitäten zu sichern. Auch die Akzeptanz der Öffentlichkeit werde dadurch bewahrt und man könne sich so vor "Anschuldigungen der Steuerverschwendung" schützen. Die LHW habe "im Vergleich zu anderen sehr früh gelernt, dem IGM ein Controllingsystem zugrunde zu legen und Zielerreichung bzw. Wirkung von Maßnahmen regelmäßig zu überprüfen", sagt Bittner. Er sieht in diesem Zusammenhang keinen Unterschied zur Privatwirtschaft, denn auch in der öffentlichen Verwaltung gilt es, rentabel zu arbeiten. Einziger Unterschied sei der erweiterte Legitimationsbedarf.
Externe Unterstützung und Netzwerkarbeit
Einmal jährlich wird das IGM auf den Prüfstand gestellt und die Sinnhaftigkeit einzelner Aktivitäten diskutiert. Unterstützt wird das IGM-Team von einem externen Experten und Gesundheitswissenschaftler. Die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit bilden seit Jahren die Grundlage für weitreichende Entscheidungen und weitere Planungen.
Bittner erwähnt in diesem Zusammenhang einen großen Mehrwert, den er durch eine aktive persönliche Netzwerkarbeit generiert. Er schaue gerne über den Tellerrand hinaus und tausche sich mit Kollegen aus dem öffentlichen Dienst bzw. anderen Branchen aus (u. a. Airport-Business, Biotec-/Pharmaunternehmen). Ein Telefonat mit einem Versicherungsunternehmen sorgte beispielsweise dafür, dass man Kennzahlen auf einen Blick zu einer "Gesundheitsampel" verdichten kann. Durch Gespräche mit einem Chemieunternehmen erhielt man wertvolle Hinweise, wie Wartezeiten auf Therapieplätze bei psychischen Erkrankungen verkürzt und Mitarbeiter im Rahmen eines betrieblichen Eingliederungsmanagements schneller wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren konnten.
Dieses persönliche Netzwerk wird durch ein lokales bzw. regionales Netzwerk an Dienstleistern ergänzt, um die Zusammenarbeit vor Ort zu stärken (bspw. Partner für die Beratung/Unterstützung bei der Pflege von Familienangehörigen).
Zu den Netzwerk- und Kooperationspartnern der Stadt Wiesbaden zählen u. a.:
- externe BGM-Berater aus Wissenschaft und Praxis,
- Betriebsärzte und Kliniken vor Ort (z. B. Check-ups, Haut-/Darmkrebsvorsorge, Grippeschutz),
- Gesundheitsamt,
- externe Dienstleister zu diversen Gesundheitsthemen (u. a. für Training, Coaching),
- Krankenkassen,
- Gesundheitsanlagen und städtische Schwimmbäder,
- Fitnessclubs und Sportvereine (z. B. Mitwirkung an Gesundheitstagen, Betriebssport).
Gesundheitsorientierte Führung
Um eine gesundheitsbewusste Kultur aktiv zu fördern, sollte eine "gesundheitsorientierte Führung" auch in der Fläche umgesetzt werden. Aus diesem Grund wurden relativ früh im BGM-Prozess folgende Maßnahmen angegangen:
- Entwicklung eines Leitbildes und von Führungsgrundsätzen,
- regelmäßige Mitarbeitergespräche (Feedback, Beurteilung, Zielsetzungen),
- begleitendes Coaching für Führungskräfte.
Wie wertvoll die Rolle der Führungskraft im BGM-Prozess sein kann, ist der Branche bereits seit vielen Jahren bekannt. So hat auch die Stadt Wiesbaden das Rad nicht neu erfunden. Selbiges gilt für die Entwicklung von Maßnahmen. Während andere Unternehmen und Behörden jedoch oftmals in der Verhaltensprävention und somit in einer einseitige...