Wie zuvor bereits kurz dargestellt, kann unter dem demografischen Wandel die Veränderung der Zusammensetzung der Bevölkerungsstruktur verstanden werden. Hierbei geht es um die Altersstruktur der Gesellschaft, die durch die Faktoren Geburtenrate, Lebenserwartung und den Wanderungssaldo beeinflusst wird. Bezogen auf Deutschland lassen sich primär 3 Fakten in Bezug auf den demografischen Wandel feststellen:
- Die Bevölkerung schrumpft.
- Es erfolgt zunehmend eine Konzentration in den Städten.
- Die Bevölkerung wird älter.
Für Unternehmen bedeutet dies Risiken für die Aufrechterhaltung und den Ausbau ihres Betriebs. Abb. 2 zeigt die daraus ableitbaren Konsequenzen und möglichen Gegenmaßnahmen auf.
Abb. 2: Risiken des demografischen Wandels für Unternehmen
In der Literatur, in Info-Broschüren von Organisationen und in Internetveröffentlichungen finden sich zahlreiche Hinweise für Handlungsfelder und Maßnahmen zur Bewältigung des demografischen Wandels in Unternehmen. Zusammengefasst lassen sich diese in die nachfolgenden Rubriken gliedern:
2.1 Kultur/Führung/Personalpolitik
Der von der Geschäftsführung gelebte und ggf. auch vorgegebene Führungsstil prägt das Unternehmen und damit die Unternehmenskultur. Demnach werden Führungskräfte aller Ebenen zwangsläufig einen Führungsstil zeigen, den die nächsthöhere Ebene vorlebt oder sehen möchte. Jeder Vorgesetzte trägt ein Menschenbild in sich, was letztlich auch seine Sichtweise zu Beschäftigten und den Führungsstil prägt und damit die Betrachtung eines älteren Mitarbeiters mit seinen Stärken und Schwächen beeinflusst. Demnach spielen folgende Themen im Rahmen eines Demografiemanagements eine Rolle:
- Wertesystem,
- Führungsleitlinien,
- transformationale Führung,
- Teambuilding,
- Partizipation,
- Kommunikation.
2.2 Arbeitsgestaltung/-bedingungen
Gemäß Arbeitsschutzgesetz ist der Arbeitgeber zu einer menschengerechten Gestaltung der Arbeit verpflichtet und dazu, Maßnahmen des Arbeitsschutzes zu treffen, die die Sicherheit und Gesundheit des Beschäftigten bei der Arbeit beeinflussen (§§ 2 und 3 ArbSchG). Mit zunehmenden Alter verändern sich Fähigkeiten, wie z. B. die der Sinnesorgane oder die Leistungsfähigkeit, aber auch die Bewältigung von Arbeitsbelastungen. Demnach spielen folgende Themen im Rahmen eines Demografiemanagements eine Rolle:
- altersgerechte und fähigkeitsgerechte Arbeitsplatzgestaltung,
- Optimierung Schichtsysteme,
- altersgerechte Arbeitsorganisation,
- Arbeitszeitmodelle.
2.3 Qualifikation/Wissen/Innovation
Durch den verstärkten Austritt der Babyboomer-Generation in den nächsten beiden Jahrzehnten wird auch implizites Wissen das Unternehmen verlassen. Dieses, nicht in z. B. Verfahrensanweisungen niedergeschriebene, sondern auf Erfahrungen beruhende und durch oftmaliges Durchführen von Tätigkeiten erworbene Wissen, eignen sich Mitarbeiter im Laufe ihres Berufslebens an. Dieses Wissen kann nicht in Worten beschrieben werden, demnach fällt auch der Übertrag auf andere Personen ad hoc schwer.
Hier müssen Modelle des Wissenstransfers rechtzeitig gestartet werden, damit so vor Austritt eines Mitarbeiters dieses Wissen im Unternehmen erhalten bleibt. Zudem sind eine permanente Weiterbildung und das Erlernen weiterer Tätigkeiten förderlich für die Weiterbeschäftigung eines Mitarbeiters. Demnach spielen folgende Themen im Rahmen eines Demografiemanagements eine Rolle:
- gezieltes Marketing,
- Employer Branding,
- Vereinbarkeit Arbeit und Privatleben sowie Arbeit und Familie,
- Homeoffice-Regelungen,
- Kooperationen mit Schulen und Hochschulen/Universitäten,
- Laufbahnkonzepte.
2.4 Gesundheit/Arbeitsfähigkeit
Eine alternde Belegschaft birgt auch ein zunehmendes Gesundheitsrisiko. Zwar nehmen bei älteren Beschäftigten Fähigkeiten, wie Geübtheit, Arbeits- und Berufserfahrung, Umgang mit Menschen oder Qualitätsbewusstsein, zu, jedoch steigen mit zunehmendem Alter auch die Krankenstände und die Arbeitsfähigkeit sinkt. Demnach spielen folgende Themen im Rahmen eines Demografiemanagements eine Rolle:
- Analyse und Monitoring der Arbeitsfähigkeit und weitere Parameter,
- Präventionsmaßnahmen,
- Gesundheitszirkel,
- Gesundheitsbildung,
- BEM/Casemanagement,
- Arbeitskreis Gesundheit,
- "Haus der Arbeit".