Bevor wir zu den Empfehlungen geeigneter präventiver Maßnahmen gegen das Carpaltunnelsyndrom kommen, soll zunächst geklärt werden, wie die Hand funktioniert und wie das CTS die Hände beeinträchtigt. Dazu dient der Vergleich zwischen dem Aufgreifen eines Gegenstands mit der Hand und dem Marionettenspiel. Bei einer Marionette können durch das Zusammenspiel von Haltekreuz und Fäden einzelne Glieder einer Figur angehoben oder gesenkt werden. Ganz ähnlich bewegen sich unsere Finger und Hände durch das Zusammenspiel von Muskeln, Sehnen und Knochen. Die Bewegungsprozesse erfolgen meistens unbewusst. Nehmen unsere Finger zum Beispiel eine Schraube auf oder umschließen den Griff eines Werkzeugs, machen wir uns nicht bewusst, welche Prozesse in unserem Körper währenddessen ablaufen. Der Vergleich mit einer Marionette ist in dieser Hinsicht aufschlussreich.
Abbildung 2 kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht dargestellt werden.
Abb. 2 Fäden bewegen die Finger
Unter der Hautoberfläche unserer Hand und unseres Unterarms laufen ähnliche Vorgänge ab, wie beim Spielen mit der Marionette. Beim Anheben des Haltekreuzes wird eine Zugkraft auf den entsprechenden Faden ausgeübt. Der Faden überträgt die Kraft auf die Puppe, wodurch sich eins ihrer Glieder bewegt. Analog zu den Fäden übernehmen Sehnen beim Menschen die Kraftübertragung. Während einer Greifbewegung wird die Zugkraft von Muskeln erzeugt und über Sehnen auf Fingerknochen übertragen. Das wiederum führt zur Beugung in den entsprechenden Fingergelenken. Ein Großteil der Muskeln, die für die Bewegung der Finger verantwortlich sind, befindet sich im Unterarm. Entsprechend lang sind die dazugehörigen Sehnen.
Bedenkt man, dass die Hand und das Handgelenk zusammen aus 27 verschiedenen Knochen gebildet werden, lässt sich erahnen, wie viele Muskeln und Sehnen an einer einzelnen Greifbewegung beteiligt sind.
Es ist die Kunst beim Marionettenspiel, dass sich die einzelnen Spielfäden nicht in die Quere kommen. An diesem Punkt zeigt sich die geniale Konstruktion der menschlichen Hand. Die an der Bewegung beteiligten Muskeln und Sehnen haben eine genaue Position und eine eindeutige Führung. Die Sehnen für die Fingerbeugung der Hand verlaufen von der Innenseite des Unterarms über das Handgelenk zu den entsprechenden Fingerknochen (Abb. 3), die für die Streckung hingegen auf der Außenseite des Unterarms entlang des Handrückens. Sie bewegen sich gleitend in sogenannten Sehnenscheiden.
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Abb. 3 Aufbau der Handinnenfläche
Die Steuerung eines Greifvorgangs wird zentral vom Gehirn koordiniert. Es sendet die "Anweisung zum Greifen" über Nerven an die entsprechenden Muskeln. Nerven geben aber nicht nur Befehle vom Gehirn an einzelne Muskelgruppen weiter. Sie leiten auch die von den Sinneszellen auf der Haut wahrgenommenen Reize, wie Druck oder Temperatur, das Fingerspitzengefühl überhaupt, an das Gehirn weiter. Der Mittelarmnerv, auch Mediannerv genannt, hat eine besondere Bedeutung für Handbewegungen. Er steuert Fingermuskeln und übernimmt die Übertragung von Gefühlswahrnehmungen der Handfläche und vom Daumen bis zur Innenseite des Ringfingers. Das ist sein Versorgungsgebiet innerhalb der Hand.