Dipl.-Inform. Jörg Schiemann
Viele Anbieter, verschiedene Entwicklungen, zahlreiche neue Lösungen, wie die elektronische Patientenakte, das E-Rezept, die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung und DIGA, setzen sich auf dem Markt langsam durch. So lange die Entwicklung Neues hervorbringt, gilt es, weiterhin wachsam zu bleiben und sich regelmäßig zu informieren.
Pausen bewusst einlegen
Durch Online-Besprechungen, finden diese im Büro oder im Homeoffice statt, gehen Wegezeiten im Bürogebäude und damit Bewegung einerseits und Entspannung andererseits, verloren. Als idealer Ersatz gilt mittlerweile, die passende Pause zur rechten Zeit und nicht einfach nur "viele Pausen" zu machen.
Als Vorbild dafür können Spitzensportler dienen, die die Herz-Raten-Variabilität (HRV) mit technischen Messgeräten bestimmen, um optimal zu trainieren. Eine hohe HRV ist ein Zeichen für einen anpassungsfähigen Organismus, "je flexibler das Herz auf Einatmung und Ausatmung, also Anspannung und Entspannung reagiert, umso besser kann sich der Körper auf stressige Situationen und eine anschließende Erholung einstellen".
So kann man sich also für die Zukunft vorstellen, dass auch persönlich individuelle Informationen, wie in diesem Beispiel das Biofeedback zur Bestimmung der richtigen Zeit für eine Pause vom Schreibtisch, genutzt werden.
Ein anderes Beispiel für personalisiertes Betriebliches Gesundheitsmanagement liefert ein deutschlandweit tätiges Unternehmen, das Impfungen und medizinische Vorsorgeuntersuchungen, wie z. B. Darm- oder Hautkrebsvorsorge, für Betriebe anbietet. Neben den mit solchen Themen zu gestaltenden "Gesundheitstagen im Betrieb", können Mitarbeitern auch Fragebögen oder Labortestkits nach Hause geschickt werden, deren Auswertung dann in individuellen Befunden und Präventionsempfehlungen für die Mitarbeiter münden.
Analog den Entwicklungen in der Medizin generell würden so idealerweise auch die Maßnahmen oder Vorschläge des Betrieblichen Gesundheitsmanagements zukünftig noch nicht einmal auf die Zusammenfassung möglichst homogener Gruppen ausgerichtet werden, sondern – wie in den obigen Beispielen – als personalisierte Maßnahmen vorgeschlagen. Das wird dann auch wieder neue Spannungsfelder entstehen lassen ("Wer definiert denn, was für mich gesund ist, das Unternehmen oder ich?").
Bevor wir diese Entwicklung in der Praxis sehen werden, wird aber noch einige Zeit vergehen. So können als aktuell realistischer Ansatz einer Differenzierung zumindest genderspezifische Angebote oder – im Arbeitsmedizinkontext – Angebote für homogene Gruppen wie "alle Außendienstmitarbeiter" oder "Ü50" (für die "über 50-Jährigen") konzipiert werden.
Hierzu können jeweils unterschiedliche Zusammenfassungen zu einer homogenen Gruppe vorgenommen werden; dies kann z. B. nach Alter, Tätigkeit oder Arbeitsort geschehen. So sind junge Berufseinsteiger mit anderen Themen und Ansätzen zu unterstützen wie ältere Arbeitnehmer, bei denen sich chronische Krankheiten häufen.
Es bleibt noch ein langer, spannender Weg bis zum "persönlichen BGM".