Berufsakademien bieten die Möglichkeit, einen Bachelorabschluss in einem dualen Studiengang zu erwerben. In der Regel setzen sich die Studenten in ihrer Bachelorarbeit mit einem praktischen Problem des ausbildenden Betriebs auseinander. Je nachdem, ob es sich um einen ausbildungsintegrierenden Studiengang, oder einen praxisintegrierenden Studiengang handelt, absolvieren die Studenten parallel eine Berufsausbildung oder regelmäßige Praktika. An der Berufsakademie wird dann der theoretische Teil der Ausbildung übernommen, während die praktische Erfahrung in einem Kooperationsunternehmen gesammelt wird. Die Theorie- und Praxisphasen dauern meist je 3 Monate und wechseln einander ab. Die angebotenen Studiengänge an Berufsakademien sind grundsätzlich im Dualen System organisiert. Reguläre Studiengänge ohne weiteren Praxisbezug, wie sie an Universitäten und Fachhochschulen angeboten werden, gehören nicht zum Portfolio der Akademien.

7.3.1 Was sind Berufsakademien (BA)?

Viele Unternehmen in Deutschland bilden heute ihre Nachwuchskräfte gemeinsam mit Berufsakademien in dualen Studiengängen aus, damit die Praxisorientierung der Ausbildung sichergestellt wird. Ein hoher Anteil an Praktikern aus den Betrieben, die die Lehrveranstaltungen durchführen, erlaubt es den Akademien, Ausbildungsinhalte schnell an die aktuellen Entwicklungen in der Wirtschaft anzupassen. Ausbildende Firmen haben ein starkes Interesse an spezifischen Lehrinhalten; entsprechender Austausch zwischen Firmen und BA steigern den Praxisbezug.

Aufbau eines dualen Studiums an der BA

Die kleinen Kursverbände mit maximal 40 Studenten erleichtern den praxisnahen Austausch unter den Teilnehmern und Dozenten. Ebenfalls im Gegensatz zu den Universitäten erfolgt die Ausbildung nach fest vorgegebenen Stundenplänen.

Die Studiendauer ist stets festgelegt und kann nicht von den Studenten individuell angepasst werden, wie es bei einem herkömmlichen Studium der Fall ist. In einem Zeitraum von 6 bis 9 Semestern (je nach Studiengang) absolvieren die Studenten ihre theoretische und praktische Ausbildung. Im Verlauf des Studiums sind Hausarbeiten (Praxisarbeiten, Projektarbeiten, Studienarbeiten) anzufertigen und diverse Prüfungen abzulegen. Die genaue Verteilung der zu erbringenden Leistungen bestimmt die jeweilige Berufsakademie und ist ebenfalls vom jeweiligen Studiengang abhängig. Die Vorlesungen sind mindestens zu 40 % durch hauptamtliche Professoren besetzt. Der überwiegende Teil der Vorlesungen wird aber von Dozenten gehalten, die sich aus Unternehmen, anderen Fachhochschulen oder Universitäten rekrutieren. Damit haben die Lehrkräfte Praxiserfahrung und die Studieninhalte können schnell an die Entwicklungen in der Wirtschaft angepasst werden. Bei den Vorlesungen besteht für die Studenten grundsätzlich Anwesenheitspflicht.

Auf die Theoriephasen, in denen vor allem das zum Studium notwendige Fachwissen vermittelt werden soll, folgen Praxisphasen, in denen dieses Wissen angewendet und vertieft werden soll. In den meisten Fällen sind die dualen Studiengänge an Berufsakademien zeitlich im Blockmodell organisiert.[1]

[1] Die Unterscheidung zwischen dem Blockmodell und dem Wochenmodell kann im Kapitel über die verschiedenen Zeitmodelle im dualen Studium nachgelesen werden, vgl. Zeitmodelle.

7.3.2 Entstehungsgeschichte der Berufsakademien

Die Berufsakademien in Baden-Württemberg entstanden aufgrund der bildungspolitischen Situation der 1960er- und beginnenden 1970er-Jahre. Durch großen Ansturm an den Hochschulen wuchs die Sorge, dass junge Menschen nicht bedarfsgerecht ausgebildet werden können. Damit würde eine hohe Arbeitslosigkeit sowie ein Mangel an Fachkräften drohen.

Im Jahr 1971 machte die Daimler-Benz AG den Vorschlag zu einer neuen Ausbildungsform: Um die Attraktivität der Ausbildung von Abiturienten zu steigern, solle im Dualen System die Ausbildung mit einer Art "Hochschulkurs-System" verbunden werden. Unterstützer dieses Grundgedankens fanden sich in den Stuttgarter Unternehmen Robert Bosch GmbH und Standard Elektrik Lorenz AG. Diese Ausbildung im Dualen System sollte eine echte Alternative zum herkömmlichen Hochschulstudium bieten.

In Kooperation mit der Württembergischen Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie und der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Neckar entwickelten die 3 Unternehmen das neue "Stuttgarter Modell". Im darauf folgenden Jahr gab der Kultusminister den Plan für die Schaffung einer Berufsakademie bekannt. Auf diese Weise sollte das Duale System in den tertiären Bereich transferiert werden.

7.3.3 Berufsakademien in Baden-Württemberg

In den Jahren 1974 und 1975 nahmen die Berufsakademien in Stuttgart und Mannheim in den Ausbildungsbereichen Wirtschaft, Technik und Sozialwesen den Betrieb auf. In den nächsten 6 Jahren kamen die Berufsakademien in Karlsruhe, Heidenheim, Villingen-Schwenningen, Ravensburg, Mosbach und Lörrach hinzu.

Das "Gesetz über die Berufsakademie im Land Baden-Württemberg" verankerte im Jahr 1982 dann die Berufsakademien im tertiären Bildungsbereich des Landes. Auf der Konferenz der Kultusminister im September 1995 in Halle wurde die Empfehlung an alle Bund...

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