Prof. Dr. jur. Tobias Huep
Zusammenfassung
Die Voraussetzungen und die Höhe des Elterngeldes sind in den §§ 1–14 BEEG ausführlich geregelt.
Das Elterngeld – ab 1.9.2021 Basiselterngeld und Elterngeld Plus genannt – ist für jeden Elternteil grundsätzlich auf 12 Monate begrenzt (§ 4 Abs. 4 Satz 1 BEEG). Nur in Härtefällen wird einem Elternteil für die vollen 14 Monate Elterngeld gewährt (dazu § 4 Abs. 3 BEEG). In jedem Fall kann (Basis-)Elterngeld nur bis zur Vollendung des 14. Lebensmonats des Kindes bezogen werden, bei angenommenen oder adoptierten Kindern längstens 14 Monate ab der Aufnahme des Kindes bei der Person, wiederum längstens jedoch bis zum 8. Lebensjahr des aufgenommenen Kindes.
Seit dem 1.1.2015 gibt es kein doppeltes Elterngeld für Eltern von Zwillingen mehr (§ 1 Abs. 1 Nr. 4 BEEG). Außerdem können Eltern das sog. Basiselterngeld, das sog. Elterngeld Plus und sog. Partnerschaftsbonusmonate miteinander kombinieren. Es gibt Unterschiede bei der Inanspruchnahme von Elterngeld Plus mit und ohne Zuverdienst. Außerdem führt die Inanspruchnahme von Elterngeld Plus zu einer Verlängerung des Bezugszeitraums über den 14. Lebensmonat des Kindes hinaus.
1 Berechtigte
Anspruch auf Elterngeld haben gem. § 1 BEEG Personen, die
- den Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland haben,
- mit einem von ihnen selbst betreuten und erzogenen Kind in einem Haushalt leben und
- eine wöchentliche Arbeitszeit von nicht mehr als 32 (gilt seit dem 1.9.2021 für seither geborene Kinder – zuvor 30 Wochenstunden) Stunden im Monatsdurchschnitt einhalten, also nicht voll erwerbstätig sind.
Dies entspricht dem Personenkreis, der nach § 15 BEEG Elternzeit beanspruchen kann.
Für fremde Kinder besteht der Anspruch auf Elterngeld nach § 1 Abs. 3 BEEG, wenn ein Kind mit im Haushalt lebt, das der Berechtigte mit dem Ziel einer Adoption aufgenommen hat, wenn er ein Kind des Ehepartners in seinen Haushalt aufgenommen hat, oder die von ihm erklärte Anerkennung der Vaterschaft noch nicht wirksam oder über die von ihm beantragte Vaterschaftsfeststellung noch nicht entschieden ist. Für nicht leibliche Kinder gilt das Gesetz vom Zeitpunkt der Aufnahme des Kindes bei der berechtigten Person.
Ausländer aus Drittstaaten (Nicht-EU-Staaten) können Elterngeld beanspruchen, wenn sie einen der in § 1 Abs. 7 BEEG aufgeführten Aufenthaltstitel haben und die weiteren, dort genannten Voraussetzungen erfüllen.
Der Anspruch entfällt, wenn das Einkommen bestimmte Grenzen übersteigt:
Für Geburten bis zum 31.3.2024 entfällt das Elterngeld, wenn ein Elterngeldberechtigter im letzten abgeschlossenen Veranlagungszeitraum vor der Geburt des Kindes ein zu versteuerndes Einkommen von mehr als 250.000 EUR erzielt hat. Sind mehrere Personen elterngeldberechtigt – also insbesondere Vater und Mutter –, so dürfen beide zusammen in diesem Zeitraum nicht mehr als 300.000 EUR zu versteuerndes Einkommen erzielt haben.
Für Geburten ab dem 1.4.2024 wird die Einkommensgrenze auf 150.000 EUR (Alleinerziehende) bzw. 200.000 EUR (Paare) abgesenkt.
Für Geburten ab dem 1.4.2025 beträgt die Einkommensgrenze einheitlich 175.000 EUR.
Arbeitszeitreduzierung ist bei Teilzeitarbeit bis 32 Wochenstunden nicht notwendig
Die Gewährung von Elterngeld setzt nicht voraus, dass ein Arbeitnehmer Elternzeit beansprucht. Teilzeitbeschäftigte mit bis zu 32 Stunden Wochenarbeitszeit im Monatsdurchschnitt brauchen ihre Arbeitszeit nicht zu reduzieren, brauchen also nicht in Elternzeit zu gehen.
Der Wechsel in eine Teilzeitbeschäftigung setzt gem. § 15 Abs. 7 Nr. 5 BEEG einen schriftlichen Antrag voraus, für ab dem 1.5.2025 geborene Kinder genügt ein Antrag in Textform, z. B. per E-Mail. Der Arbeitgeber kann die Verringerung oder die Verteilung unter Berufung auf dringende betriebliche Gründe ablehnen. Die Ablehnung muss gem. § 15 Abs. 5 Satz 4 BEEG innerhalb von 4 Wochen schriftlich erfolgen. Für ab dem 1.5.2025 geborene Kinder genügt auch dafür die Textform.
Teilzeitarbeit kann gem. § 15 Abs. 4 Satz 3 BEEG auch bei einem anderen Arbeitgeber oder in selbständiger Tätigkeit erbracht werden. Dies erfordert allerdings die Zustimmung des Arbeitgebers, die dieser gem. § 15 Abs. 4 Satz 4 BEEG jedoch nur innerhalb von 4Wochen aus dringenden betrieblichen Gründen ablehnen kann. Die Ablehnung bedarf auch hier der Schriftform, für ab dem 1.5.2025 geborene Kinder genügt ebenfalls die Textform.
Elterngeld können auch nicht leibliche Eltern ähnlich wie Elternzeit beantragen. Dies betrifft insbesondere die Aufnahme des Kindes zur Adoption, des Kindes eines Ehepartners oder im Vorfeld einer Anerkennung einer Vaterschaft. Arbeitnehmer, die wegen eines Kindes in Vollzeitpflege nach § 33 SGB VIII in Elternzeit sind, haben keinen Anspruch auf Elterngeld. Sie beziehen stattdessen Pflegegeld nach § 39 SGB VIII.
Sonderregeln bestehen ferner für Arbeitnehmer ohne Wohnsitz oder Aufenthalt in Deutschland (z. B. für Expatriates), für Entwicklungshelfer und Ähnliche sowie für Nicht-EU-Bürger. Keinen Anspruch auf Elterngeld haben Großelt...