Zusammenfassung
Als Entspannung bezeichnet man den körperlich und geistig spürbaren und messbaren Zustand der Ruhe und Gelassenheit. Entspannung als Gegenpol zur Anspannung erhält und fördert die Gesundheit, indem es nicht zu einer Überspannung und damit zu einer Überlastung (Daueranspannung) oder gar zu einem Burnout kommt. Bei unserem Lebensstil überwiegt jedoch oft die Anspannung.
Physische und/oder psychische Anspannung kann durch äußere Reize (sog. Stressoren), die auf den Menschen einwirken, entstehen. Dies kann zu typischen Stressreaktionen, wie z. B. gesteigerter Nervosität, Kopf- oder Rückenschmerzen, führen. Entspannung kann reaktionsorientiert sowohl kurzfristig (akut) als auch langfristig (nachhaltig) die Bewältigung positiv beeinflussen. Der zugrunde liegende Mechanismus ist dabei stets ein "Geschehen lassen".
1 Bedeutung von Entspannung im (Arbeits-)Alltag
Spannung – Anspannung – Überspannung – Entspannung …, der Mensch braucht den regelmäßigen und hinreichenden Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung. Daher braucht jede Belastung eine Entlastung, jede Anspannung eine Entspannung. Der Mensch ist kein Perpetuum Mobile. Der Beleg dafür ist sein Tagesablauf, die natürlichste und für den Menschen beste Entspannungsmethode ist der Schlaf.
Stress, Burnout und psychische Erkrankungen gehören zu den größten gesundheitlichen Belastungen und sind damit ein zentrales gesellschaftliches Thema. Eine der wichtigsten Lösungen dafür ist das Lebensprinzip "Entspannung".
Anspannung und Entspannung sollten im Gleichgewicht zueinander stehen. Genauso wie die Entspannung benötigt der Mensch die Anspannung durch z. B. Herausforderung. Optimal kann eine Herausforderung/Belastung gemeistert werden, wenn genügend Ressourcen zur Bewältigung (z. B. Selbstvertrauen, Qualifikation oder gutes Zeitmanagement) vorhanden sind sowie auf die Anspannung wiederum Entspannung/Erholung folgen kann.
Viele gestresste Menschen haben Schlafstörungen, da sie nicht mehr abschalten und entspannen können. Der Druck im Unternehmen oder privat wird immer größer, die Negativspirale kann sich von Daueranspannung bis zum Burnout nach oben schrauben.
Damit es nicht so weit kommt, sollte ein gesundes und nachhaltiges Unternehmen seine Mitarbeitenden schulen oder sogar die Gelegenheit bieten, im Unternehmen zu entspannen (Stichwort: Verhaltens- und Verhältnisprävention). Von den zahlreichen Entspannungsmöglichkeiten (s. Tab. 1) sind nicht alle dafür geeignet, vom bzw. im Unternehmen gefördert zu werden, weshalb die Wissensvermittlung eine mindestens genauso wichtige Rolle einnimmt.
2 Anspannung und Entspannung als Lebensprinzip
2.1 Die Rolle des Nervensystems
Unser Nervensystem besteht aus dem zentralen Nervensystem (ZNS) für willkürlich gesteuerte Vorgänge (z. B. Bewegung) und dem vegetativen Nervensystem (VNS) für autonome Vorgänge (z. B. Atmung). Der innere Zustand von Anspannung und Entspannung kann nicht willkürlich gesteuert werden. Der Mensch kann lediglich indirekt den Sympathikus oder Parasympathikus als Teil des VNS aktivieren.
Eine Aktivierung des Sympathikus z. B. durch Stress führt zu Anspannung und Leistungsbereitschaft. Eine Aktivierung des Parasympathikus z. B. durch Entspannung führt hingegen zu Erholung und Regeneration.
2.2 Was ist Stress?
Der Begriff Stress kommt aus dem Englischen und bedeutet nichts anderes als Druck oder Spannung. Stress kann sowohl positiv (Eustress) als auch negativ (Disstress) sein. Insofern wird er auch unterschiedlich definiert: Hans Selye, bezeichnete in den 30er-Jahren Stress als "Die Würze des Lebens". Prof. Gert Kaluza definiert Stress hingegen mit "Jede Situation, die ein Mensch als überfordernd oder bedrohlich wahrnimmt". Beide haben Recht. Jeder empfindet Stress unterschiedlich. Was für den einen schon eine Überforderung bedeutet, ist für den anderen eine positive Herausforderung. Vereinfacht gesagt, bedeutet Stress die Aktivierung von Energie.
2.2.1 Was passiert, wenn der Körper in Stress gerät?
Der Herzschlag beschleunigt sich, die Muskeln spannen sich an, die Atmung wird flach und schnell, Energie wird bereitgestellt, das logische Denken wird blockiert, um Gefahrensituationen über den Instinkt zu begegnen. Die Stresshormone Adrenalin, Dopamin, Cortisol u. a. werden vom Körper ausgeschüttet und dadurch werden Energiereserven freigesetzt, die aber wiederum unser Immunsystem auf Dauer schwächen. Richtig dosierter Stress ermöglicht allerdings auch optimale Leistung.
Die Stressreaktion stellt ein uraltes Überlebensprogramm zur Vorbereitung auf "Kampf oder Flucht" dar. Heutzutage lassen sich Stressbelastungen z. B. am Arbeitsplatz oder im Straßenverkehr nicht durch Flucht oder Kampf lösen, sondern müssen anderweitig kompensiert werden, da sonst schwerwiegende Folgen auftreten können.
2.2.2 Was passiert, wenn der Körper nicht entspannen kann?
Negative Auswirkungen im beruflichen Umfeld können z. B. sein:
- die Verminderung der Gedächtnisleistung und Konzentration,
- Abnahme der Motivation,
- allgemeine Schwächung der Leistungsfähigkeit,
- Beeinträchtigung des Betriebsklimas,
- Steigerung der Fehlzeiten- und Krankheitstage.
Physische und psychische Folgen von fehlenden Entspannungsmöglichkeiten können u. a. sein: