Deutsche Telekom AG – Products & Innovation, IT, Mitarbeiter: ca. 2.500, Sitz: Darmstadt
Gesprächspartner: Dr. Wolf Wehner, Product Owner Agile Transition Team
Britta Redmann: Was war der Auslöser für den Abschluss einer Betriebsvereinbarung zu Agilität?
Dr. Wolf Wehner: Auslöser für den Abschluss einer Betriebsvereinbarung war die Einführung agiler Methoden, die wir seinerzeit zunächst im Konzernbereich ›Products & Innovation‹ angewandt haben. Im Wesentlichen ging es hierbei um Scrum und Kanban. Bei der Einführung haben wir relativ schnell gemerkt, dass sich durch agile Methoden die Zusammenarbeit stark verändern kann und hier ein hohes Maß an Transparenz herrscht. Dies hat bei uns dazu geführt, dass wir uns die Frage gestellt haben, inwieweit dieses neue Modell der Zusammenarbeit denn zustimmungspflichtig sei. Aus diesem Impuls heraus haben wir bereits sehr früh Kontakt mit unserem Betriebsrat aufgenommen. Gleichzeitig wollten wir hier der Sorge vom Betriebsrat als auch von Mitarbeitern vorgreifen, nicht die individuelle Leistung zu erfassen, sondern vielmehr Vorteile von agilem Arbeiten, wie Selbstorganisation und Selbstmotivation, fördern. Mit der Betriebsvereinbarung stellen wir das für alle klar. Daher war es uns wichtig, direkt von Anfang an auf den Betriebsrat zuzugehen und eine solche Vereinbarung gemeinsam und partnerschaftlich aufzusetzen.
Britta Redmann: Wer saß mit am Tisch?
Dr. Wolf Wehner: Es waren Vertreter aus der HR-Abteilung, dem Betriebsrat und auch Mitglieder des ›Agil Transition Team‹ dabei. Hierbei war es sicherlich ein hilfreicher Zufall, dass einige Betriebsratsmitglieder schon Kontakt mit agilen Methoden hatten – wie beispielsweise in der Rolle des Scrum Masters – und dadurch von der Einführung direkt betroffen waren. Die Betriebsvereinbarung ist eine lokale Vereinbarung und gilt nur für die Angestellten des Bereichs ›Product Innovation‹. Vom Startschuss bis zur Unterschrift hat es insgesamt so um die sechs Monate gedauert.
Britta Redmann: Welche Vorteile hat die Betriebsvereinbarung?
Dr. Wolf Wehner: Durch die Vereinbarung wurden agile Arbeitsmethoden – und damals waren wir ja noch in der Einführung – viel leichter bei den Mitarbeitern akzeptiert. Wir haben z. B. das ›Agile Manifest‹ in die Präambel aufgenommen und wollten durch die Betriebsvereinbarung ein einvernehmliches Commitment zu agilem Arbeiten von beiden Seiten – Arbeitgeber und Betriebsrat – gestalten und zusichern. Dadurch haben wir Rechtsicherheit geschaffen.
Britta Redmann: Was sind die Besonderheiten bei dieser Betriebsvereinbarung?
Dr. Wolf Wehner: Es war uns klar, dass, wenn wir eine Vereinbarung über agiles Arbeiten abschließen, wir auch Raum lassen müssen für die späteren Erfahrungen, die wir mit Agilität machen. Zwei Punkte waren uns daher besonders wichtig: Zum einen wollten wir eine schlanke Vereinbarung und zum anderen, dass wir die gleichen Prinzipien anwenden wie im agilen Prozess. Dies bedeutet in der Praxis, dass wir uns auf bestimmte Punkte verständigt haben, dann aber immer wieder in bestimmten Zyklen gemeinsam über die Vereinbarung schauen und reflektieren, wie agiles Arbeiten bei uns funktioniert und ob wir ggf. Anpassungen in den Regelungen oder in dem BV-Prozess vornehmen müssen. Dies geschieht in vorher fest vereinbarten Terminen, ähnlich wie in Retrospektiven und Reviews. Die Betriebsvereinbarung gibt uns einen groben Rahmen, in dem wir Handlungsspielräume nutzen können und hier auch ›ausprobieren können‹ und gleichzeitig verbindlich Rechte wahren.
Britta Redmann: Welche drei wichtigen Tipps hätten Sie für Unternehmen, die eine Betriebsvereinbarung zu agilem Arbeiten abschließen möchten?
Dr. Wolf Wehner:
- Ganz wichtig ist, den Verhandlungspartner, also den Betriebsrat, frühzeitig einzubinden.
- Für eine größtmögliche Akzeptanz ist eine offene Kommunikation in das gesamte Unternehmen über die Einführung und den Nutzen von Agilität entscheidend.
- Eine Betriebsvereinbarung sollte zum Thema Agilität nicht statisch, sondern beweglich sein. Es lohnt sich hier, agile Prozesselemente auch auf eine solche Vereinbarung anzuwenden und somit auch hier schon in der Erarbeitung und im Abschluss agil zusammenzuwirken.