VAUDE GmbH & Co.KG, Produzent von Bergsportausrüstung
Mitarbeiter: 500, Sitz: Tettnang (Bodensee)
Gesprächspartnerin: Miriam Schilling, Personalleiterin
Britta Redmann: Warum arbeiten Sie mit ganz flexiblen, unterschiedlichen – agilen – Arbeitszeiten?
Miriam Schilling: Da gibt es verschiedene Gründe: Zum einen ist uns Innovation wichtig und wir glauben daran, dass Mitarbeiter innovativer sind, wenn sie neben ihrer Arbeit noch etwas anderes tun – vor allem dann, wenn das die Dinge sind, die sie tun möchten. Zum anderen ist es für uns auch eine Maßnahme, mit der es uns gelingt, Mitarbeiter zu gewinnen und auch miteinander in Beziehung zu bleiben. Wir ermöglichen damit mehr Gestaltung für den Einzelnen, sein Leben nach seinen Vorstellungen zu führen. Unser Firmensitz liegt in einem sehr ländlichen Gebiet und hat kein großes Einzugsgebiet. Für uns sind unterschiedliche, individuelle Arbeitszeitmodelle sicherlich hilfreich, damit wir als Arbeitgeber attraktiv bleiben. Zudem kommt aber noch hinzu, dass wir ein Leben neben der Arbeit für ganz wichtig halten. So hat beispielsweise unsere Geschäftsführerin, Dr. Antje von Dewitz, selbst eine Familie mit vier Kindern und weiß, dass es wichtig ist, Möglichkeiten zu schaffen, Arbeit und Familie gut miteinander verbinden zu können. Es liegt zudem in unserer Firmengeschichte, dass wir immer schon sehr bemüht sind, individuelle Bedürfnisse von Mitarbeitern mit unseren betrieblichen Bedürfnissen in Übereinstimmung zu bringen. Mit dem Wachsen des Unternehmens ist diese Flexibilität mit gewachsen.
Britta Redmann: Wie gelingt das planungstechnisch? Woran haben Sie sich dabei orientiert?
Miriam Schilling: Wir haben bisher das große Glück, dass wir ganz individuell auf die Wünsche der Mitarbeiter eingehen können. Tatsächlich führen wir in der Personalabteilung zusammen mit dem Mitarbeiter und der Führungskraft ausführliche Gespräche darüber, was der Mitarbeiter sich als Zeitmodell vorstellt. In fast allen Fällen haben wir es geschafft, den Wunsch des Mitarbeiters zu verwirklichen. Natürlich schauen wir, ob der Wunsch sich auch innerhalb der betrieblichen Rahmenbedingungen verwirklichen lässt, ob also z. B. das Budget eine zeitliche Aufstockung hergibt oder die Arbeitsbelastung reduziert werden kann. Faktoren wie betriebliche, saisonale Bedürfnisse werden mit einbezogen und müssen auch gegeben sein. Es wird also immer geschaut, ob der jeweilige Wunsch auch mit dem Arbeitsalltag kompatibel ist und wie es ggf. sinnvoll umsetzbar wäre. Wichtig ist hierbei auch, wie die Teamzusammensetzung insgesamt ausschaut: Kann mit den unterschiedlichen Zeitmodellen auch der Arbeitsauftrag reibungslos gewährleistet werden? Schwierig ist es z. B., wenn Mitarbeiter – speziell in der technischen Abteilung – weite Dienstreisen, z. B. nach Asien, unternehmen müssen und dann in Teilzeit arbeiten. Die Dienstreisen werden dann entsprechend zeitlich umgerechnet und anschließend ist der Mitarbeiter erst einmal mehrere Wochen nicht vor Ort, da er so viele Stunden angesammelt hat. Solche Fälle müssen vorher im Team koordiniert, abgestimmt und vor allem durch das Team aufgefangen werden. Hier sind wir daher dazu übergangen, in besonderen Tätigkeitsbereichen bestimmte Schwellenwerte, wie z. B. Verfügbarkeiten von 80 %, als Voraussetzung zu nehmen. Auch bei Führungskräften haben wir in der Regel ein zeitliches Volumen von 70 bis 80 %.
Das Team wird immer sehr transparent und offen in die jeweiligen Belange mit einbezogen. Hierdurch haben wir oft Synergieeffekte, z. B. wenn ein Mitarbeiter aufstocken möchte, ein anderer dagegen eher etwas weniger arbeiten will. Das Gleiche gilt auch für kurzfristige Veränderungen, z. B. weil jemand eine dreimonatige Rucksacktour durch Pakistan antreten möchte und das Team das dann insgesamt als Gruppe auffängt und in dieser Zeit mehr Aufgaben übernimmt.
Britta Redmann: Wer entscheidet?
Miriam Schilling: Es ist uns sehr wichtig, dass das Team die Entscheidung mitträgt – daher auch die transparente Einbindung. Die Entscheidung, ob das Modell gefahren werden kann, obliegt dann der Führungskraft. Die HR-Abteilung ist Begleiter und Berater in diesen Prozessen. Wir sind Anlaufstelle, um den Wunsch dann gemeinsam zu erörtern und um auch zu möglichen Lösungen anzuregen und vielleicht auch bei Konflikten zu vermitteln. Wir stehen der Führungskraft zur Seite und unterstützen bei der Organisation und helfen, neue Modelle zu entwickeln. Die Verantwortung für die Entscheidung obliegt der Führungskraft jedoch allein. Einfach deswegen, weil sie letztendlich auch für einen funktionierenden Arbeitsablauf sorgen muss.
Britta Redmann: Welche Arten von verschiedenen Arbeitsmodellen gibt es?
Miriam Schilling: Bei uns sind alle möglichen Formen denkbar und können vorgebracht werden. Wir haben auch die Möglichkeit des Homeoffice und des mobilen Arbeitens. Das ist besonders für Mitarbeiter günstig, die an einem anderen Ort als dem Arbeitsort wohnen und dann z. B. drei Tage hier arbeiten und den Rest von zu Hause a...