Dipl.-Psych. Julia Scharnhorst
Der erste Versuch, das Thema Resilienz im Unternehmen unterzubringen, besteht häufig darin, lediglich einen Kurs zu diesem Thema in das allgemeine Fortbildungsprogramm aufzunehmen. Es wird davon ausgegangen, dass interessierte Mitarbeiter sich dann selbst für diese Seminare anmelden werden. Leider stellt sich dann oft heraus, dass dieses Angebot nicht sehr gut angenommen wird und das Thema wird wieder aufgegeben. Das ist bedauerlich, weil das gesamte Thema damit oft wieder fallen gelassen wird mit der Überzeugung: "Das läuft bei uns nicht!"
Mehr Erfolg verspricht ein gut geplantes und gezieltes Vorgehen!
Verantwortlichkeit: Als erstes sollte ein Bereich im Betrieb die Verantwortung für das Thema übernehmen, z. B. die Personalabteilung oder das betriebliche Gesundheitsmanagement. Es wird ein "Treiber" benötigt, der sich um das Thema Resilienz mit Engagement kümmert und es vorantreibt.
Zielsetzung: Überlegen Sie, welches Ziel genau verfolgt wird. Sich nur mit Resilienz zu beschäftigen, weil das gerade Mode zu sein scheint, reicht nicht! Bei den Mitarbeitern werden Angebote auch nur akzeptiert werden, wenn ihnen damit wirklich etwas Gutes getan werden soll. Auf der einen Seite den Arbeitsdruck zu erhöhen und dies auf der anderen Seite mit Resilienzkursen ausgleichen zu wollen, wird nicht funktionieren!
Erst wenn Sie genau wissen, was Sie mit der Resilienzförderung in Ihrem Betrieb erreichen möchten, können Sie auch entscheiden, in welchen Bereichen und auf welchen Ebenen Sie ansetzen wollen und können geeignete Maßnahmen ableiten.
Synergien schaffen: Am Anfang sollte eine Bestandsaufnahme erfolgen. Welche Angebote und Maßnahmen gibt es bereits im Unternehmen, die sich mit dem Thema der Widerstandsfähigkeit verknüpfen lassen? Prüfen Sie auf jeden Fall die Angebote der Personalabteilung und des betrieblichen Gesundheitsmanagements! Sicherlich gibt es schon einige Angebote und diese sollten sinnvoll miteinander verknüpft werden, indem sie z. B. aufeinander aufbauen oder auf bestimmte Zielgruppen zugeschnitten sind.
Welche Abteilungen sind bereits resilient und wo besteht Förderungsbedarf?
Grundmodell festlegen: Bevor Sie starten, sollten Sie sich auf ein Resilienzmodell festlegen. Was genau verstehen Sie unter Resilienz? Was gehört für Sie dazu? Erst dann können Sie aus diesem Modell Ziele ableiten und dazu passende Maßnahmen planen. Ein häufiger Fehler ist, einfach recht wahllos verschiedene Themen anzupacken, die irgendwie zur Resilienz zu passen scheinen.
Umfassendes Konzept erstellen: Nehmen Sie sich die Zeit, um ein passendes Konzept zur Resilienzförderung für Ihr Unternehmen zu erstellen. Fangen Sie lieber später an, als zu früh mit Einzelmaßnahmen zu starten, die dann keine dauerhafte Wirkung haben oder nicht angenommen werden.
Unterschiedliche Konzepte
Dem Begriff Resilienz liegt kein einheitliches psychologisches Konzept zugrunde. Verschiedene Forscher und Experten arbeiten mit unterschiedlichen Konzepten, die sich zwar teilweise überschneiden, aber jeweils andere Faktoren umfassen oder die Wichtigkeit der einzelnen Faktoren anders gewichten. Wichtig für die praktische Arbeit in der Resilienzförderung ist aber, ein Modell zugrunde zu legen, damit Maßnahmen nicht beliebig und nachvollziehbar durchgeführt werden.
Wie lässt sich nun im Rahmen des Arbeitsfeldes die Resilienz von Mitarbeitern fördern? Was kann ein Unternehmen tun und anbieten?
Da Resilienz ja aus ganz unterschiedlichen Komponenten besteht, können Betriebe durchaus auswählen, auf welche Faktoren sie ihren Schwerpunkt legen wollen. Viele Unternehmen werden auch vorwiegend das berufliche Umfeld in den Fokus nehmen wollen.
Maßnahmen zur Resilienzförderung
Ein Unternehmen hat sich entschieden, Maßnahmen zur Resilienzförderung für die Mitarbeiter anzubieten. Es wird das Resilienz-Modell von Al Siebert als Grundlage genommen. Zu Beginn des Projekts soll nur auf die beiden Ebenen der Grundstufe eingegangen werden.
In einem ersten Schritt wird geprüft, wo es auf den verschiedenen Stufen Anknüpfungspunkte zu bereits vorhandenen Angeboten gibt. Danach kann entschieden werden, wo noch "Lücken" bestehen und spezielle Maßnahmen entwickelt werden sollen.
- Ebene Optimale Gesundheit und Wohlergehen fördern (Belastungen reduzieren, vitalisierende Aktivitäten steigern, soziales Netzwerk stärken): Hier ergeben sich gute Anknüpfungspunkte zum betrieblichen Gesundheitsmanagement. Hier liegt bereits eine Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung vor, auf die zurückgegriffen werden kann, um Belastungsfaktoren zu reduzieren. Es gibt auch bereits viele Angebote zur Gesundheitsförderung, z. B. ein internes Fitness-Studio. Es wird beschlossen, die Erarbeitung individueller Belastungsfaktoren und die Förderung von vitalisierenden Aktivitäten in ein neues Resilienztraining zu integrieren. Auch die Stärkung des sozialen Netzwerks soll hier zum Thema gemacht werden, sich aber auf das berufliche Netzwerk beschränken.
- Ebene Problembewältigung erlernen (verschiedene A...