Gehaltsvergleiche, häufig "Gehalts-Benchmarks" genannt, sind eine wichtige Grundlage, um Gehaltsbandbreiten bestimmter Funktionen oder Funktionsgruppen zu definieren. Sie werden für die Gehaltsfindung bei Neueinstellungen und für die jährliche Anpassung der Gehälter eingesetzt. Bei Gehaltsverhandlungen ist die Klarheit über die am Markt vorherrschenden Vergütungsstrukturen für beide Seiten von Vorteil:
- der Prozess der Gehaltsfindung beschleunigt sich und
- es wird verhindert, dass sich eine der Parteien übervorteilt fühlt, weil "objektive" Grenzen vorliegen, innerhalb derer eine Einigung fair und angemessen ist.
Mit einem Gehaltsangebot "unter Marktwert" können Unternehmen die begehrten Fach- und Führungskräfte nicht gewinnen. Überzogene Angebote hingegen bringen allenfalls kurzfristige Erfolge, denn auf Dauer belasten die hohen Personalkosten und allein über das Gehalt kann die Loyalität der Arbeitnehmer nicht erkauft werden. Gleichwohl ist es für eine längerfristige Mitarbeiterbindung wichtig, die Vergütung immer wieder an den Gegebenheiten des Marktes auszurichten.
Die Höhe des frei verhandelbaren Gehalts hängt dabei von vielen unterschiedlichen Faktoren ab, die sich auch untereinander beeinflussen können. Wichtige Einflussgrößen auf Seiten der Mitarbeiter sind:
- Nachfrage nach dem Profil am Markt
- Qualifikation
- Berufserfahrung
- Branche
- Hierarchieebene (verbunden mit dem Grad an Personalverantwortung und Entscheidungsbefugnissen) sowie
- Region.
Sollen Gehälter verglichen werden, um einen eventuellen Handlungsbedarf beim eigenen Vergütungsangebot zu erkennen, muss zuerst klar definiert sein, was mit Gehalt gemeint ist. Wie eingangs beschrieben, reicht es längst nicht mehr aus, nur die baren Gehaltsbestandteile zu betrachten, denn variable Gehaltsbestandteile und Benefits ergänzen heute zunehmend die Fixgehälter. Auch Zusatzleistungen wie z. B. Firmenwagen, Versicherungsleistungen oder betriebliche Altersvorsorge müssen mit einbezogen werden. Diese Nebenleistungen werden als Bruttoeinkommensäquivalent dargestellt, welches ein Mitarbeiter zusätzlich verdienen müsste, wenn das Unternehmen diese Leistungen nicht anbieten würde.
Offene und geschlossene Gehaltsstudien
Standard-Tabellen, die zum Teil im Internet kostenfrei zur Verfügung stehen, sind wenig brauchbar. Zumeist dienen sie nur dazu, das Interesse zu wecken, die vollständige Gehaltsstudie zu erwerben. Die oben genannten Einflussfaktoren werden hier nicht berücksichtigt und spiegeln daher nicht die Situation der jeweiligen Branche und des Unternehmens wider. Bei diesen so genannten offenen Studien wird unterschieden zwischen reinen Kaufstudien, die jedes Unternehmen – oft auch via Internet – käuflich erwerben kann, und Teilnehmerstudien, die nur von den teilnehmenden Unternehmen erworben werden können, an denen aber auch jedes Unternehmen teilnehmen kann. Geschlossene Studien werden hingegen meist auf Anforderung eines Unternehmens durchgeführt, der Zugang ist exklusiv und nur den an der Studie beteiligten Unternehmen stehen die Ergebnisse zur Verfügung. Reinen branchen- oder funktionsbezogenen Studien stehen cross-industry-Studien gegenüber, die in ihren Gesamtergebnissen nicht nach der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Branche differenzieren.
Valide Vergütungsstudien werden auf dem Markt von Personal- und Branchenverbänden, Unternehmensberatungen und Online-Jobbörsen angeboten. Die wohl bekanntesten sind:
- Deutsche Gesellschaft für Personalführung (DGFP)
- PwC
- Korn Ferry
- Hay Group
- Aon Hewitt
- Kienbaum Consultants International
- Willis Towers Watson
- Stepstone.
Kauf einer Vergütungsstudie
Wer eine Vergütungsstudie kaufen will, sollte genau prüfen, ob die erhobenen Daten und die beteiligten Vergleichsunternehmen zur eigenen Unternehmensstruktur und -situation passen. Auch die wirtschaftliche Phase, in der sie entstanden sind, muss mit der aktuellen Situation vergleichbar sein. Wer regelmäßig mit Personalberatungen arbeitet, kann häufig als "kostenlose Kundenbindungsmaßnahme" eine Auskunft über Gehaltsbandbreiten für bestimmte Positionen bekommen. Solche Erfahrungswerte sind oft hilfreicher als eine Statistik, weil sie zumeist "tagesaktuell" sind und direkt aus dem Markt kommen.