Bereits Frederick Herzberg (The motivation to work, 1959) hat sich die Frage gestellt, was Motivation fördert, und was sie zerstört bzw. warum Menschen bei der Arbeit motiviert oder demotiviert sind. Er befragte Mitarbeiter nach Ereignissen, die sie zufrieden stimmen würden, und nach solchen, die sie unzufrieden machen würden. Die Ergebnisse wurden in zwei Faktoren abgegrenzt:
- den Hygienefaktoren, die vor allem Antworten auf die Frage nach Ereignissen, die zu Unzufriedenheit führten, betrafen, und
- den Motivatoren der Arbeit, die Antworten auf die Frage nach Ereignissen, die zufrieden machen würden, betrafen.
Demnach zählen zu den Hygienefaktoren unter anderem die Führungskultur, die Qualität der Beziehung zur Führungskraft und unter der Belegschaft, die Arbeitsbedingungen und das Gehalt. Zu den Motivatoren hingegen zählen Themen wie Anerkennung, die Arbeit selbst, Verantwortung, Leistungserleben und ein Wachstumsgefühl. Beide Faktoren bedingen einander nicht unbedingt. Das Gegenteil von Unzufriedenheit nach Herzberg ist nicht Zufriedenheit, sondern nur das Ausbleiben von Unzufriedenheit. Die Bezahlung eines fairen Gehalts bedeute zwar, dass die Unzufriedenheit bzgl. des Gehalts gebannt ist, zufrieden ist man aber deswegen noch nicht. Nach Herzberg kann Zufriedenheit auch nicht aus einer Erfüllung oder Übererfüllung der Hygienefaktoren entstehen. Das würde bedeuten, dass die Motivation bis zu einem gewissen Geldbetrag steigt und danach unabhängig vom Geld variiert.
Anhand der neuesten Forschung kann Geld als Motivation weder bestätigt noch verneint werden. Es ist stark individuell abhängig. Es gibt aber eine Reihe von Faktoren, die das Verhältnis zur Entlohnung beeinflussen:
- die Gene,
- die frühkindlichen Erfahrungen in Bezug auf Sicherheit,
- das Verhalten unserer Vorbilder (Eltern in Bezug auf Geld),
- die eigene Persönlichkeit,
- die eigenen Erfahrungen mit Geld,
- das soziale Umfeld,
- unsere Glaubensgrundsätze.
Ist ein Mitarbeiter eher eine ängstliche Persönlichkeit, dessen Eltern eher sicherheitsorientiert waren und dessen Erfahrung mit Sparen positiv besetzt ist, dann wird eine Gehaltserhöhung wahrscheinlich nicht der große Motivator sein. Ein risikobereiter, an Reichtum orientierter Mitarbeiter, dem Status anhand von Kleidung und Autos wichtig ist, wird dagegen eher durch eine Gehaltserhöhung zu motivieren sein. Es gibt Menschen, für die Geld ein reiner Hygienefaktor ist, aber auch Menschen, die in Geld eine Motivation sehen. Für Menschen, bei denen Geld mit Motivation verknüpft ist, sollte es darum durch Vergütung eine realistische Chance geben, dieses Bedürfnis auszuleben.
Leistungsbezogenes Gehalt
Bei Gehaltsverhandlungen mit einem Mitarbeiter, für den Geld ein Motivator ist oder sein könnte, könnte darum beispielsweise ein leistungsbezogenes Gehalt, möglichst ohne Deckelung, verhandelt werden. Es gibt Menschen, die die Aussicht, richtig viel Geld zu verdienen, anspricht. Hier könnten ein geringes Fixum und eine hohe leistungsabhängige Variable leistungsfördernd wirken. Warum sollte das nur im Vertrieb funktionieren?