Anke Mächler-Poppen, Jens Brehm
Zusammenfassung
Ein Gesundheitsrisiko bezeichnet im Kontext des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) und der ISO 45001 alle Gefährdungen und Risiken, die die physische oder psychische Gesundheit von Beschäftigten beeinträchtigen können. Diese können sich aus Arbeitsbedingungen, organisationalen Strukturen, Verhaltensweisen oder der Umgebung ergeben. Ziel ist die systematische Identifikation, Bewertung und Minimierung dieser Risiken, um sichere und gesunde Arbeitsplätze zu schaffen, die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen und die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern.
Die Norm ISO 45001 verfolgt mehrere zentrale Ziele im Bereich Arbeits- und Gesundheitsschutz und unterstützt Unternehmen dabei, systematisch Risiken zu erkennen und zu minimieren, um Arbeitsunfälle, Gesundheitsgefahren sowie berufsbedingte Krankheiten zu reduzieren und somit die Arbeitssicherheit zu verbessern (ISO 45001, 2018; BGW, 2023).
1 Gesundheitsrisiko im BGM
Das BGM verfolgt einen evidenzbasierten, systemischen Ansatz zur gesundheitsförderlichen Gestaltung von Arbeitsbedingungen. Gesundheitsrisiken werden in 3 Hauptkategorien unterteilt:
- physische Risiken,
- psychosoziale Risiken
- chemische/biologische Risiken.
1.1 Physische Gesundheitsrisiken
Zu den physischen Gesundheitsrisiken gehören Gefährdungen, die durch physische Arbeitsbedingungen entstehen, z. B.:
- unzureichende Ergonomie am Arbeitsplatz,
- Lärmbelastung, Vibrationen oder schlechte Luftqualität,
- Belastungen durch Schichtarbeit oder repetitive Bewegungen,
- extreme Temperaturen,
- Chemikalien und gefährliche Substanzen,
- Zwangshaltungen und ungünstige ergonomische Bedingungen.
1.2 Psychosoziale Gesundheitsrisiken
Psychosoziale Gesundheitsrisiken umfassen Gefährdungen, welche die psychische Gesundheit beeinträchtigen können, z. B.:
- Stress durch hohe Arbeitsbelastung, Zeitdruck, mangelnde Unterstützung oder unklare Anforderungen,
- Konflikte im Team oder zwischen Führungskräften und Mitarbeitern,
- mangelnde Work-Life-Balance oder fehlende Autonomie,
- Mobbing, Diskriminierung,
- emotionale Belastungen durch Kundenkontakt.
1.3 Chemische/biologische Risiken
Diese Kategorie umfasst Gefährdungen durch den Umgang mit chemischen Stoffen oder biologischen Agenzien, die gesundheitsschädlich sein können, wie z. B.
- Chemikalien,
- Dämpfe,
- Viren oder Bakterien.
2 Rolle des Gesundheitsrisikos in der ISO 45001
Die ISO 45001 ist die internationale Norm für Arbeitsschutzmanagementsysteme (Occupational Health and Safety Management Systems, OHSMS). Sie bietet Unternehmen einen Rahmen, um Gesundheits- und Sicherheitsrisiken systematisch zu bewerten und zu managen (ISO 45001, 2018).
2.1 Gefährdungsidentifikation und Risikobewertung
- Erfassung aller Gefährdungen am Arbeitsplatz, die Beschäftigte physisch oder psychisch belasten können (BGW, 2023),
- Berücksichtigung technischer, organisatorischer und kultureller Aspekte (z. B. Sicherheitskultur),
- Ableitung von Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention, die sich auf die Beschäftigten und nicht nur auf die Arbeitsbedingungen beziehen (ISO 45003, 2021).
2.2 Kontrollhierarchie zur Risikominimierung
- Beseitigung von Risiken: Risiken sind möglichst an der Quelle zu eliminieren (z. B. Ersatz gefährlicher Substanzen),
- Risikominderung: Technische, organisatorische oder persönliche Schutzmaßnahmen implementieren, wenn eine Eliminierung nicht möglich ist,
- kontinuierliche Verbesserung: Regelmäßige Evaluierung und Optimierung der Prozesse zur nachhaltigen Minimierung von Gesundheitsrisiken (ISO 45001, 2018).
2.3 Psychosoziale Gesundheitsrisiken in der ISO 45003
Die ISO 45003 betont, dass neben betrieblichen Schutzmaßnahmen auch individuelle Bewältigungsstrategien für psychosoziale Risiken gefördert werden sollten (ISO 45003, 2021).
Relevanz der Verknüpfung von BGM und ISO 45001
Die Verbindung von BGM und ISO 45001 ermöglicht Unternehmen, Gesundheitsförderung und Arbeitsschutz zu vereinen. Diese Kombination bietet:
- Präventiven Mehrwert: Risiken werden frühzeitig erkannt und minimiert.
- Compliance-Sicherheit: Einhaltung gesetzlicher und normativer Anforderungen.
- Kulturwandel: Förderung einer gesundheitsbewussten Unternehmenskultur (ISO 45001, 2018).