FinMin Nordrhein-Westfalen, Erlaß v. 2.11.2009, S 2337 - 3 - V B 3
Bezug: FinMin Nordrhein-Westfalen, Erlass vom 2.1.2008, S 2337 – 3 – V B 3
Für Entschädigungen an Mitglieder kommunaler Vertretungen gilt ab dem Veranlagungszeitraum 2009 Folgendes:
A. Allgemeines
Die den ehrenamtlichen Mitgliedern kommunaler Vertretungen gewährten Entschädigungen sind grundsätzlich als Einnahmen aus „sonstiger selbstständiger Arbeit” i.S. des § 18 Abs. 1 Nr. 3 Einkommensteuergesetz (EStG) einkommensteuerpflichtig. Das gilt insbesondere für Entschädigungen, die für Verdienstausfall oder Zeitverlust gewährt werden. Ein Steuerabzug ist bei Auszahlung der Aufwandsentschädigungen nicht vorzunehmen; bezogene Aufwandsentschädigungen sind von den Mandatsträgern im Rahmen ihrer Einkommensteuererklärung anzugeben.
Steuerfrei sind
- nach § 3 Nr. 13 EStG Reisekostenvergütungen, die nach den Vorschriften des Bundesreisekostengesetzes oder entsprechender Landesgesetze gewährt werden,
- nach § 3 Nr. 12 Satz 2 EStG Aufwandsentschädigungen, soweit Aufwendungen abgegolten werden, die einkommensteuerrechtlich als Betriebsausgaben berücksichtigungsfähig wären.
B. Anerkennung steuerfreier Aufwandsentschädigungen (§ 3 Nr. 12 Satz 2 EStG)
I. Für ehrenamtliche Mitglieder eines Gemeinderates (Ratsmitglieder) gilt:
1. Pauschale Entschädigungen und Sitzungsgelder sind steuerfrei, soweit sie insgesamt während der Dauer der Mitgliedschaft folgende Beträge nicht übersteigen:
In einer Gemeinde oder Stadt mit |
Monatlich |
Jährlich |
höchstens 20.000 Einwohnern |
104 EUR |
1.248 EUR |
20.001 bis 50.000 Einwohnern |
166 EUR |
1.992 EUR |
50.001 bis 150.000 Einwohnern |
204 EUR |
2.448 EUR |
150.001 bis 450.000 Einwohnern |
256 EUR |
3.072 EUR |
mehr als 450.000 Einwohnern |
306 EUR |
3.672 EUR |
Die pauschalen Entschädigungen und Sitzungsgelder sind jedoch mindestens in Höhe des in R 3.12 Abs. 3 der LStR 2008 genannten Betrages von 175 EUR monatlich steuerfrei.
Beispiel 1:
Die von der Stadt A (bis 20.000 Einwohner) im Januar 2010 an ihre Ratsmitglieder gezahlte pauschale Entschädigung in Höhe von 187,30 EUR monatlich ist in Höhe des Mindestbetrags von 175 EUR steuerfrei und in der verbleibenden Höhe von 12,30 EUR steuerpflichtig.
Beispiel 2:
Die von der Stadt B (ca. 80.000 Einwohner) im Januar 2010 an ihre Ratsmitglieder gezahlte pauschale Entschädigung in Höhe von 342 EUR monatlich ist in Höhe von 204 EUR steuerfrei und in der verbleibenden Höhe von 138 EUR steuerpflichtig.
Aus den beiden Beispielen wird deutlich, dass der steuerfreie Mindestbetrag von 175 EUR monatlich bei Gemeinden oder Städten bis 50.000 Einwohner anzuwenden ist.
Für den höchstens steuerfrei bleibenden Betrag ist es unerheblich, ob die nach der Verordnung über die Entschädigung kommunaler Vertretungen und Ausschüsse (Entschädigungsverordnung) gezahlten Aufwandsentschädigungen ausschließlich als monatliche Pauschale, zugleich als monatliche Pauschale und als Sitzungsgelder oder ausschließlich als Sitzungsgelder gezahlt werden. Ebenso ist es unerheblich, ob ein Sitzungsgeld für die Teilnehmer an einer Sitzung eines Gemeinderats, eines seiner Ausschüsse oder einer Fraktion gezahlt wird.
Die Nachholung nicht ausgeschöpfter steuerfreier Monatsbeträge in anderen Monaten desselben Kalenderjahres ist zulässig. Dabei kann jedoch der steuerfreie Jahresbetrag uneingeschränkt nur dann eingesetzt werden, wenn die Ratsmitgliedschaft während eines ganzen Kalenderjahres bestanden hat.
Für die Eingruppierung nach der Gemeindegröße ist für steuerliche Zwecke – abweichend von der Regelung zur Entschädigungsverordnung – die Einwohnerzahl der Gemeinde zu Beginn des Kalenderjahres zu Grunde zu legen (Grundsatz der Abschnittsbesteuerung).
2. Neben den steuerfreien Beträgen nach Nr. 1 ist die Erstattung der tatsächlichen Fahrtkosten für Fahrten von der Wohnung zum Sitzungsort und zurück als steuerfreie Aufwandsentschädigung zulässig; bei Benutzung eines eigenen Kfz oder Fahrrads ist die Wegstreckenentschädigung nach dem Landesreisekostengesetz maßgebend.
3. Die steuerfreien Beträge nach Nr. 1 erhöhen sich für zwei Stellvertreter des Bürgermeisters, in Gemeinden mit mehr als 50.000 Einwohnern für einen weiteren Stellvertreter, sowie für Fraktionsvorsitzende auf das Doppelte der Beträge nach Nr. 1.
In den Fällen einer Vervielfältigung ist der steuerfreie Mindestbetrag von 175 EUR monatlich nicht anzuwenden.
Beispiel:
Der erste Stellvertreter des Bürgermeisters der Stadt A (bis 20.000 Einwohner) erhält im Januar 2010 eine Aufwandsentschädigung in Höhe von insgesamt 749,20 EUR monatlich. Die gezahlte pauschale Entschädigung ist in Höhe von 208 EUR monatlich (104 EUR × 2) steuerfrei und in Höhe von 541,20 EUR monatlich steuerpflichtig.
Die steuerliche Behandlung der den hauptamtlichen Bürgermeistern gezahlten Aufwandsentschädigungen richtet sich nach R 3.12 Abs. 3 Satz 2 Nr. 1 LStR 2008. Danach sind die nach der Eingruppierungsverordnung gezahlten Aufwandsentschädigungen in voller Höhe steuerfrei.
II. Für ehrenamtliche Mitglieder eines Kreistages gilt Folgendes:
1. Pauscha...