Prof. Dr. Daniela Eisele-Wijnbergen
Kurzbeschreibung
Dieser Leitfaden gibt Arbeitgebern eine Orientierung und Struktur zur Durchführung eines Krankenrückkehrgesprächs.
Vorbemerkung
Krankenrückkehrgespräche sind gesetzlich nicht vorgeschrieben und erfolgen seitens des Arbeitgebers auf freiwilliger Basis. Es handelt sich hierbei um ein kurzes Gespräch, das die direkte Führungskraft mit einem Mitarbeiter führt, der nach krankheitsbedingter Abwesenheit ins Unternehmen zurückkehrt. Für den Arbeitnehmer besteht eine Teilnahmepflicht. Dabei ist nicht nur aus Gleichbehandlungsaspekten darauf zu achten, dass mit jedem, krankheitsbedingt fehlenden Mitarbeiter, ggf. nach einem gewissen Fehlzeitenumfang, ein Gespräch geführt wird.
Krankenrückkehrgespräche dienen dazu, Interesse an der Anwesenheit der Person und Wertschätzung gegenüber dem Mitarbeitenden auszudrücken sowie diesen reibungslos zu integrieren. Darüber hinaus können sie dazu dienen, zu ergründen, ob betriebliche Umstände für das Fehlen eine Rolle spielen. Der Arbeitgeber hat kein Recht darauf, die Diagnose der Erkrankung zu erfahren. Eine einfühlsame Kommunikation ist die beste Grundlage, mehr Informationen zu erhalten und ggf. gemeinsam an Problemen zu arbeiten.
Je nach Ausgestaltung und Durchführung der Gespräche können Mitarbeiter so motiviert werden und diesen den Wiedereinstieg in den Berufsalltag erleichtern sowie das Vertrauen untereinander stärken. Wird hingegen zu viel Druck ausgeübt, sind negative Folgen zu befürchten. Dies kann sich zum einen durch weitere Abwesenheiten ausdrücken (Absentismus), oder der Mitarbeiter erscheint krank am Arbeitsplatz aus Angst vor drohendem Arbeitsplatzverlust (Präsentismus).
Zu einer gelungenen Umsetzung tragen ein guter Gesprächsleitfaden und entsprechende Schulungen der Führungskräfte bei. Grundlage ist ein vertrauensvolles Führungsklima. Wenn dieses gestört ist, werden Rückkehrgespräche nicht ihre Wirkung entfalten können.
Abzugrenzen ist das Krankenrückkehrgespräch von einem Fehlzeitengespräch. Ein Fehlzeitengespräch stellt die Steigerung eines Rückkehrgesprächs dar und wird vor allem dann geführt, wenn Arbeitnehmer häufig erkranken oder längere Folgeerkrankungen haben und bereits ein oder mehrere Krankenrückkehrgespräche vorangegangen sind.
Krankenrückkehrgespräch, Leitfaden
1. Begrüßung und Einführung |
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Begrüßen Sie den Mitarbeiter freundlich und drücken Sie aus, dass Sie sich über die Rückkehr freuen. |
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Erkundigen Sie sich nach dem derzeitigen Befinden. |
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Nutzen Sie einen positiven Gesprächseinstieg und informieren Sie über den Anlass des Gesprächs (Information, Integration und ggf. Ursachenanalyse und Maßnahmenableitung zur besseren Zusammenarbeit). Teilen Sie dem Mitarbeiter mit, dass das Gespräch im Rahmen der arbeitgeberseitigen Fürsorge geschieht. |
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Klären Sie den Mitarbeiter über Vertraulichkeit und Datenschutz auf. |
2. Information und Hinweis |
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Informieren Sie den Mitarbeiter über eventuelle Entwicklungen und Änderungen im Betrieb während der Abwesenheit. |
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Teilen Sie dem Mitarbeiter auch mit, wer eventuell zusätzliche Aufgaben übernommen hat, was liegen geblieben und sonst zu beachten ist. |
3. Erfragen von Gründen |
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Erfragen Sie, ob betriebliche Ursachen für das Fehlen (mit) in Betracht kommen. |
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Wird dies nicht ausgeschlossen, erfragen Sie, ob diese bekannt sind. |
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Sind keine konkreten betrieblichen Umstände bekannt, aber werden sie auch nicht ausgeschlossen, erörtern Sie häufige Gründe und regen zum Nachforschen an (Beanspruchung durch Arbeitsbedingungen, ergonomisch, technisch, organisatorisch und sozial, sowie durch die Arbeitsaufgaben selbst). |
Wichtig: Werden betriebliche Gründe ausgeschlossen, gehen Sie nicht weiter in die Ursachenforschung, sondern direkt zum nächsten Punkt über. Denn der Arbeitgeber hat kein Recht darauf, die Diagnose der Erkrankung zu erfahren. Wenn diese angesprochen wird, können Sie darauf eingehen. |
4. Maßnahmen festlegen |
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Werden betriebliche Ursachen mit verantwortlich gemacht, sollten diese angegangen werden. Die Gründe bedingen die Möglichkeiten. In manchen Fällen können einfache und schnelle Anpassungen schon die Lösung sein, z.B. eine Aufgabe, die dem Mitarbeitenden schwerfällt, wird neu verteilt. In anderen Fällen werden weitere Stufen und längere Prozesse notwendig sein, bspw. wenn Umbaumaßnahmen erforderlich sind, um klimatische Bedingungen zu verbessern. Fragen Sie den Mitarbeitenden, ob dieser Vorschläge hat, wie die Situation im Betrieb verbessert werden kann. |
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Auch wenn keine betrieblichen Ursachen benannt werden, gibt es vielleicht Maßnahmen, die den Wiedereinstieg erleichtern und helfen, künftige Ausfälle zu reduzieren bzw. zu vermeiden. Vielleicht entsteht besonderer Stress durch Betreuungsprobleme. Hier kann flexibleres Arbeiten mit Blick auf Zeit und Ort bereits Abhilfe schaffen. Fragen Sie den Mitarbeitenden, ob dieser Vorschläge hat, was getan werden müsste, um die Situation zu ve... |