Bei digitalen Präventions- und Gesundheitsförderungsangeboten übernimmt digitale Technologie wesentliche Funktionen, die in herkömmlichen, d. h. nicht-digitalen Präventionsmaßnahmen typischerweise durch Personen – die Kursleiterinnen und Kursleiter – wahrgenommen werden. Auch künstliche Intelligenz bzw. maschinelles Lernen können hierbei Anwendung finden.
Wesentliche Kennzeichen und Differenzierungsmerkmale digitaler Präventions- und Gesundheitsförderungsangebote – insbesondere in Abgrenzung zu nicht-digitalen Kursen – sind:
Funktionen der Kursleitung
Während bei Kursen im Präsenz- bzw. IKT-Format die Kursleitung für z. B. Edukation, Motivation, Reflexion oder Individualisierung verantwortlich ist, sind diese Funktionen in digitalen Angeboten teilweise oder vollständig digitalisiert (z. B. durch Lernvideos, Reflexionsfragen mit automatisiertem und/oder personalisiertem Feedback).
Intensität und Modus der persönlichen Unterstützung
Digitale Präventions- und Gesundheitsförderungsangebote unterscheiden sich darin, ob und in welchem Ausmaß Versicherte bei der Durchführung einer Maßnahme durch E-Coaches persönlich unterstützt werden. Diese Unterstützung ist i. d. R. individuell und kann asynchron (z. B. schriftlich) oder synchron (z. B. telefonisch) erfolgen. Die Initiative für die Unterstützung kann dabei vom E-Coach oder vom Teilnehmenden ausgehen.
Funktionen weiterer Personen, die an einer Maßnahme teilnehmen
In nicht-digitalen Kursangeboten bieten andere Personen, die am Kurs teilnehmen, die Möglichkeit zum sozialen Lernen. In digitalen Präventionsangeboten kann soziales Lernen durch Erfahrungsberichte angestoßen werden und/oder durch die Einbindung von Funktionalitäten sozialer Medien.
Art und Ausmaß der Individualisierung einer Maßnahme
Nicht-digitale Kursangebote sind meist derart gestaltet, dass alle Gruppenmitglieder gleichermaßen profitieren sollen, weshalb sie thematisch und methodisch breit angelegt sind und die Möglichkeiten zur Anpassung an einzelne Personen begrenzt sind. Digitale Präventions- und Gesundheitsförderungsangebote sind für eine Individualisierung hingegen besonders geeignet, da sie persönliche Schwerpunkte gezielt berücksichtigen können. In aktuell bestehenden digitalen Anwendungen im Bereich Prävention und Gesundheitsförderung wird von dieser Möglichkeit in unterschiedlichem Ausmaß Gebrauch gemacht. Die Pfade für die Individualisierung sind dabei meist von Expertinnen und Experten entwickelt, können zukünftig aber auf selbstlernenden Systemen basieren.
Thematische Fokussierung einer Maßnahme
Digitale Präventions- und Gesundheitsförderungsangebote unterscheiden sich stärker als nicht-digitale Kursformate darin, in welcher Breite oder thematischen Fokussierung die Veränderung von Gesundheitsverhalten angestrebt wird. Insbesondere mobile Anwendungen bieten sich für fokussierte Trainingskonzepte an, bei denen ein eng umschriebenes Gesundheitsverhalten adressiert wird.
Autonomie und Flexibilität der Nutzung
Nicht-digitale Kursangebote werden in der Regel in einem vorgegebenen Rhythmus (z. B. wöchentlich) für eine definierte Dauer (z. B. 90 Minuten) durchgeführt. Bei digitalen Präventionsangeboten können der Rhythmus und die Dauer i. d. R. weitgehend selbst von den Versicherten bestimmt werden. In Abhängigkeit vom Endgerät werden unterschiedliche Nutzungsmuster beobachtet, z. B. wöchentliche und länger dauernde Nutzung (z. B. via Laptop) oder tägliche, jedoch kürzere Nutzung der Anwendung (z. B. via Smartphone).