Eine der renommiertesten und umfangreichsten Studien zur Mitarbeiterbindung in Deutschland liefert seit 2001 das GALLUP-Institut Berlin mit seinem "Engagement Index". Die fortlaufende Studie beschreibt anhand vieler Faktoren, wie hoch der Grad der emotionalen Bindung von Mitarbeitern und damit das Engagement und die Motivation für ihr Unternehmen und ihre Arbeit ist.
Engagement, so GALLUP, "steht für die Bereitschaft der Mitarbeiter, sich aus freien Stücken für ihren Arbeitgeber und dessen Ziele einzusetzen – sie bringen sich kognitiv, emotional und physisch ein. Diese Personen sind mit Hand, Herz und Verstand bei der Arbeit".
Die Ergebnisse des neuesten Reports 2022 sind im Internet unter Bericht zum Engagement Index Deutschland 2022 öffentlich zugänglich. Darin stellt Gallup fest, dass von je 100 Beschäftigten in einem durchschnittlichen Unternehmen die emotionale Bindung von Deutschlands Beschäftigten an ihren Arbeitgeber derzeit den tiefsten Stand seit 2012 erreicht hat.
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Während Unternehmen zu Zeiten der Corona-Pandemie offensichtlich einen stärkeren Fokus auf ihre Mitarbeitenden gelegt und damit deren emotionale Bindung positiv beeinflusst haben, ist diese zuletzt deutlich gesunken.
- Nur noch 13 Prozent der Befragten erleben ein durch die Führung geprägtes Arbeitsumfeld, das in einer hohen emotionalen Bindung resultiert (2019: 15 %, 2020 und 2021: jeweils 17 %).
- Mit 69 Prozent macht der überwiegende Teil der Arbeitnehmenden Dienst nach Vorschrift.
- Der Anteil derer, die keine emotionale Bindung aufweisen und bereits innerlich gekündigt haben, hat zwischen 2019 und 2021 zwar kontinuierlich abgenommen, ist aber 2022 sprunghaft angestiegen und liegt jetzt bei 18 Prozent (2021: 14 %, 2020: 15 %, 2019: 16 %).
Eine ganz wesentliche Konklusion von Gallup aus den Forschungsergebnissen:
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Je größer die Anzahl der emotional hoch gebundenen Mitarbeitenden, desto leistungs- und wettbewerbsfähiger ist ein Unternehmen. Führungskräfte spielen jedoch nicht nur eine zentrale Rolle bei der Schaffung eines leistungsfördernden Umfelds, sondern auch, wenn es um das allgemeine Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden geht. Die Forschung zeigt, dass Mitarbeitende mit einer hohen emotionalen Bindung generell eine höhere Lebenszufriedenheit aufweisen, sich seltener bei der Arbeit gestresst fühlen und den Stress weniger oft mit nach Hause nehmen, was auch den negativen Einfluss auf Familien und Freunde reduziert.
Hohe emotionale Bindung sorgt für:
- 18 % bis 43 % geringere Fluktuation,
- 81 % weniger Fehlzeiten (Krankentage),
- 64 % weniger Arbeitsunfälle,
- 41 % weniger Qualitätsmängel,
- 10 % bessere Kundenbewertungen.
Eine weitere aktuelle empirische Studie des Instituts für Beschäftigung und Employability IBE und der HR-Report von Hays vermitteln ebenfalls erkenntnisreiche Einblicke in die Situation der Wirtschaft und kommen zu vergleichbaren Ergebnissen.