Versetzen wir uns nun in die Lage eines Mitarbeiters, wenn er sich für den Job im Unternehmen entschieden hat und der Vertrag unterschrieben wurde. Wie geht es jetzt weiter? Je nach persönlicher Situation dauert es meistens noch einige Wochen, wenn nicht gar Monate bis zum ersten Arbeitstag beim neuen Arbeitgeber. Auch ein Mitarbeiter durchläuft parallel zum Unternehmen die drei zuvor vorgestellten Phasen des Onboardings.

Preboarding

Nachdem der Auswahlprozess, mehrere Gespräche etc. vorbei sind und nun alles unter Dach und Fach ist, machen sich oft die ersten Zweifel breit:

  • "Jetzt muss ich erstmal noch eine Wohnung am neuen Arbeitsort finden."
  • "Was bedeutet der Jobwechsel für mein Privatleben?"
  • "Kaum unterschrieben, kommt gerade noch ein anderes lukratives Job-Angebot rein – was jetzt?"
  • "Habe ich mich wirklich richtig entschieden?"

Mit solchen oder ähnlichen Fragen ist der vermeintlich neue Mitarbeiter nun beschäftigt. Wird er in dieser Unsicherheitsphase komplett sich selbst überlassen, kann es gut passieren, dass er seine Entscheidung nochmal überdenkt und vom Vertrag zurücktritt. Ein professionelles Onboarding setzt bereits hier an und liefert viele Möglichkeiten mit dem neuen Kollegen in Kontakt zu bleiben und ihn in seiner Entscheidung für die Firma zu bestärken.

Die Unsicherheit vor dem ersten Arbeitstag

Ist diese Phase noch überstanden, rückt so langsam der erste Arbeitstag näher und der neue Mitarbeiter hat in vielen Fällen seit der Vertragsunterzeichnung nichts mehr vom neuen Arbeitgeber gehört. Langsam machen sich Nervosität und Unbehagen breit:

  • "Seit Wochen habe ich nichts von meinem neuen Arbeitgeber gehört. Wissen die überhaupt, dass ich nächste Woche anfange?"
  • "Wann und wo soll ich eigentlich am ersten Tag erscheinen?"
  • "Mit wem von HR hatte ich denn die Gespräche? Erkenne ich sie gleich wieder? Bei jedem Gespräch waren andere Kollegen dabei."
  • "Beim Vorstellungsgespräch waren alle im Anzug, wie soll ich mich am ersten Tag anziehen, gibt es da strenge Vorgaben?"

Ein Neuanfang geht immer auch mit Unsicherheit und Ängsten einher. Das Vertraute bleibt zurück und man betritt ein neues Terrain, das man noch nicht abschätzen kann. Jeder geht damit anders um. Bei vielen hält sich daher die Vorfreude auf den neuen Job in Grenzen. Aber das muss nicht sein.

 
Praxis-Tipp

Frühe Kontaktaufnahme baut Ängste ab

Machen Sie es Ihrem neuen Mitarbeiter nicht unnötig schwer und zeigen ihm schon vorher, dass alle ungeduldig auf ihn warten und sich freuen, Verstärkung zu bekommen. Sorgen Sie am ersten Tag für einen gelungenen Start. Holen Sie Ihr neues Teammitglied – wenn möglich persönlich – am Empfang ab und nehmen Sie sich Zeit für ein erstes Gespräch. Idealerweise sprechen Sie direkt den Einarbeitungsplan durch und verteilen eine erste Aufgabe.

Eine digitale Onboardingplattform eignet sich hier hervorragend für die erste Informationsvermittlung. Wenn das Team den Neuen danach herzlich willkommen heißt und sich um ihn kümmert, ist zumindest die oft gefürchtete Hürde des ersten Arbeitstages erfolgreich genommen.

Die ersten Tage und Wochen

Nun ist der erste Tag geschafft, was kommt jetzt? Die Praxis zeigt immer wieder, dass hier schon in vielen Fällen das Onboarding beendet ist, obwohl es noch gar nicht richtig angefangen hat. Es existiert kein Einarbeitungsplan, geschweige denn ein Pate (oder auch Buddy), der als erster Ansprechpartner für alle auftretenden Fragen dient. Keiner fühlt sich für den Neuen zuständig. Dieser fragt sich:

  • "Was kann ich heute tun? Mir ist langweilig."
  • "Haben die keine Onboardingplattform mit Infos, die ich mir anschauen könnte?"
  • "Wie organisiert sich denn mein Team? Mit wem werde ich enger zusammenarbeiten?"
  • "Wer kann mir bei den Abläufen und Prozessen im Bereich helfen?"
  • "Wann bekomme ich endlich mein eigenes Projekt? So habe ich mir das hier nicht vorgestellt!"

Alle diese beschriebenen Erfahrungen gipfeln nicht selten in folgender Konsequenz: Ich glaube, ich kündige! Eine Studie[1] belegt: Jeder 10. Arbeitgeber besteht die Probezeit beim neuen Mitarbeiter nicht. D. h. diese kündigen in den ersten 100 Tagen…

 
Praxis-Tipp

Schlechten Ruf vermeiden

Soweit sollten Sie es nicht kommen lassen. Denn ein enttäuschter Mitarbeiter kann Ihrem Unternehmen mehr schaden als nur durch eine erneut vakante Stelle und Rekrutierungskosten

[1] Umfrage von softgarden e-recruiting GmbH 2018: Probezeit für Arbeitgeber.

Dieser Inhalt ist unter anderem im Haufe Personal Office Platin enthalten. Sie wollen mehr?


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