4.1 Wann passt ein Bewerber ins Team?

Je besser der neue Bewerber ins Team passt, desto besser werden später die Leistungen sein. Aber wie lässt sich die Passung in der Praxis ermitteln? Dabei steht ganz schlicht das persönliche Gespräch im Vordergrund: Schon im Vorstellungsgespräch können Führungskräfte und Recruiter konkret nach der Arbeitsweise, persönlichem Arbeitsstil und Teamfähigkeit fragen, um herauszufinden wie der Bewerber "tickt". Passt dies zum Team, ist es wahrscheinlich, dass sich ein neuer Kollege leicht integriert und das Team später konstruktiv und mit Freude zusammenarbeitet.

 
Praxis-Beispiel

Frage nach dem Arbeitsstil

Wird z. B. hauptsächlich im Team gearbeitet, dann können Sie fragen, ob der Bewerber Aufgaben delegieren bzw. abgeben kann und will, oder lieber selbst die Fäden in der Hand hält. Arbeitet er lieber eigenverantwortlich und ist er eher ein "Macher-Typ" oder benötigt er jemanden, der ihm den Weg weist?

Ein gut strukturierter Planer, der die Dinge perfektionistisch mit Liebe zum Detail umsetzt, wird in einem Unternehmen, das Dinge auch gerne schnell mal "ausprobiert" eher nicht glücklich.

Entscheidend dabei ist:

  • Welche Werte und Arbeitsweisen sind dem Kandidaten wichtig und warum?
  • Passt dies zu den Werten und Arbeitsweisen des Unternehmens?
  • Findet er dies im potenziellen Team wieder?

Es gilt also zu prüfen, wie das Team zusammenarbeitet, kommuniziert, Entscheidungen trifft und mit Herausforderungen umgeht. Und im nächsten Schritt zu prüfen, ob dies zum Kandidaten passt. Haben Arbeitgeber und Bewerber z. B. bei Arbeitsweisen oder Verhalten gegenüber Kollegen und Kunden schon im Vorstellungsgespräch sehr unterschiedliche Vorstellungen, ist der Cultural fit eher gering und das Team sollte lieber auf diesen Kandidaten verzichten.

4.2 So klappt es mit der Teamintegration: Bindung schaffen

Die spätere Leistung eines Mitarbeiters wird nicht nur durch eine optimale fachliche Einarbeitung bestimmt, sondern auch entscheidend durch eine gute Integration in das bestehende Team und ins Unternehmen. Je besser dieser Prozess vorbereitet und durchgeführt wird, desto schneller wird sich der Mitarbeiter wohlfühlen und so die Grundlage dafür haben, gute Leistungen zu erzielen.

Das übergeordnete Ziel – nicht nur von HR – muss es daher sein, neue Mitarbeiter möglichst schnell in das neue soziale Umfeld zu integrieren und Bindung zu schaffen. Bei der Umsetzung müssen HR und Führungskräfte sehr präsent sein, sie sind aber auch auf die Hilfe der Teamkollegen und eines "Paten" angewiesen, da die soziale Integration im Optimalfall auf mehreren Ebenen stattfindet.

Frühe Information schafft Akzeptanz

Vorgesetzte sollten das Team frühzeitig über vakante Stellen und den Stand des Recruiting Prozesses informieren. Es sollte von vornherein klar sein, welches Teammitglied künftig für welche Aufgaben zuständig ist und auch welche Aufgaben der neue Kollege übernehmen wird, damit keine Konkurrenzängste oder Neid im Team aufkommen, wichtig ist auch eine positive Grundstimmung dem Neuen gegenüber. Damit legt der Vorgesetze die Basis für die spätere Akzeptanz des neuen Kollegen schon lange vor dem eigentlichen Arbeitsantritt des neuen Mitarbeiters. Denn zweifellos hängt es stark vom guten Willen und der Unterstützung der Kollegen ab, ob und wie schnell der Neue eingegliedert wird.

Auch beim Bewerber selbst kann das Unternehmen mit frühen Informationen und klaren Vorstellungen vom späteren Einarbeitungsprozess punkten: Er bekommt damit schon in den Vorstellungsgesprächen einen Einblick in die spätere Arbeitsweise und in die Unternehmenskultur. Es kann nicht genug betont werden, wie wichtig hier Transparenz und eine realistische Darstellung von Job und Unternehmen ist, denn nichts ist ärgerlicher, als dass falsche Erwartungen geweckt werden und der neue Mitarbeiter desillusioniert das "Handtuch wirft"!

Teamrecruiting: Team in die Endauswahl einbeziehen

Um schon frühzeitig ein erstes Gefühl für den zwischenmenschlichen Bereich zu bekommen, sollten Führungskraft und HR daher überlegen, ob sie die Teammitarbeiter in die (End-)auswahl des künftigen Kollegen einbeziehen. Bei einem ersten Kennenlerngespräch der aussichtsreichsten Kandidaten mit dem Team kann nämlich der neue Kollege schon seinen zukünftigen Arbeitsplatz besichtigen und gleichzeitig das Team kennenlernen. Wenn die Teammitglieder bei der Auswahl für den besten Kandidaten beteiligt werden, sind sie später eher bereit, ihn in seiner Einarbeitungsphase aktiv zu unterstützen und zu integrieren. Zudem können sich beide Seiten schon vorab kennenlernen und prüfen, ob die Chemie passt.

4.3 Der Pate als wichtiger Starthelfer

Viele Vorgesetzte legen noch immer zu wenig Wert auf die soziale Integration. Dies lässt sich von der Führungskraft allerdings nur schwer befehlen, hier ist meist das Team gefragt. Führungskräfte sollten deshalb vorab einen geeigneten Paten für den Neuen gewinnen, der ihm in der Anfangsphase als Starthelfer zur Seite steht. Der Pate fungiert als Ansprechpartner des neuen Kollegen und spielt neben der fachlichen Einarbeitung auch als "sozialer Kümmerer" eine sehr wichtige Rolle. Er sollte dem neue...

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