Jens Harmeier, Joachim Blaschke
Die mit der traditionellen Organisationsplanung verbundenen Probleme erfordern eine grundlegend neue Denkweise im Umgang mit Veränderungen. Dazu gehören
- eine Abkehr vom Weisungsrecht,
- eine Involvierung der von Veränderungen betroffenen Mitarbeiter,
- die Fokussierung auf den Veränderungsprozess und nicht auf vorgegebene Ziele
- und ein Wechsel der Perspektive nach außen, hin zu den Kundenbedürfnissen.
Ziel von Veränderungen ist es, Geschäftsprozesse so zu verbessern, dass sie zu einer messbaren Erhöhung der Produkt- und Dienstleistungsqualität führen. Nur so kann eine hohe Kundenzufriedenheit erreicht werden. Die Organisationsentwicklung ist geeignet, diese Ziele und eine Abkehr von traditionellen Denkweisen zu erreichen.
1.2.1 Definition und Merkmale der Organisationsentwicklung
Der Begriff "Organisationsentwicklung" (OE) ist vom englischen "organizational development" (OD) abgeleitet: Dabei wird davon ausgegangen, dass sich Organisationen durch einen geplanten Wandel kontinuierlich an sich verändernde Umweltbedingungen anzupassen haben, um im Wettbewerb bestehen zu können.
Merkmale der Organisationsentwicklung
Beim Konzept der Organisationsentwicklung wird davon ausgegangen, dass wesentliche Veränderungen im Interesse des Unternehmens nur dann erreicht werden können, wenn sowohl die Interessen des Unternehmens als auch jene der Mitarbeiter berücksichtigt werden. Es handelt sich hier also um ein Konzept, was vor allem die Rolle und das Verhalten der Mitarbeiter in den Vordergrund stellt. Organisationsentwicklung basiert auf Erkenntnissen der Verhaltenswissenschaften, also der Soziologie, Psychologie und Pädagogik. Ziel der Organisationsentwicklung ist es also, die Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu verbessern und gleichzeitig die Arbeitsbedingungen zu humanisieren. Der Veränderungsprozess der Organisationsentwicklung ist mittel- bis langfristig angelegt.
Unterstützung durch externen Berater
Die Bewältigung von Veränderungen im Sinne der Organisationsentwicklung zielt auf das gesamte Unternehmen ab. Die Einführung der Organisationsentwicklung im Unternehmen wird häufig mit Unterstützung eines externen Beraters (Change Agent) durchgeführt, der den Veränderungsprozess begleitet. Er schärft den Blick für bestehende Probleme und sorgt dafür, dass diese systematisch analysiert werden. Er vermittelt zudem das Wissen über geeignete Methoden zur Beseitigung der bestehenden Probleme. Als Moderator ist er Fachmann für die Wege zur Weiterentwicklung des Unternehmens. Er gibt er keine inhaltlichen Empfehlungen, sondern Hilfe zur Selbsthilfe. Die Verantwortung für den Umsetzungserfolg bleibt bei den Mitarbeitern.
Besondere Rolle der Personalabteilung
Eine entscheidende Rolle bei der Organisationsentwicklung kommt auch der Personalabteilung zu. Durch ihr spezielles Wissen um die Bedürfnisse der Mitarbeiter und aller damit im Zusammenhang stehenden Faktoren ist es ihre herausragende Aufgabe, dafür zu sorgen, dass dieses Wissen nicht nur in den Prozess der Organisationsentwicklung einfließt, sondern diesen auch maßgeblich bestimmt.
1.2.2 Grundsätze der Organisationsentwicklung
Die Mitarbeiterorientierung zeigt sich auch in folgenden Grundsätzen, auf denen die Organisationsentwicklung basiert:
- Betroffene werden zu Beteiligten gemacht. Sie erarbeiten gemeinsam neue organisatorische Lösungen. Da diese von ihnen mit entwickelt wurden, engagieren sie sich auch stärker für deren Umsetzung als für die Realisierung von Plänen, bei deren Erstellung sie nicht einbezogen wurden.
- Organisationsentwicklung findet am Arbeitsplatz statt: Sowohl Sach- als auch Beziehungsprobleme der täglichen Zusammenarbeit werden von den Betroffenen gemeinsam untersucht und gelöst.
- Verbesserte Zusammenarbeit als Ziel: Die Betroffenen forschen nach Ursachen der vorhandenen Probleme. Auf dieser Basis werden bessere Formen der Zusammenarbeit entwickelt.
- Ganzheitliches Lernen: Umgesetzte Veränderungen werden analysiert. Zeigt die Praxis Probleme in der Umsetzung, werden diese besprochen und – falls nötig – gemeinsam korrigiert. Dies fördert zugleich das Lernen als Team und Organisation.