Prof. Dr. Wolfgang Nicolai
Die Idee des Outplacement ist in den USA entstanden. Sie fußt auf den Erfahrungen mit Regierungsprogrammen zur Wiedereingliederung von Militärangehörigen in zivile berufliche Tätigkeiten nach dem Zweiten Weltkrieg. Ende der 60er Jahre wurden die ersten Projekte zur Betreuung und Beratung von ausscheidenden Mitarbeitern in der Luftfahrtindustrie und bei Standard Oil unter dem Namen "outplacement" entwickelt und realisiert. Zunächst richtete sich das Outplacement in den USA fast ausschließlich an Führungskräfte im mittleren und oberen Management. Seit den 70er Jahren ist das Outplacement auch auf Mitarbeiter unterer Hierarchieebenen ausgedehnt worden.
Heute gehört Outplacement zum Alltag der betrieblichen Personalarbeit in den USA. Das trifft inzwischen auch auf Japan, Belgien, Frankreich, die Schweiz oder die Niederlande zu. Beim Einsatz von Outplacement bewegt sich Deutschland eher im europäischen Mittelfeld. Bezogen auf die Zahl der Erwerbstätigen rangieren die Niederlande und die Schweiz vor Deutschland. In anderen europäischen Ländern (z. B. Belgien, Frankreich, Spanien) sind bei Massenentlassungen Beratungsangebote für die Betroffenen gesetzlich vorgeschrieben. In der Bundesrepublik Deutschland starteten Anfang der 80er Jahre die ersten Beratungsunternehmen, die sich auf Outplacement spezialisierten. Die Entwicklung ist hier ähnlich verlaufen. Die Fach- und Führungskräfte sind vom Umsatzvolumen die größere Zielgruppe, während die tariflichen Arbeitnehmer erst in den 90er Jahren stärker in das Blickfeld gerieten. Davon zu sprechen, dass Outplacement und besonders Gruppenoutplacement trotz beachtlicher Wachstumsraten bereits die Normalität beim Personalabbau sei, ist noch verfrüht. In den letzten Jahren wurden in Deutschland für tarifliche Arbeitnehmer – wie bereits erwähnt – auch andere arbeitsmarktpolitische Instrumente entwickelt, die speziell bei Massenentlassungen als Alternative oder Ergänzung zum Gruppenoutplacement gesehen werden.
Außerdem hat im Laufe der Jahre die Zahl der Anbieter von Outplacement deutlich zugenommen. Dabei handelt es sich einerseits um Personalberater und -vermittler sowie Personaldienstleister mit einem sehr breiten Profil, die als Sortimentsergänzung Outplacement anbieten, und andererseits um Bildungsträger, die zusätzliche Umsätze generieren wollen. Eine Reihe der auf Outplacement spezialisierten Gesellschaften (ca. 60) hat den Markt der Transfergesellschaften für sich entdeckt und dafür (oft aus Image-Gründen) spezielle Tochtergesellschaften ausgegliedert. Wie auf jedem Beratermarkt tummeln sich auch im Outplacement "schwarze" und "graue Schafe" als selbsternannte Karriereberater, deren Nutzen in keinem Verhältnis zu den Preisen steht. Bemerkenswert ist, dass etwa nur ein Viertel der Anbieter sich ausschließlich auf Outplacement fokussiert.