Zusammenfassung
Jedes Unternehmen wird von seiner Bank in Bezug auf seine Kreditfähigkeit in Risikoklassen eingeordnet. Das entspricht inhaltlich dem Rating von Staaten und großen Konzernen, das regelmäßig von internationalen Ratingagenturen durchgeführt wird. Viele Kreditnehmer kennen ihr Rating bei den Banken nicht, obwohl dieses nicht nur die Kreditvergabe an sie bestimmt, sondern auch Einfluss auf die Zinshöhe hat. Neben den Geschäftszahlen eines Unternehmens wird auch dessen Management beurteilt. Das Rating personeller Faktoren gewinnt an Bedeutung.
1 Rating von Unternehmen
Einem Rating werden grundsätzliche alle Einheiten unterzogen, die von Dritten Geld leihen möchten. Das sind Staaten, Unternehmen und Privatpersonen. Das Ratingergebnis wird verwendet, um die Kreditwürdigkeit festzustellen. Je besser das Rating ausfällt, desto geringer ist das Risiko des Geldgebers. Und je geringer das Risiko des Geldgebers ist, desto geringer ist auch dessen Aufwand zur Sicherung der Forderung. Das zeigt sich dann im niedrigeren Zins, den ein gutes Rating mit sich bringt.
Banken sind nach den aktuellen gesetzlichen Vorschriften dazu verpflichtet, bei der Kreditvergabe ein Rating des Kreditnehmers zu erstellen und entsprechend des Ergebnisses mehr oder weniger Eigenkapital für den Kredit zu hinterlegen. Dazu prüfen sie selbstverständlich die wirtschaftliche Situation des Unternehmens mit Kennzahlen, die aus der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung errechnet werden. Aus diesen quantitativen Werten erkennen die Fachleute in der Risikobeurteilung der Bank das Finanzrisiko des Unternehmens. Ein wichtiger Faktor bei der Gesamtbeurteilung des Kreditnehmers ist auch das Management des Unternehmens. Als Teil der weichen oder qualitativen Faktoren werden die Unternehmensführer und Manager beurteilt. Das so entstehende Managementrisiko nimmt eine steigende Bedeutung bei der Beurteilung von Kreditrisiken ein. Unternehmen müssen sich ebenso mit der Optimierung der personellen Faktoren beschäftigen, wie sie es mit der Steuerung der quantitativen Faktoren schon seit langem tun.
2 Rating personeller Faktoren
Die weichen Faktoren innerhalb des Ratings spielen gegenüber den harten Faktoren, den Zahlen, eine immer wichtigere Rolle. Neben der Branche des Unternehmens, dem Markt oder der Qualität der Unternehmensplanung sind das vor allem die personellen Faktoren. Bezeichnend für den letzten Punkt ist die Tatsache, dass es keine nachgewiesenen Wirkungszusammenhänge zwischen der personellen Situation des Unternehmens und dessen Erfolg gibt. Es gibt nur wenige objektiv ermittelbare Kennzahlen wie z. B. die Fluktuation. Es geht eher um subjektive Themen wie z. B. die Mitarbeiterzufriedenheit oder die Qualifikationen. Erkenntnisse ziehen die Banken vor allem aus den Gesprächen mit dem Management und gezielt ausgesuchten Mitarbeitern. Die Bank will durch das Rating feststellen, wie sicher oder unsicher ihr Kreditengagement bei dem Unternehmen ist. Sie sorgt sich um die Rückzahlung des Kredites und der Bezahlung der Zinsen. Nicht nur aus Sicht der Bank ist qualifiziertes Personal für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens notwendig. Wenn das Unternehmen keinen Erfolg hat, so soll das Management zumindest ein regelmäßiges Berichtswesen an die Bank sicherstellen, so dass diese möglichst rechtzeitig informiert wird.
Unterschiedliche Intensität
Das Rating der einzelnen Banken unterscheidet sich durchaus voneinander. Die Schwerpunkte der Beurteilung können auf unterschiedlichen Inhalten liegen. So ist die Gewichtung der personellen Faktoren und damit deren Prüfung unterschiedlich hoch. Die Banken machen daraus in der Regel kein Geheimnis. Darum: Fragen Sie Ihren Bankberater nach den Kriterien der Prüfung personeller Faktoren.
2.1 Prüfung der Qualifikation
Eine wesentliche Bedeutung für das Ergebnis der Prüfung hat die Qualifikation der einzelnen Mitarbeiter im Unternehmen. Der Personenkreis dieser Prüfung umfasst neben den Unternehmern bzw. den Geschäftsführern oder Vorständen auch die Schlüsselpersonen an den wichtigen Stellen in der Organisation. Typischerweise sind das die verantwortlichen Mitarbeiter für das Rechnungswesen, für den Vertrieb und für die Produktion. Bewertet werden u. a. drei wichtige Punkte:
- Bei der fachlichen Qualifikation geht es darum, was die Person für das Unternehmen leisten kann. Beurteilt werden die Ausbildung und die Erfahrung, die erkennbar sind. Grundlage der Prüfung sind vor allem die Lebensläufe der Personen und die persönliche Erfahrung der Bank mit dem Management und den sonstigen Ansprechpartnern.
- Die persönliche Qualifikation ist schwerer zu beurteilen. Es geht um das Menschenbild der Person, um die Art der Führung und den Umgang mit den Menschen innerhalb und außerhalb des Unternehmens. In persönlichen Gesprächen stellt die Bank fest, wie die geprüfte Person seine fachliche Qualifikation für das Unternehmen nutzbar macht.
- Ebenfalls schwierig zu prüfen aber dennoch wichtig ist das Engagement der einzelnen Manager für seine Aufgaben. Denn nur derjenige, der leisten will, wird seine fachliche...