Thomas Konnopka, Manfred Pfender
1.1 Entstehung und Geschichte
Die erste Rückenschule wurde 1969 in Stockholm (Schweden) gegründet. Ab Mitte der 1970er-Jahre entwickelten sich die ersten Rückenschulen in Deutschland. In den 1990er-Jahren ist die Rückenschule wegen mangelnder eindeutiger Wirksamkeitsnachweise stark in die Kritik geraten. Die bis dahin vorhandenen Rückenschulprogramme haben sich in ihren Zielen, Inhalten, Dauer und Vermittlungsformen stark unterschieden. Im Jahr 2004 haben sich deshalb die bis dahin bestehenden 9 Rückenschulverbände zur Konföderation der deutschen Rückenschulen (KddR) zusammengeschlossen. Im Jahr 2007 führte die KddR ein verbindliches Curriculum für die Kursinhalte ein. Daraus entstand die "Neue Rückenschule".
1.2 Kernziele und Inhalte der "Neuen Rückenschule"
Das Ansteuern der Leitziele "Rückengesundheit fördern" und "Vorbeugen einer Chronifizierung" erfolgt in Anlehnung an die Kernziele bewegungsbezogener Gesundheitsprogramme. Die zentralen Aufgaben jeder Gesundheitsförderung lassen sich über die 6 Kernziele begründet konkretisieren und bilden den Rahmen für strukturierte, zielgruppenbezogene Interventionsmaßnahmen. Dahinter verbirgt sich die Auffassung, dass Gesundheit mehrdimensional zu betrachten ist. Ein solches mehrdimensionales und biopsychosoziales Gesundheitsverständnis macht neben der Risikominimierung die Ressourcenstärkung zur zentralen Aufgabe der Programme:
- Stärkung der physischen Gesundheitsressourcen,
- Stärkung der psychosozialen Gesundheitsressourcen,
- Aufbau von Bindung an gesundheitsorientierte Aktivitäten,
- Sensibilisierung für haltungs- und bewegungsförderliche Verhältnisse,
- Verminderung von Risikofaktoren für Rückenschmerzen,
- Bewältigung von Beschwerden und Missbefinden.
Folgende Inhalte werden zur Erreichung dieser Ziele genutzt. Abhängig von Rahmenbedingungen und der Kursleiterqualifikation können einzelne Bausteine einen mehr oder weniger großen Raum einnehmen:
- Übungen zur Körperwahrnehmung,
- Übungen zur Haltungs- und Bewegungsschulung,
- Übungen zur Verbesserung der motorischen Grundeigenschaften,
- kleine Spiele, Spielformen, Parcours,
- Vorstellung von Life-Time-Sportarten,
- Entspannungsmethoden,
- Strategien zur Stressbewältigung,
- Strategien zur Schmerzbewältigung,
- Strategien zur Verhältnisprävention,
- Wissens- und Informationsvermittlung,
- Gruppen- und Einzelgespräche,
- Evaluation.
1.3 Zielgruppe
Die "Neue Rückenschule" wendet sich an Menschen, die keine behandlungsbedürftigen Erkrankungen haben. Als Zielgruppe gelten v. a. Menschen, die
- Rückenschmerzen hatten,
- Risikofaktoren für Rückenschmerzen aufweisen,
- unspezifische Rückenschmerzen haben, im frühen Stadium der Chronifizierung,
- sich wenig bewegen (< 1 Stunde körperliche Aktivität/Woche),
- Beschäftigte mit einem risikobehafteten Arbeitsplatz.