Unfall ist ein Ereignis mit Personen- und/oder Sachschaden. Häufig werden Unfälle, die nur einen Sachschaden verursachen, nicht als Unfall betrachtet. Es besteht dabei die Gefahr, dass mögliche Gefährdungen für Personen nicht erkannt werden und dann, wenn sich das Ereignis wiederholt, Beschäftigte verletzt werden.
Unfälle können nicht nur persönliches Leid bedeuten, sondern sind auch von großer wirtschaftlicher Bedeutung: Ausfallzeiten, Maßnahmen zur betrieblichen Wiedereingliederung, Ersatzpersonal, Reparaturen, Produktionsausfall oder Verlust von Aufträgen und Kunden verursachen hohe Kosten bzw. Gewinneinbußen, die nur durch gesteigerte Produktion kompensiert werden können.
Deshalb sollten Verantwortliche die Ursachen für Beinaheunfälle ebenso untersuchen wie Unfälle mit Personen- und/oder Sachschaden. Nur so können sie das gesamte Potenzial an Verbesserungsmöglichkeiten erkennen und Unfälle wirksam verhindern. Dabei geht es nicht um die Suche nach Schuldigen. Ziel ist v. a.
- Wiederholungen zu vermeiden,
- die Sicherheit zu verbessern und
- den Beschäftigten zu zeigen, dass dem Unternehmen ihre Sicherheit und Gesundheit wichtig ist.
Unfallanalyse
Die Unfallanalyse erfolgt idealerweise in 6 Schritten:
- Unfalluntersuchung
- Fakten zusammenstellen
- Ursachen ermitteln
- Lösungen erarbeiten
- Maßnahmenplan
- Wirksamkeitskontrolle
Unfalluntersuchung
Die Unfalluntersuchung sollte so schnell wie möglich und möglichst vor Ort durchgeführt werden,
- damit andere geschützt werden können,
- solange das Geschehen noch gut erinnert wird und
- ggf. Beweismittel noch vorhanden sind.
An der Untersuchung beteiligte Personen sind i. Allg.:
Informationen sammeln: Fotos, Unfallskizzen, Messungen, Beschreibungen des Unfallverlaufs, Auswertungen, Nachweise.
Fakten zusammenstellen
Liste aller bekannten Fakten erstellen: objektiv und genau (Vermutungen oder Punkte, die noch unklar sind, müssen als solche gekennzeichnet werden.)
Ursachen ermitteln
Ursachen ermitteln, z. B. Fehler(ursachen)baum-Analyse oder Fehler-Möglichkeits- und Einfluss-Analyse (FMEA) durchführen:
- Ausgangspunkt ermitteln,
- Verbindung zwischen den Fakten prüfen,
- dabei das Gesamtsystem betrachten und systematische Fehler berücksichtigen.
Fehler(ursachen)baum-Analyse für Unfall beim manuellen Entladen
Lösung erarbeiten
Lösung suchen, damit die Gefährdung zukünftig verhindert wird:
- dauerhaft,
- Lösung darf keine anderen Gefährdungen verursachen,
- Lösung soll möglichst Ursache der Gefahr beseitigen,
- dabei TOP-Prinzip beachten.
Maßnahmenplan
Maßnahmenplan erstellen und Prioritäten festlegen: wer, was, bis wann, womit. Betroffene sollten über Ereignis und Maßnahmen informiert werden (Aushang, Unterweisung, Einarbeiten neuer Mitarbeiter).
Wirksamkeitskontrolle
Kontrollieren, ob die Maßnahmen umgesetzt und wirksam sind.
Eine Dokumentation der Unfallanalyse ist sinnvoll, sie ermöglicht u. a. die Wirksamkeitskontrolle und kann als Grundlage für Unterweisungen dienen. Es können dazu selbst erstellte Formulare oder Vorlagen der zuständigen Berufsgenossenschaft verwendet werden.
Aus Fehlern lernen
Damit Beschäftigte aus Unfällen lernen können, kann es sinnvoll sein, Unfallgeschehen und Maßnahmen als Aushang für alle Mitarbeiter zugänglich zu machen. Die Angaben sind anonymisiert und enthalten z. B. folgende Informationen:
- Was ist passiert?
Beim Entladen eines Paketes hat sich ein Beschäftigter die Schultermuskulatur gezerrt, weil das Gewicht des Pakets unbekannt war.
- Wo ist es passiert (Anlage, Arbeitsbereich, Tätigkeit, ggf. mit Foto der gefährlichen Stelle bzw. Situation)?
Wareneingang
- Welche Maßnahmen wurden festgelegt, um Unfälle zukünftig zu vermeiden?
Vor manuellem Entladen muss zukünftig das Gewicht von Paketen erfragt werden.
- Wo finde ich weitere Informationen?
Leiter Wareneingang