Haufe Online Redaktion: Wie beurteilen Sie das Projekt aus der Sicht Ihres Unternehmens?
Melanie Koschorek: Das anonymisierte Bewerbungsverfahren passt sehr gut in unsere offene Unternehmenskultur. Es zeigt uns neue Perspektiven der Personalrekrutierung auf und steht dadurch für Innovation.
Haufe Online Redaktion: Konnten Sie feststellen, dass dadurch mehr Frauen oder Migranten eingestellt wurden?
Koschorek: Wir haben während des Pilotprojekts fast ausschließlich Frauen eingestellt. Jedoch betrafen zirka 50 Prozent der ausgeschriebenen Positionen den Bereich Hotellerie und Tourismus. Hier ist der Anteil weiblicher Bewerber stets sehr hoch. Die Anzahl der eingestellten Migranten blieb im Vergleich zu den Vorjahren ungefähr gleich.
Haufe Online Redaktion: Welche Methode haben Sie im Bewerbungsverfahren angewandt und wie bewerten Sie die praktische Umsetzung der anonymen Bewerbungsverfahrens?
Koschorek: Seit dem Pilotprojekt haben wir mit einem anonymisierten Bewerbungsformular gearbeitet, das wir nun anhand unserer Erfahrungen angepasst und optimiert haben. Wir suchen die besten Mitarbeiter für unser Unternehmen. Mit dem anonymisierten Bewerbungsformular agieren wir neutral und fokussieren uns auf die Qualifikationen der Bewerber.
Haufe Online Redaktion: Würden Sie das anonyme Verfahren an andere Unternehmen weiterempfehlen?
Koschorek: Ja, wir haben erkannt, dass das menschliche Moment zu Fehlern verleitet. Personaler und Personalerinnen glauben oft, Menschen aufgrund eines Fotos und einiger persönlicher Daten grob einschätzen zu können. Das Verfahren hat jedoch gezeigt, dass einige Bewerber insbesondere durch ein unglücklich gewähltes Foto vorschnell aussortiert werden. Menschen in der Postmoderne sind vielseitig – dies vermag ein Bewerbungsfoto nicht widerzuspiegeln.
Haufe Online Redaktion: Werden Sie das Verfahren weiterhin anwenden?
Koschorek: Ja, wir werden das Verfahren in Zukunft flexibel einsetzen. Dies bedeutet, dass wir in sensiblen Bereichen, wie zum Beispiel der IT-Branche, auf das konventionelle Verfahren zurückgreifen und auch Grafikern weiterhin die Gelegenheit geben werden, sich auf kreative Weise bei Mydays zu bewerben.
Das Interview führte Kristina Enderle da Silva.