Kennen Sie Menschen in Ihrem Unternehmen, die unzufrieden mit ihrer eigenen Karriere sind, die gehemmt wirken oder deren Potenziale sich nicht richtig entfalten wollen? Vielleicht kennen Sie aber auch Führungskräfte, die suboptimal mit ihrem Team umgehen, oder Beschäftigte im Außendienst, die deutlich mehr Umsatz bringen könnten. Haben Sie den Eindruck, dass in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung alles rundläuft und die Patente nur so sprudeln? Wie ist es um die Auszubildenden bestellt? Strahlen sie Optimismus und Einsatzbereitschaft aus, sodass sie das Unternehmen in die Zukunft tragen können?
Methoden, die mit langen Traditionen punkten
Seien Sie unbesorgt, wenn in Ihrem Unternehmen – oder auch bei Ihnen ganz persönlich – nicht alles zum Besten bestellt ist. Denn allen kann geholfen werden. Wie? Selbstverständlich benötigen Sie ein Super-Power-Coaching. Auf die Idee wären Sie wahrscheinlich auch von allein gekommen. Aber hätten Sie auch die richtige Methode gewählt?
Sinnvoll sind Methoden vor allem dann, wenn sie auf eine lange Tradition zurückblicken. Das stellen etwa die Astrologie, die Graphologie oder die Schädeldeutung täglich unter Beweis. Wenn gar die alten Chinesen oder die alten Griechen sich etwas ausgedacht haben, war dies immer besonders weise, was vielleicht damit zusammenhängt, dass die Chinesen und Griechen offenbar schon immer besonders alt waren.
Von Meridianen, Qi und Energiestaus im Coaching
Zu den tief verwurzelten Überzeugungen der traditionellen chinesischen Naturmedizin gehört die Annahme, dass der menschliche Körper von Bahnen – sogenannten Meridianen – durchdrungen ist, in denen unsere Lebensenergie – das sogenannte Qi ("Chi") – fließt. Solange alles im Fluss ist, gibt es keine Probleme. Schwierig wird die Sache erst dann, wenn es an den Knotenpunkten der Meridiane zu Stauungen kommt. Jetzt ist der Fachmann bzw. die Fachfrau gefragt. Wirken sich die Stauungen negativ auf die Gesundheit, so lassen Sie sich am besten mit ein paar Nadeln malträtieren (Akupunktur) oder Sie lernen, die passenden Muskelgruppen anzuspannen (Kinesiologie), auf dass alle Energie wieder frei fließen kann.
Spiegeln sich die Energiestauungen hingegen in der Persönlichkeit, im Fühlen und Denken, in Antriebslosigkeit, mangelnder Kreativität, Verbohrtheit und Ähnlichem wider, so ist der Gang zum Spezial-Coach für energetisches Klopfen der richtige Weg. Ja, ein solcher Coach macht genau das, wonach es sich anhört. Er oder sie klopft die Hilfesuchenden an bestimmten Punkten des Körpers – bevorzugt im Bereich von Kopf und Oberkörper – ab und löst dadurch die Energiestauungen. Mehr noch, da Coaching bekanntlich das Ziel der Hilfe zur Selbsthilfe verfolgt, bringt der Coach den Ratsuchenden gleich auch noch bei, wie und wo sie selbst klopfen müssen, damit wahlweise die Persönlichkeitsentwicklung oder die Karriere wieder in Schwung kommt. Wer nicht klopfen mag, der kann übrigens die entsprechenden Punkte auch kräftig drücken. So ist für jeden etwas dabei.
Auf der Suche nach Maßeinheiten für den Energiestau
Nun könnte man einwenden, dass der Klopfcoach andere Punkte beklopft als seine Freunde aus Akupunktur oder Kinesiologie. Aber das wäre eine allzu oberflächliche Kritik, die den Laien als solchen entlarvt. Schließlich sind Krankheiten und Verspannungen ja auch etwas anderes als Verhalten und Denken. Insofern verfängt auch nicht das Argument, dass es bei der Akupunktur völlig egal ist, an welcher Stelle man die Nadeln reinpiekt, um einen Placebo-Effekt zu erzielen. Andere könnten die Frage stellen, in welcher Maßeinheit die Energie eigentlich gemessen wird – Ampere, Volt, Kilonewton oder gar Joule – und ob sich energetische Stauungen auf diesem Weg auch tatsächlich nachweisen lassen. Auch dies ist ein nicht zulässiger Einwand. Die alten Chinesen haben Recht, weil sie weise alte Chinesen sind – basta!
Sollte wider Erwarten das energetische Klopfen nicht zum Ziel führen, empfehlen wir wahlweise eine Therapie nach der Vier-Säfte-Lehre von Galen oder Sie lassen die Unglücksseeligen einfach mal wieder zur Ader. Nur in den allerschlimmsten Fällen müssen Sie eine Hexe verbrennen (aus Gründen der Gleichstellung vielleicht alternierend mit einem Hexer). All dies hat Jahrhunderte lang bestens gewirkt.
Der Kolumnist Prof. Dr. phil. habil. Uwe P. Kanning ist seit 2009 Professor für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Osnabrück. Seine Schwerpunkte in Forschung und Praxis: Personaldiagnostik, Evaluation, Soziale Kompetenzen und Personalentwicklung.
Schauen Sie auch einmal in den Youtube-Kanal "15 Minuten Wirtschaftspsychologie" hinein. Dort erläutert Uwe P. Kanning zum Beispiel zusammenfassend, wie Sie gute von schlechten Testverfahren unterscheiden, warum Manager scheitern, wie ein Akzent die Bewertung von Bewerbern beeinflusst oder wie "smart" gesetzte Ziele für eine Leistungssteigerung sein müssen.