Um schon frühzeitig ein erstes Gefühl für den zwischenmenschlichen Bereich zu bekommen, ist es sinnvoll, die Teammitglieder in die (End-)Auswahl des künftigen Kollegen einzubeziehen. Beim sog. Teamrecruiting sind nicht nur HR und die Führungskraft in den Recruiting-Prozess involviert. Auch das suchende Team wird in den Recruiting-Prozess eingebunden und trägt somit zur Entscheidungsfindung für die Neueinstellung bei.
Während im ersten Vorstellungsgespräch mit HR und der Führungskraft oft die fachlichen Fähigkeiten im Vordergrund stehen, konzentriert sich das Teamfit-Interview darauf, ob die Werte und Soft Skills des Kandidaten mit denen des Teams und des Unternehmens in Einklang zu bringen sind. Es liegt nahe, die Mitarbeiter in dieser Phase zu beteiligen, da das suchende Team eng mit dem zukünftigen Kandidaten zusammenarbeiten wird. Die Rückmeldung des Teams ist daher meist sehr wertvoll und kann von "der Kandidat passt gut ins Team" bis zu einer detaillierten Beurteilung basierend auf dem erstellten Anforderungsprofil reichen.
Im Anschluss an das Vorstellungsgespräch mit HR und Führungskraft können deshalb die aussichtsreichsten Kandidaten in einer weiteren Gesprächsrunde das Team kennenlernen.
Das Team kann mit diesen auserkorenen Kandidaten z. B. gemeinsam zum Kaffeetrinken gehen oder je nach Arbeitsweise ein virtuelles/hybrides Kennenlerngespräch führen, um sich in ungezwungener Atmosphäre (ohne Chef) auszutauschen. Das Feedback des Teams ist später eine wichtige Hilfestellung und Entscheidungsgrundlage für die Jobvergabe. Das Team sollte zumindest ein Vetorecht haben, um Kandidaten auch ablehnen zu können. Die Führungskraft muss diese Entscheidung dann auch akzeptieren, damit Teamrecruiting nicht nur ein Lippenbekenntnis ist
Professionelle Vorauswahl wichtig
Es hat sich bewährt, dass der Vorgesetzte und HR die Vorselektion übernehmen und dem Team z. B. im Anschluss an das geführte Vorstellungsgespräch nur die aussichtsreichsten Kandidaten vorstellen. So ist eher gewährleistet, dass die Kandidaten objektiv und professionell ausgewählt werden und auch Heterogenität und Diversität im Team eine Chance haben. Denn ist ausschließlich das Team für das Recruiting verantwortlich, steigt die Gefahr, dass das Team bei der Bewerberauswahl Eigeninteressen in den Vordergrund stellt.
Weiterer Vorteil: Wenn die Teammitglieder bei der Auswahl für den besten Kandidaten beteiligt werden, sind sie später eher bereit, ihn in seiner Einarbeitungsphase aktiv zu unterstützen und zu integrieren. Zudem können sich beide Seiten schon vorab kennenlernen und prüfen, ob die Chemie passt. Die Qualität des Onboardings verbessert sich dadurch, weil das zukünftige Team in den Auswahlprozess integriert wurde und so die getroffene Einstellungsentscheidung mitträgt. Dies ist für beide Seiten von unschätzbarem Wert!