Praxiserprobter Ansatz
Einen praxiserprobten Ansatz zur Stoff- und Energiebilanzierung stellt das Konzept des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), Berlin, dar. Das Fernziel dieses Konzepts besteht darin, ein umfassendes betriebliches Öko-Controlling zu ermöglichen. Damit soll, in Anlehnung an die Finanzbuchhaltung, kontinuierlich, umfassend und nach verbindlichen Verfahrensvorschriften eine ökologische Bilanzierung auf verschiedenen Ebenen erfolgen. Für die Öko-Bilanzierung lassen sich zwei Kategorien von ökologisch relevanten Informationen unterscheiden:
- Informationen zur Darstellung der Stoff- und Energieströme im Unternehmen über den ökologischen Lebenszyklus der Produkte sowie
- Informationen zu den Umwelteinwirkungen, die durch die Austauschbeziehungen der Betriebe bzw. Produkte mit der Umwelt entstehen.
Input-Output-Bilanz erstellen
Ausgangspunkt für die Entwicklung einer Öko-Bilanz für das Unternehmen ist die Erstellung einer "Input-Output-Bilanz Betrieb", aus der schrittweise der Umfang und die Art betrieblicher Umwelteinwirkungen abgeleitet werden. Die stofflichen Inputs werden nach der betrieblichen Materialwirtschaftssystematik weiter aufgegliedert in
- Materialklassen 1. Ordnung (Rohstoffe, Hilfsstoffe, Betriebsstoffe, Kaufteile, Handelsware),
- Materialklassen 2. Ordnung (Detaillierung der Rohstoffe etc.) sowie
- Stofflisten, die Materialien unterscheiden nach Materialbestandteilen, Spuren von Stoffen in Materialien und ökologischen Merkmalen,
- Wasser- und Energieeinsatz: Daraus ergeben sich Ansatzmöglichkeiten für ein entsprechendes ressourcensparendes Management.
Produkte und Emissionen gliedern
Ebenso lassen sich für die Outputseite Produkte und Emissionen sinnvoll untergliedern. Insbesondere folgende Elemente führen zu einer detaillierten Betrachtung:
- Produktzusammensetzungszertifikate: Damit kann die Zusammensetzung der Produkte untersucht werden.
- Stoffliche Emissionen und abgegebene Energien: Hierauf ist eine genauere Analyse des weiteren ökologischen Lebenszyklus dieser Stoffe und Energie aufzubauen.
- Flussmodelle beziehen sich auf eine Erhebung und Analyse der Prozesse, die die Stoff- und Energieflüsse direkt beeinflussen.
Produkt- und Prozessbilanzen erstellen
Die Blackbox, die dem Betrieb bei der Erstellung der Input-Output-Bilanz (Betriebsbilanz i. e. S.) immer noch bleibt, wird im nächsten Schritt weiter aufgehellt, indem Produkt- und Prozessbilanzen erstellt werden. Produkt- und Prozessbilanzen dienen dazu, die Umweltverträglichkeit bestimmter Produkte und Produktionsverfahren des Unternehmens zu überprüfen und ggf. durch Substitution mit vergleichbaren Produkten oder Verfahren zu ökologisch besseren Lösungen zu kommen.
ABC Kriterien |
A |
B |
C |
Umweltrechtliche/-politische Kriterien: ABC 1 Anforderungen aus dem Umweltrecht, Grenzwerte, Verordnungen etc. |
Gesetzliche Grenzwerte eines Stoffes werden überschritten, Vorschriften der Lagerung werden missachtet. |
Vom Gesetzgeber sind Grenzwertverschärfungen, Anwendungsverbote u. Ä. vorgesehen. Momentan gültige Grenzwerte werden kurzfristig überschritten ("announcement effects"). |
Stoffe werden vorschriftsmäßig eingesetzt. Keine Auflagen bzw. Auflagenverschärfungen zu erwarten. |
Gesellschaftliche Anforderungen: ABC 2 (Kritik von Bürgerinitiativen, Akzeptanz u. Ä.) |
Stoff steht unter nachhaltiger Kritik (obwohl gesetzliche Vorschriften befolgt), lokale "hot spots", Medienkritik, Bürgerinitiativen. |
Neutrale Institute warnen vor Verharmlosung und fordern schärfere Bestimmungen ("Frühwarnfunktion"). |
Stoff steht außerhalb jeglicher gesellschaftlicher Kritik. |
Einzelwirtschaftliche Kriterien: |
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ABC 3 Produktivitätsverluste (Abwärme, Abfälle etc.) |
Stoff wird mit großen Material-/Energieverlusten eingesetzt |
mittlere Materialverluste |
kaum Materialverluste |
ABC 4 internalisierte Umweltkosten |
Kontroll-/Handlingsaufwand hoch, hohe Abschreibungen |
mittlerer Kontrollaufwand |
kein/kaum Kontrollaufwand |
Ökologische Kriterien: |
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ABC 5 Erschöpfung nicht regenerativer Ressourcen bzw. regenerativer (von Ausbeutung bedroht) |
kurzfristig erschöpft RW < 30 Jahre |
Ressourcen mittelfristig erschöpft RW 30 – 100 Jahre |
Primärrohstoffe langfristig verfügbar RW > 100 Jahre |
ABC 6 Beeinträchtigung von Umweltmedien, Arten (Stofflinienbetrachtung) |
Stoff, der auf der gesamten Produktlinie zu Umweltbelastungen führt |
Umweltbelastung in Teilbereichen der Stofflogistik |
kaum Umweltbeeinträchtigungen bekannt |
XYZ Kriterien |
X |
Y |
Z |
XYZ Einsatzrelevanz (Volumeneffekt der Inputstoffe) |
hoher Verbrauch/Jahr |
mittlerer Verbrauch/Jahr |
untergeordnete Bedeutung im Verbrauch |
Abb. 3: ABC-XYZ-Klassifizierung der Umweltverträglichkeit von Stoffen
ABC-Analyse als praktikable Bewertungsmethode
Die bloße physische Darstellung der Stoff- und Energieströme sowie der Produkte und Emissionen sagt noch nichts über die Umweltverträglichkeit der dahinterstehenden Prozesse und Produkte aus. Als praktikable Bewertungsmethode wird eine Art ABC-Analyse vorgeschlagen. Um die Umweltverträglichkeit zu beurteilen, werden versc...