Finanzdaten in Echtzeit
Nehmen wir das oben genannte Beispiel der "Smart City" als Grundlage für weitere Überlegungen, wird schnell deutlich, dass auch auf der kaufmännischen Seite einiges zu leisten ist.
Grundsätzlich ist z. B. das Geschäftsmodell zu verstehen, welches verschiedene Unternehmen mit einbezieht. Die Stadt "vermietet" z. B. Straßenkapazität für den Individualverkehr. Das Car Sharing wird ggf. durch einen professionellen Anbieter von Elektroautos angeboten (z. B. ein Tochterunternehmen eines Automobilkonzerns). Hinzu kommt der Betreiber der öffentlichen Verkehrsmittel. Banken und Kreditkartenunternehmen als Teil des Bezahlprozesses.
Der Endkunde kommuniziert über eine App, die den Zugriff auf geeignete Transportmittel ermöglicht, sowie via Sensorik z. B. im privaten Pkw. Für die intelligente Preisgestaltung bedarf es u. a. einer großen Datenbank, die Informationen zur aktuellen Verkehrslage speichert, über umfassende historische Daten verfügt sowie auch weitere Informationen zu aktuellen und geplanten Veranstaltungen sowie überregionalen Ereignissen.
Vieles läuft in Echtzeit, komplexe Programme überwachen die Verkehrsströme, kalkulieren Preise und sorgen für die Abrechnung im Hintergrund, natürlich in Echtzeit.
Das kaufmännische System in einer "Smart City GmbH" muss also voll integriert arbeiten. Integriert bedeutet nicht nur im innerbetrieblichen Sinne, sondern auch im Austausch mit dem Kooperationsnetzwerk (der Stadt, Car Sharing Betreiber, Öffentliches Transportunternehmen, Banken und andere Bezahldienstleister). Weiterhin werden finanzielle Informationen mit nicht finanziellen Informationen kombiniert. Die Preisgestaltung in Abhängigkeit von Verkehrsfluss und weiteren Ereignissen muss z. B. (im Durchschnitt) profitabel sein. Es werden also verschiedene Mengendaten verarbeitet, genauso aber auch Umsatz und Kosteninformationen mit einbezogen.
Einige Finanzinformationen stehen in einer solchen Organisation sehr schnell (ggf. teilweise in Echtzeit) zur Verfügung, d. h. der CFO muss neben der hohen Prozessintegration auch sehr stark auf Automatisierung achten. Der Finanzbereich wird aus Effizienzgründen nicht sehr groß sein, aber aus Mitarbeitern bestehen, die verschiedene Fähigkeiten vereinen. Betriebswirtschaftliches Wissen, Verständnis für das Geschäftsmodell und den Wertefluss sowie ein gewisses Maß an technischem Wissen, mathematischen Fähigkeiten usw.
Der CFO muss sich optimieren
Zu Beginn des Kapitels haben wir festgehalten, dass sich die Optimierungen, bereitgestellt durch SAP S/4HANA, auch als betriebswirtschaftliche Optimierungen bezeichnen lassen, die nicht "über Nacht" kommen, sondern auf Basis zunehmend integrierter Prozesse, zunehmender Automatisierung und höherer Datenqualität ergeben. Dies gilt im Kern auch für das hier vorgestellte Beispiel der "Smart City GmbH".
Die Digitalisierung, auch mit Blick auf neue Geschäftsmodelle, bedeutet für den CFO keine Revolution, nichts das ihn von heute auf morgen ganz anders arbeiten lässt. Der Vorteil daran ist, dass der CFO den Aufbau eines solchen Geschäfts oder die Veränderung hin zu einem neuen Geschäftsmodell planen und strukturiert angehen kann. Der Nachteil liegt natürlich darin, dass zunächst der Druck fehlt und der Weg der Digitalisierung sehr langsam beschritten wird, sogar "verschlafen" wird.
Laut einer Studie im Handelsblatt vom 4.4.2017, wird davon ausgegangen, dass 98 % der Kapazitäten in der Buchhaltung durch Automatisierung in Zukunft abgebaut werden. Der CFO, der frühzeitig die Weichen stellt und aus der Digitalisierung konkreten Nutzen zieht sowie seine Organisation konsequent darauf ausrichtet, wird sicher zu den Gewinnern gehören. Denn er hat an Effizienz gewonnen und ist darüber hinaus in der Lage, ganz neue, digitale Geschäftsmodelle zu integrieren. Diese neuen digitalen Geschäftsmodelle benötigen diese Effizienz insbesondere, weil Margen und Preise anders gestaltet sind. So ist es z. B. ein erheblicher Unterschied, ob über den etablierten Abrechnungsprozess ein Auto (also z. B. ein sechsstelliger Eurobetrag) abgerechnet wird und dieser Prozess einen zweistelligen Eurobetrag kostet oder ob darüber auch die punktuelle Nutzung des Navigationssystems (für wenige EUR pro Transaktion) abgerechnet wird.