Zusammenfassung
Die Grundlage richtiger Entscheidungen sind ausreichende Informationen über die Alternativen. Nie wird ein Unternehmer über vollständige Daten verfügen, wenn er eine Wahl treffen muss. Es ist einfach wirtschaftlicher, unter einer gewissen Unsicherheit zu entscheiden. Wann die Informationen für den Entscheider ausreichend sind, hängt z. B. von dessen Risikobereitschaft ab, aber auch von den Kosten, die für die Informationsbeschaffung aufgewendet werden müssen.
In allen Unternehmen kommt es immer wieder dazu, dass der verantwortliche Mitarbeiter oder der Unternehmer eine Entscheidung zum Produktionsprogramm, zur Ausrichtung des Unternehmens oder zum Vertriebsweg treffen muss. Der Kostenrechner wird gebeten, diese Entscheidungen mit Daten zu unterstützen. Dann geht es darum, den Deckungsbeitrag oder den Gewinnbeitrag der verschiedenen Produkte, Vertriebseinheiten oder Abteilungen zu ermitteln. In Zeiten knapper Kapazitäten kann anhand dieser Daten eine Konzentration der vorhandenen Mittel auf den Bereich, der den meisten Erfolg verspricht, erfolgen. In den Zeiten, wo das Unternehmen durch Verluste bedroht ist, können auf diese Weise die größten Verlustbringer erkannt und eliminiert werden.
Eine Profit-Center-Rechnung liefert dazu Daten, die durch die Kostenrechnung ermittelt werden. Die Anforderungen dieses Controlling-Instrumentes sind jedoch relativ hoch. Nicht nur der Aufwand in der Kostenrechnung schlägt zu Buche, auch in den Profit-Centern selbst müssen kostspielige Anforderungen erfüllt werden. Hinzu kommt, dass nicht jede Unternehmenskultur eine wirkliche Profit-Center-Organisation verträgt. In solchen Fällen ist die Anwendung dieses Hilfsmittels von vornherein zum Scheitern verurteilt. Der Kostenrechner muss prüfen, ob sich die Profit-Center-Rechnung wirtschaftlich verantworten lässt und ob das Unternehmen, seine verantwortlichen Mitarbeiter und die betroffenen Angestellten die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung erfüllen können und wollen.
1 Was ist eine Profit-Center-Rechnung?
Nur wenige Unternehmen stellen nur ein Produkt her und vertreiben dieses über einen einzigen Vertriebsweg. Die Realität kennt viele unterschiedliche Artikel und Produktgruppen, die auf verschiedenen Wegen vermarktet werden. Jede Produktgruppe und jeder Vertriebsweg leistet dabei einen eigenen Beitrag zum Erfolg des Unternehmens. Das gilt auch für verschiedene Betriebsstätten, in denen produziert wird, oder für verschiedene Geschäftsstandorte (z. B. im Einzelhandel). Diesen individuellen Beitrag zu ermitteln ist die Aufgabe der Profit-Center-Rechnung. Dazu werden die Kosten und Leistungen der Profit-Center festgestellt und als Ergebnis gegenübergestellt. Dabei betrachtet man die Einheiten wie kleine eigenständige Unternehmen und stattet die verantwortlichen Mitarbeiter mit den notwendigen Kompetenzen aus.
1.1 Organisation der Profit-Center-Rechnung
Zunächst müssen Sie die Bereiche im Unternehmen, die einen unterschiedlichen Erfolgsbeitrag leisten, identifizieren. Dazu wird das Unternehmen unter verschiedenen Gesichtspunkten in kleinere Einheiten geteilt. Welche Sichtweise für das einzelne Unternehmen notwendig ist, um eine lückenlose Profit-Center-Rechnung aufbauen zu können, hängt von der Struktur des Unternehmens, von den Produkten und von den Märkten ab (vgl. Tab. 1). Das kann nur individuell entschieden werden.
Gesichtspunkt |
mögliche Einteilung |
Beispiele |
Produkt |
Einzelprodukte |
Produkt A, Produkt B, Produkt C |
Produktgruppen |
Schlafzimmermöbel, Küchenmöbel, Wohnzimmermöbel, Kleinmöbel, Zubehör |
Produktfunktionen |
Sägen, Bohren, Schleifen, Transportieren |
Kunden |
Einzelkunden |
Kunde A, Kunde B, Kleinkunden |
Kundengruppen |
Verbandsmitglieder, Industriekunden, Handelskunden, Versandhäuser, OEM-Kunden |
Vertriebswege |
Direktvertrieb, Einzelhandel, Großhandel, Online |
Vertriebsorganisation |
Vertriebswege |
Direktvertrieb, Einzelhandel, Großhandel, Online |
Regionen |
Deutschland, Europa, Rest der Welt |
Vertriebsart |
Handelsvertreter, Reisende, Direktkunden, OEM-Kunden |
Standorte |
Produktionsstandort |
Halle A, Halle B, A-Stadt, B-Stadt |
Geschäftsstandorte |
Verkaufsstelle A, Verkaufsstelle B |
Lagerorte |
Fertigwarenlager, Freihafen, Konsignationslager, Warenverteilzentrum |
Interne Funktionen |
Interne Funktionen |
IT, Einkauf, Rechnungswesen, Marketing |
Tab. 1: Mögliche Profit-Center-Einheiten
Bei der Festlegung der einzelnen Profit-Center wird Vollständigkeit angestrebt. Die Addition der Bereiche sollte also den Gesamterfolg des Unternehmens ergeben. Das ist relativ einfach zu erreichen, indem für einen eventuellen Rest ein sonstiges Profit-Center eingerichtet wird. Die Komplexität nimmt zu, wenn die Profit-Center-Struktur Überschneidungen bildet. So können z. B. Produkte aus dem Werk A (= Profit-Center) an den Verkaufsstandorten A und B verkauft werden. Der Vollständigkeitsanspruch kann daher immer nur für eine Sichtweise gelten.
Orientierung an Kostenstellenstruktur üblich
Beim Aufbau der Organisation einer Profit-Center-Rechnung kann in vielen Unternehmen auf eine bestehende Struktur zurückgegriffen werden: die Kostenstellenrech...