Die Steuerung im digitalen Umfeld ("anders" und "besser") lässt sich in vier Thesen beschreiben (s. Abb. 2):
Abb. 2: Thesen der digitalen Unternehmenssteuerung
These 1: Steuerung wird anders funktionieren
Statische, vergangenheitsorientierte Steuerungsmodelle sind passé. Für die Zukunft gilt es, proaktiv-prognostizierenden Steuerungsansätze zu entwickeln. Hierbei lassen sich bspw. mit Hilfe von Big-Data-Analysen automatische Vorhersagen mit hoher Treffergenauigkeit erstellen. Hierzu werden bspw. Predictive-Analytics-Modelle eingesetzt, unter denen man Berechnungsmodelle versteht, die bspw. die Schadenswahrscheinlichkeit einer Person bei Versicherungen oder den Absatz eines Produktes in der Zukunft vorhersagen können.
These 2: Auf Datenverfügbarkeit und -verknüpfung kommt es an
Die Verfügbarkeit und -qualität von Daten wird ein alles entscheidender Faktor. Eine besondere Aufgabe besteht darin, die Qualität von funktionalen und externen Daten sicherzustellen und diese mit finanziellen Daten verknüpfbar zu machen. Dies bedingt eine neue Generation von leistungsfähigen Data Warehouses, geeigneten Modellen und Algorithmen. Forecasts und Prognosen von rechnerischen Modellen sind als Ergebnisse eine Blackbox und von Menschen nicht immer nachvollziehbar.
These 3: Rolle und Kompetenz der Finanzfunktion ändern sich radikal
Die Digitalisierung betrifft alle Facetten der heutigen Struktur und Prozesse der Finanzfunktion. Eine übergreifende (Data-)Governance ist ein Schlüssel zum Erfolg, daneben müssen sich Business Partner zusammen mit Data Scientists vernetzen, um neue Modelle für die digitale Steuerung zu entwickeln.
These 4: Enormer Effizienzdruck
Mit zunehmender Digitalisierung der Geschäftsprozesse, steigt der Druck auf die Finanzfunktion, die eigenen unterstützenden Prozesse weiter auf Effizienz zu trimmen. Insbesondere transaktionale Routinetätigkeiten müssen weiter automatisiert werden und organisatorisch zu zentralen Expert Centern gebündelt werden. Moderne Ansätze wie Robotic Process Automation (RPA) gewinnen auch in Finanzen und Controlling an Bedeutung und unterstützen die zunehmende Automatisierung, wodurch sich eine Verlagerung einiger Prozesse in Expert Center in Zukunft eventuell erübrigen wird.
Finanzen & Controlling darf den digitalen Anschluss nicht verpassen
Der Übergang in die digitale Zukunft beschäftigt jede Branche und jedes Unternehmen. Auch wenn Art, Intensität und Dringlichkeit, mit der dieser Wandel stattfindet, zwischen verschiedenen Branchen unterschiedlich ausgeprägt sein mögen, ist es für den Finanzbereich essenziell, möglichst frühzeitig die eigenen Prozesse, Instrumente und Systeme zu hinterfragen und weiterzuentwickeln, um nicht den Anschluss an "digitale" operative Unternehmensbereiche und damit an Bedeutung für die Steuerung zu verlieren. Diese Weiterentwicklung betrifft neben der Finanzorganisation nahezu alle Controllingprozesse. Gerade das heutige, in vielen Unternehmen aufwändige, manuelle und oftmals redundant gestaltete Berichtswesen wird sich erheblich durch den Einfluss der Digitalisierung verändern (müssen). Wie ein digitales Reporting in der Zukunft aussehen kann und welche Chancen aber auch Risiken damit verbunden sind, wird in den folgenden Abschnitten behandelt.