Rz. 24
Als (notwendiges) Sonderbetriebsvermögen I werden die Wirtschaftsgüter bezeichnet, die im wirtschaftlichen Eigentum des Mitunternehmers stehen und wegen ihrer Überlassung an die Gesellschaft objektiv geeignet und subjektiv dazu bestimmt sind, dem Betrieb der Personengesellschaft zu dienen.
BFH v. 10.1.1973 – I R 114/71, BStBl. II 1973, 238; v. 24.4.1975 – IV R 115/73, BStBl. II 1975, 580; v. 13.5.1976 – IV R 4/75, BStBl. II 1976, 617; v. 7.7.1992 – VIII R 2/87, BStBl. II 1993, 328; v. 10.11.1994 – IV R 15/93, BStBl. II 1995, 452; v. 7.12.2000 – III R 35/98, BStBl. II 2001, 316; v. 1.2.2001 – IV R 3/00, BStBl. II 2001, 520; v. 18.12.2001 – VIII R 27/00, BStBl. II 2002, 733; v. 14.1.2010 – IV R 86/06, BFH/NV 2010, 1096.
Rz. 25
Als (notwendiges) Sonderbetriebsvermögen II werden diejenigen Wirtschaftsgüter qualifiziert, die der Gesellschaft nicht überlassen werden, sondern die unmittelbar der Begründung oder Stärkung des eigenen Mitunternehmeranteils dienen.
BFH v. 1.2.1973 – I R 228/70, BStBl. II 1973, 393; v. 15.10.1975 – I R 16/73, BStBl. II 1976, 188; v. 2.12.1982 – IV R 72/79, BStBl. II 1983, 215; v. 18.5.1983 – I R 5/82, BStBl. II 1983, 771; v. 14.4.1988 – IV R 271/84, BStBl. II 1988, 667; v. 18.12.2001 – VIII R 27/00, BStBl. II 2002, 733; v. 14.1.2010 – IV R 86/06, BFH/NV 2010, 1096; v. 23.2.2012 – IV R 13/08, BFH/NV 2012, 1112; v. 2.8.2012 – IV R 41/11, DStR 2012, 2118; v. 24.4.2014 – IV R 20/11, BFH/NV 2014, 1519.
Besonders relevant insbes. für die aperiodischen Vorgänge ist die Thematik, in welchen Fällen Anteile an Kapitalgesellschaften dem Sonderbetriebsvermögen II zuzuordnen sowie als funktional wesentliche Betriebsgrundlage des Mitunternehmeranteils zu qualifizieren sind (vgl. Rz. 64, 72, 86). Die Beteiligung an einer KapGes. kann die Beteiligung des Gesellschafters an der Personengesellschaft sowohl dadurch stärken, dass sie für das Unternehmen der Personengesellschaft wirtschaftlich vorteilhaft ist, als auch dadurch, dass sie der Mitunternehmerstellung selbst dient, weil durch die Beteiligung an der KapGes. der Einfluss des Gesellschafters in der Personengesellschaft steigt bzw. gestärkt wird (vgl. BFH v. 21.12.2021 – IV R 15/19, BStBl. II 2022, 651; v. 19.12.2019 – IV R 53/16, BStBl. II 2020, 533; v. 14.1.2010 – IV R 86/06, BFH/NV 2010, 1096).
Rz. 26
Bei der Beurteilung der Anteile an einer Komplementär-GmbH des Gesellschafters gelten nach der Rspr. (s. kürzlich zB BFH v. 21.12.2021 – IV R 15/19, BStBl. II 2022, 651; OFD Frankfurt a.M. v. 12.12.2022 – S 2134 A - 014 - St 517, juris) folgende Grundsätze: Für die Zuordnung von Wirtschaftsgütern zum Sonderbetriebsvermögen II ist das Vorliegen eines Veranlassungszusammenhangs mit der Beteiligung an der Personengesellschaft entscheidend (BFH v. 13.2.2008 – I R 63/06, BStBl. II 2009, 414; v. 23.2.2012 – IV R 13/08, BStBl. II 2020, 534; v. 21.12.2021 – IV R 15/19, BStBl. II 2022, 651). Dies kann der Fall sein, wenn durch die Beteiligung des Gesellschafters an der KapGes. der Einfluss auf die Personengesellschaft steigt oder gestärkt wird (zB BFH v. 21.12.2021 – IV R 15/19, BStBl. II 2022, 651). Die GmbH-Anteile können die Wahrnehmung der Gesellschafterrechte eines Mitunternehmers stärken, wenn der Mitunternehmer hierdurch weitere Einflussmöglichkeiten auf die KG vermittelt bekommt (BFH v. 14.4.1988 – IV R 271/84, BStBl. II 1988, 667; OFD Frankfurt a.M. v. 12.12.2022 – S 2134 A - 014 - St 517, juris).
Rz. 27
Bei Anteilen an KapGes., die sich im zivilrechtlichen und wirtschaftlichen Eigentum des Mitunternehmers befinden, ist neben Qualifikation als Sonderbetriebsvermögen entscheidend, ob die Anteile bei Umstrukturierungen oder sonstigen Sondervorgängen als funktional wesentliches Sonderbetriebsvermögen einzuordnen sind (vgl. Rz. 64, 72, 86). Aus der Zuordnung der Kapitalgesellschaftsanteile zum Sonderbetriebsvermögen II ergibt sich zwar noch nicht zwangsläufig, dass die Anteile auch als funktional wesentlich für die Mitunternehmerstellung des Kommanditisten zu qualifizieren sind (OFD Frankfurt a.M. v. 12.12.2022 – S 2134 A - 014 - St 517, juris Rz. 1). Allerdings soll nicht zu verkennen sein, dass in der Stärkung der Gesellschafterstellung des Kommanditisten in der KG gleichzeitig eine funktionale Bedeutung der Beteiligung für die Mitunternehmerstellung zu sehen ist. Hinzu kommt die Funktion der Haftungsübernahme durch die Komplementär-GmbH (OFD Frankfurt a.M. v. 12.12.2022 – S 2134 A - 014 - St 517, juris Rz. 1). Die Beteiligung des Kommanditisten an der Komplementär-GmbH stellt daher nur dann keine wesentliche Betriebsgrundlage für die Mitunternehmerstellung dar, wenn die durch diese Beteiligung bewirkte Stärkung der Gesellschafterstellung von wirtschaftlich untergeordneter Bedeutung ist. Maßgebend sind dabei die tatsächlichen gesellschaftsrechtlichen Verhältnisse (OFD Frankfurt a.M. v. 12.12.2022 – S 2134 A - 014 - St 517, juris Rz. 1; s. auch kürzlich BFH v. 1.2.2024 – IV R 9/20, BFH/NV 20...