Rz. 2
Stand: EL 113 – ET: 09/2017
Die Rechtsverhältnisse des ArbG beim LSt-Abzug waren lange nicht abschließend geklärt (> Rz 4). Denn obwohl das Verhältnis zwischen ArbG und ArbN arbeitsrechtlich – also privatrechtlich – geprägt ist, wird der ArbG beim LSt-Abzug für den Staat tätig, der mit seinen öffentlich-rechtlichen Rechtsvorschriften in das Arbeitsrecht hineinwirkt.
Rz. 3
Stand: EL 113 – ET: 09/2017
Zum FA hat der ArbG ein öffentlich-rechtliches Verhältnis. Allein steuerliche Vorschriften bestimmen seine Pflichten. § 33 Abs 1 AO bezeichnet als ‚Steuerpflichtigen’ ausdrücklich (auch) denjenigen, der "für eine Steuer haftet, eine Steuer für Rechnung eines Dritten einzubehalten und abzuführen hat,...". Deshalb ist uE davon auszugehen, dass der ArbG mit dem LSt-Abzug schlicht seinen Verpflichtungen als Stpfl nachkommt (glA Heuermann, StuW 1999, 349; Kirchhof, § 38 EStG Rz 9; Blümich/Wagner, § 42d EStG Rz 19ff).
Rz. 4
Stand: EL 113 – ET: 09/2017
Zur Rechtsstellung des ArbG besteht aber ein Meinungsstreit: Von einem öffentlich-rechtlichen Auftragsverhältnis des ArbG zum FA gehen aus: Offerhaus, BB 1982, 793; Schick, BB 1983, 1041; L/B/P/Nacke, § 42d EStG Rz 2 mwN; Schmidt/Krüger, § 38 EStG Rz 1 mwN [aA übrigens Schmidt/Weber-Grellet, § 43 EStG Rz 13 zur Inanspruchnahme für die KESt als Stpfl]. Gegen diese Auffassung spricht aber die unabdingbare gesetzliche Verpflichtung zur Übernahme des Auftrags. Der Status eines ‚Beliehenen’ ist auszuschließen, weil der ArbG nicht hoheitlich handelt (vgl EFG 2011, 1735). Wieder andere meinen, die Stellung des ArbG zwischen dem ArbN als Steuerschuldner und dem Staat als Steuergläubiger entspreche einer gesetzlichen Indienstnahme Privater (vgl zB Scholz in Maunz/Dürig/Herzog/Scholz, Art 12 GG Rz 219; vgl auch Drüen, Die Indienstnahme Privater für den Vollzug von Steuergesetzen, Tübingen 2012).
Rz. 4/1
Stand: EL 113 – ET: 09/2017
Älter ist die Auffassung, der ArbG handele treuhänderisch (so der RFH, RStBl 1935, 1239; vgl BFH 135, 416 [418] = BStBl 1982 II, 521 [522]). Nicht durchgesetzt hat sich auch die Auffassung, der ArbG handele im Verhältnis zum ArbN hoheitlich (vgl ua Schäfer, Die Dreiecksbeziehung zwischen Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Finanzamt beim Lohnsteuerabzug, Kölner Dissertation 1990, S 100 mwN; Geurts, Private als Erfüllungsgehilfen des Staates am Beispiel des Freistellungsauftrags, DB 1997, 1997). Während Stolterfoht (DStJG 1986, S 175ff) wohl von einem schlicht hoheitlichen Handeln ausgeht, meinen zB Schick (Grundfragen des Lohnsteuerverfahrens, Alfeld 1983, S 19), Kloubert (Rechtliche Stellung des Arbeitgebers beim Lohnsteuerabzug, Bochumer Dissertation 1988) und sogar das BMF (allerdings wohl nur in der Stellungnahme zu BVerfG 43, 108 [114]), der ArbG handele gegenüber dem ArbN beim LSt-Abzug durch > Verwaltungsakt (zu möglichen Ursachen > Steuerabzugsverfahren Rz 10). Diese Auffassung hätte allerdings bisher nicht bekannte Rechtsfolgen ausgelöst. Zu weiteren Hinweisen auf den Meinungsstreit vgl Heuermann/Wagner, Teil J Rz 13ff (ablehnend auch Blümich/Wagner, § 42d EStG, Rz 19ff mwN).