Höchstrichterlich ungeklärt ist die Frage, ob eine Personengesellschaft als (nur) geschäftsleitende Holding die Voraussetzung der eigenen gewerblichen Tätigkeit i.S.d. § 14 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 S. 2 KStG erfüllt.

Die Finanzverwaltung ist der Meinung, dass eine Holdingpersonengesellschaft nur dann Organträger sein könne, wenn sie gegenüber der potentiellen Organgesellschaft z.B. durch Dienstleistungen (wie z.B. Erstellen der Buchführung, EDV-Unterstützung o.Ä.) eigene gewerbliche Leistungen erbringt.[10]

FG Nürnberg: Demgegenüber erfüllt nach Ansicht des FG Nürnberg[11] eine Personengesellschaft auch dann die Voraussetzung einer gewerblichen Tätigkeit i.S.d. § 15 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 EStG, wenn diese eine einheitliche Leitung über den Konzern (und damit auch über die Organgesellschaft) als geschäftsleitende Holding ausübt. Dabei genüge aber nicht, dass nur die Beteiligung verwaltet wird. Die Leitung könne durch die Herausgabe von Richtlinien, Empfehlungen, gemeinsamen Besprechungen und Beratungen erfolgen, wenn sie schriftlich festgehalten werden. Dagegen reiche es nicht aus, dass sich die einheitliche Leitung stillschweigend aus einer weitgehenden personellen Verflechtung der Geschäftsführungen der Konzernunternehmen ergebe.

 

Beispiel

Die M-GmbH & Co. KG hält alle Anteile an der T-GmbH im Gesamthandsvermögen[12]. Die M-GmbH & Co. KG hat mit der T-GmbH einen EAV abgeschlossen und übt als geschäftsleitende Holding eine einheitliche Leitung durch schriftlich fixierte Richtlinien sowie regelmäßige Besprechungen aus.

Lösung: Im Gegensatz zum FG Nürnberg[13] hält die Finanzverwaltung[14] die Tätigkeit der M-GmbH & Co. KG nicht für eine Organträgereignung ausreichend.

Beraterhinweis Zu dieser Frage ist das BFH-Revisionsverfahren I R 23/21[15] anhängig.

[10] BMF v. 10.11.2005 – IV B 7 - S 2270 – 24/05, GmbH-StB 2005, 369 (Trossen) = BStBl. I 2005, 1038 Rz. 18, 19.
[11] FG Nürnberg v. 12.1.2021 – 1 K 1090/19, EFG 2022, 1142 (Rev. anhängig; Az. des BFH: I R 23/21).
[12] Die Anteile an der Organgesellschaft müssen sich nach Verwaltungsauffassung (BMF v. 10.11.2005 – IV B 7 - S 2270 – 24/05, GmbH-StB 2005, 369 (Trossen) = BStBl. I 2005, 1038 Rz. 13) im zivilrechtlichen Gesamthandsvermögen der Personengesellschaft befinden. Dazu kritisch Rödder/Liekenbrock in Rödder/Herlinghaus/Neumann, KStG, 2. Aufl. 2023, § 14 Rz. 218.
[13] FG Nürnberg v. 12.1.2021 – 1 K 1090/19, EFG 2022, 1142 (Rev. anhängig; Az. des BFH: I R 23/21).
[14] BMF v. 10.11.2005 – IV B 7 - S 2270 – 24/05, GmbH-StB 2005, 369 (Trossen) = BStBl. I 2005, 1038 Rz. 18, 19.

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