Beispiel
Vergleichsrechnung
Zahlung von Kindergeld nach Abkommensrecht und Wohnsitzwechsel eines Kindes:
Nazim H. ist türkischer Arbeitnehmer und hat seinen Wohnsitz in Köln. Seine von ihm nicht dauernd getrennt lebende Ehefrau Emine wohnt mit den 3 Kindern (17, 15 und 13 Jahre) in der Familienwohnung in Izmir. Das älteste Kind zieht ab 10.8.2024 dauerhaft zum Vater nach Köln um.
Nazim hat Anspruch auf Kindergeld nach Inlandssätzen für das älteste Kind ab August 2024 und im Übrigen Anspruch auf Kindergeld nach dem Sozialabkommen mit der Türkei.
Das zu versteuernde Einkommen (ohne Abzug eines Kinderfreibetrags) von Nazim H. beträgt im Jahr 2024 35.500 EUR.
Wie erfolgt der Familienleistungsausgleich bei Nazim H. im VZ 2024 für die 3 Kinder?
Lösung:
1. Anspruch auf Kindergeld:
Nazim hat Anspruch auf Kindergeld in folgender Höhe:
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Monatsbetrag |
Anzahl der Monate |
Jahresbetrag |
|
EUR |
|
EUR |
EUR |
1. Kind |
5,11 |
7 |
35,77 |
|
250,00 |
5 |
1.250,00 |
1.286 |
2. Kind |
12,78 |
12 |
|
153 |
3. Kind |
30,68 |
12 |
|
368 |
2. Vergleichsrechnung:
Für jedes Kind ist die Vergleichsrechnung gesondert durchzuführen.
Die Vergleichsrechnung ist auch bei wechselnder Höhe von Kinderfreibetrag und Kindergeld in den einzelnen Kalendermonaten stets auf das zu versteuernde Einkommen (Jahresbetrag) zu beziehen. Dies folgt aus § 31 Satz 1 EStG.
1. Kind: |
EUR |
EUR |
EUR |
zu versteuerndes Einkommen I |
|
35.500 |
|
ESt nach Grundtarif |
|
|
6.078 |
abzüglich Kinderfreibetrag und Bedarfsfreibetrag: |
|
|
|
– 9.312 EUR/2 = 4.656 EUR (Ländergruppe 3) für 7 Monate = |
2.716 |
|
|
– 9.312 EUR für 5 Monate (Inland) = |
3.880 |
./. 6.596 |
|
zu versteuerndes Einkommen II |
|
28.904 |
|
ESt nach Grundtarif |
|
|
4.134 |
ESt-Entlastung aus Kinderfreibetrag/Bedarfsfreibetrag |
|
1.944 |
Kindergeldanspruch |
|
|
1.286 |
Übersteigender Betrag |
|
|
658 |
Danach führt der Abzug von Kinderfreibetrag und Bedarfsfreibetrag zu einer höheren Entlastung als der Anspruch auf Kindergeld im VZ. Demzufolge werden bei der ESt-Veranlagung Kinderfreibetrag und Bedarfsfreibetrag vom Einkommen abgezogen und der Anspruch auf Kindergeld der tariflichen ESt hinzugerechnet. Ein Solidaritätszuschlag fällt 2024 nicht (mehr) an.
2. Kind: |
EUR |
EUR |
zu versteuerndes Einkommen II |
28.904 |
|
ESt nach Grundtarif |
|
4.134 |
abzüglich |
|
|
Kinderfreibetrag und Bedarfsfreibetrag insgesamt 9.312 EUR/2 = |
./. 4.656 |
|
zu versteuerndes Einkommen III |
24.248 |
|
ESt nach Grundtarif |
|
2.856 |
ESt-Entlastung aus Kinderfreibetrag/Bedarfsfreibetrag |
1.278 |
Kindergeldanspruch (12,78 EUR × 12) |
|
153 |
Übersteigender Betrag |
|
1.125 |
Für das 2. Kind ist ebenfalls der Abzug des Kinderfreibetrags und des Bedarfsfreibetrags bei der ESt-Veranlagung günstiger. Der Anspruch auf Kindergeld i. H. v. 153 EUR wird der tariflichen ESt hinzugerechnet.
3. Kind: |
EUR |
EUR |
zu versteuerndes Einkommen III |
24.248 |
|
ESt nach Grundtarif |
|
2.856 |
Abzüglich: |
|
|
Kinderfreibetrag und Bedarfsfreibetrag insgesamt: 9.312 EUR/2 = |
./. 4.656 |
|
zu versteuerndes Einkommen IV |
19.592 |
|
ESt nach Grundtarif |
|
1.657 |
ESt-Entlastung durch Kinderfreibetrag/Bedarfsfreibetrag |
1.199 |
Kindergeldanspruch (30,68 EUR × 12) |
|
368 |
Übersteigender Betrag |
|
831 |
Auch beim 3. Kind ist der Abzug von Kinderfreibetrag und Bedarfsfreibetrag günstiger. Der Kindergeldanspruch ist danach der tariflichen Einkommensteuer hinzuzurechnen.