Dipl.-Betriebsw. Armin F. Schiehser, Dipl.-Kfm. Dirk Klinkenberg
Die Grundlagenberatung ist das Fundament jeder vernünftigen strategischen und danach auch konkreten Beratung. Die Bestandsaufnahme der bestehenden Altersvorsorge ermöglicht den Einstieg in eine objektive Situationsanalyse. Dies geschieht üblicherweise anhand folgender Schritte:
Die Quantifizierung der Ausgabenseite
Ermittlung des gewünschten Lebensstandards im Alter als konkreter Liquiditätsbedarf pro Jahr.
Die Quantifizierung der Einnahmeseite im Alter
Eine Hochrechnung der Rentenansprüche und des Altersvorsorgevermögens.
- Visualisierung der sich daraus ergebenden dynamischen Versorgungslücke
- Umrechnung der Versorgungslücke p. a. auf zwei konkrete Werte
- Notwendiger Kapitalstock bei Renteneintritt zur Schließung der Versorgungslücke. Dies ist der abgezinste Barwert aller Versorgungslücken auf den Renteneintritt.
- Notwendiger monatlicher Sparbetrag, diesen Kapitalstock bis zum Renteneintritt aufzubauen. Hier wird der Barwert auf einen notwendigen Sparbetrag zurück gerechnet.
1) Die Quantifizierung der Ausgabenseite
Die Prognose des gewünschten Lebensstandards ist notwendig, um herauszufinden, ob die bestehenden Altersvorsorgebausteine ausreichen. Die Frage, welchen Lebensstandard sich der Mandant für die kommenden Jahre und im Rentenalter vorstellt, ist schwierig zu beantworten. Die Höhe des gewünschten Lebensstandards orientiert sich bei den meisten Menschen an ihrem aktuellen Lebensstandard. Ausgangspunkt der Ermittlung ist deshalb die Bestimmung der aktuellen Lebenshaltungskosten. Der aktuelle Lebensstandard kann durch verschiedene Methoden ermittelt werden, die sich hinsichtlich Arbeitsaufwand und Genauigkeit unterscheiden.
Methode 1: Schätzangabe des Mandanten
Der einfachste und sicher auch ungenaueste Methode, ist die Frage an den Mandanten, wie hoch dieser seine Lebenshaltungskosten einschätzt. Auch die Praxis zeigt, dass man hier i. d. R. keine belastbaren Zahlen erhält. Deshalb sollte diese Methode nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden und im Rahmen einer Prämissendarstellung deutlich genannt sein, dass hinsichtlich dieser Größe keine Datenermittlung stattgefunden hat.
Methode 2: Blick in die ungebundenen Entnahmen der Buchführung
Wenn für den Mandanten eine Buchführung existiert, bei der ein gemischtes Konto gebucht wird, kann ein Blick in die gebuchten Entnahmen hilfreiche Informationen vermitteln. Dabei ist zu beachten:
Werden alle privaten Ausgaben von diesem Konto bestritten oder gibt es noch andere private Konten?
Sobald andere Konten existieren, findet man hier nur einen Ausschnitt der Ausgaben vor.
Wie differenziert sind die privaten Entnahmen gebucht?
Je differenzierter gebucht wurde, umso leichter fällt die Trennung der Ausgaben nach Steuerzahlungen, Versicherungsbeiträgen, Vermietungseinkünften und Ausgaben, etc.
Die Konten zu den ungebundenen Entnahmen und auch den Einlagen sollten auf jeden Fall nicht nur als Saldo betrachtet werden, sondern hier sollte man den Kontoauszug durchsehen, um z. B. echte Ausgaben von Transferzahlungen auf Festgelder zu differenzieren.
Als Steuerberater kann man hier bei den eigenen Mandanten durch eine differenzierte Verbuchung positiven Einfluss nehmen, sowohl für Zwecke der Finanzplanung als auch für Zwecke der Wertermittlung im Rahmen der Einkommensteuererklärung.
Methode 3: Die individuelle Ermittlung der Ausgaben
Der Mandant ermittelt bei dieser Vorgehensweise selbst, wie hoch sein aktuelles Ausgabenniveau ist und wie es sich zusammensetzt. Da diese Methode nur Sinn macht, wenn eine Verprobung möglich ist, bietet sich eine Checkliste in Form einer Excel-Tabelle inklusive Verprobung an. Dazu gibt man dem Mandanten ein vorbereitetes Excel-Dokument an die Hand, in das er seine monatlichen und jährlichen Kosten einträgt. Mit Hilfe dieser Tabelle kann der Mandant, auf Basis seiner Kontoauszüge der letzten drei Monate, die Zahlen ermitteln, eintragen und sich selbst kontrollieren.
Wenn man die Zusammenstellung der Ausgaben zusätzlich aufteilt in:
Ausgaben, die man auch im Rentenalter noch tätigen wird
z. B. Essen, Urlaub, etc.
Ausgaben, die man im Rentenalter nicht mehr hat,
z. B. Finanzierungsrate für das Eigenheim, Sparraten für die Altersvorsorge,
ist damit bereits automatisch ein erster Schritt in die Ermittlung des gewünschten Lebensstandards in der Rentenphase gemacht.
2) Die Quantifizierung der Einnahmeseite im Alter
Die Ermittlung der voraussichtlichen Einnahmen im Alter ist vielschichtiger, weil viele Themenbereiche berührt werden, von denen an dieser Stelle nur die Wichtigsten genannt werden sollen.
- Altersvorsorge-Versicherungen wie z. B. gesetzliche Rente, Versorgungswerkrente, Kapital-Lebensversicherungen, bAV-Versicherungen, Rürup- und Riester-Versicherungen
- Kapitalanlagen verschiedenster Ausprägungen insbesondere Wertpapierdepots, Festgelder sowie Investmentfonds auf Aktien- oder Anleihenbasis
- Vermietungs-Immobilien
Natürlich sollte man diese Werte nicht einfach mit Stift und Papier hochrechnen. Eine geeignete Finanzplanungs-Software bietet sich daher an, um die...