Zusammenfassung
Die Budgetierung ist eines der zentralen Führungsinstrumente und wird daher auch vielfach als "Rückgrat der Unternehmenssteuerung" charakterisiert. Dennoch wird die Budgetierung häufig kritisiert (zu starr, zu aufwändig, ohne Strategiebezug …) und ist Anfang dieses Jahrzehnts sowie gerade in jüngster Zeit "ins Gerede gekommen".
Der Ansatz des "Beyond Budgeting" verzichtet vollkommen auf Budgets (!) und zielt darauf ab, die traditionelle Budgetierung durch ein flexibles und dezentrale Initiative förderndes Managementmodell zu ersetzen. Dieses Modell besteht aus "12 Prinzipien":
- sechs Prinzipien, die die Unternehmenskultur und den organisatorischen Rahmen betreffen, und
- sechs weitere Prinzipien, die sich auf den Planungs- und Steuerungsprozess selbst beziehen.
In der Praxis hat sich das Konzept in seiner Reinform nicht durchgesetzt. Der Trend geht eher hin zu einer Verbesserung der traditionellen Budgetierung, z. B. in Form der "Modernen Budgetierung."
1 Was versteht man darunter?
Die Budgetierung ist eines der zentralen Führungsinstrumente und wird daher auch vielfach als "Rückgrat der Unternehmenssteuerung" charakterisiert. Dennoch wird die Budgetierung häufig kritisiert (zu starr, zu aufwändig, ohne Strategiebezug …) und ist gerade in jüngster Zeit "ins Gerede gekommen". Auslöser der Diskussion Anfang des letzten Jahrzehnts sind die Publikationen von Peter Bunce, Jeremy Hope und Robin Fraser, die auf der Basis einer ganzen Reihe von Fallstudien und ihrer Arbeit im Rahmen des Beyond Budgeting Round Table (BBRT) das Konzept erarbeitet haben. Der Ansatz des "Beyond Budgeting" verzichtet vollkommen auf Budgets (!) und zielt darauf ab, die traditionelle Budgetierung durch ein flexibles und dezentrale Initiative förderndes Managementmodell zu ersetzen. Dieses Modell besteht aus "12 Prinzipien": sechs Prinzipien, die die Unternehmenskultur und den organisatorischen Rahmen betreffen, und sechs weitere Prinzipien, die sich auf den Planungs- und Steuerungsprozess selbst beziehen.
2 Die "12 Prinzipien" des Beyond Budgeting
Im Einzelnen sind mit Bezug auf den Planungs- und Steuerungsprozess folgende 6 Prinzipien zu nennen:
- Relativ zum internen oder externen Wettbewerb formulierte Ziele sollen selbstadjustierend sein und leistungssteigernd wirken.
- Früherkennung und rollierende Forecasts sollen ständige Anpassungen von Strategie- und Investitionsentscheidungen an veränderte Umweltbedingungen ermöglichen.
- Ein rollierender Strategieentwicklungs- und -durchsetzungsprozess soll die strategiegerechte Koordination der Unternehmensaktivitäten fördern. Als Instrument wird hier insbesondere die Balanced Scorecard propagiert.
- Eine flexible Ressourcenallokation soll durch die Vorgabe eines Kalkulationszinsfußes durch die Zentrale und autonome dezentrale Entscheidungen über die Investitionsprojekte erreicht werden.
- Dezentrale Einheiten sollen sich grundsätzlich selbst kontrollieren. Die Zentrale greift subsidiär nur dann ein, wenn die dezentralen Manager ein Problem nicht lösen können oder um Hilfe durch das Top-Management bitten ("Management by Exception").
- Eine relative, teambasierte Vergütung, die den Erfolg der Geschäftseinheit mit anderen Einheiten vergleicht, soll Teamwork und Zusammenarbeit fördern.
Auf die Unternehmenskultur und den organisatorischen Rahmen beziehen sich die verbleibenden 6 Prinzipien:
- Führung durch geteilte Werte und klare Führungsrichtlinien soll schnelle, dezentrale Entscheidungen innerhalb festgelegter Grenzen ermöglichen.
- Autonome Profit-Center sollen mehr Unternehmertum im Unternehmen schaffen.
- Interne Märkte zur Koordination der Profit-Center sollen Koordination durch Pläne ersetzen und schnellere Reaktionen ermöglichen.
- Überall und unmittelbar ("Realtime") verfügbare Informationen sollen zu größtmöglicher Transparenz und verteilter Kontrolle führen.
- Handlungsfreiräume und dezentrale Ergebnisverantwortung sollen Leistung dezentraler Akteure ermöglichen und erzwingen.
- Ein "Coach & Support"-Führungsstil soll die Manager dabei unterstützen.
Abb. 1: Die zwölf Prinzipien des "Beyond Budgeting"-Konzepts (in Anlehnung an Hope/Fraser, 2003)
3 Wann macht die Anwendung des Konzepts Sinn?
Die Sinnhaftigkeit einer Anwendung der 12 "Prinzipien" ist an eine Reihe von Prämissen gebunden, die aber in vielen Veröffentlichungen zum Thema nicht genannt werden. So unterstellen Hope/Fraser pauschal ein Zeitalter "of discontinuous change, unpredictable competition, and fickle customers". Das muss aber nicht für jedes Unternehmen in gleichem Maße gelten. Folglich muss in jedem Einzelfall geprüft werden, ob die Annahmen hoher Dynamik und hoher Wettbewerbsintensität auch gegeben sind. Ebenso muss geprüft werden, ob das Unternehmen die von Hope/Fraser postulierten Flexibilitätspotenziale auch in ausreichendem Maße realisieren kann: Können bei Bedarf wirklich relevante Produktionsfaktoren kurzfristig hinzugewonnen bzw. anderweitig ein- oder freigesetzt werden?
Weiter gilt es, nicht die Prämissen der einzelnen "Prinzipien" zu vernachlässigen. So setzen zum Beispiel wettbewerbsbezogene, relative Ziele voraus, dass ein "benchmarkfähiger Wettb...