Wie oben dargestellt ist der Zugangs- und Verkaufszeitpunkt wichtig für die Bestimmung des Kryptowerts sowie der Besteuerung von Kryptotransaktionen. In der Praxis werden jedoch auf unterschiedlichen Plattformen verschiedene Krypto-Assets, meist in einer kurzen Zeit gehandelt, damit aus Kurzschwankungen und Trends ein Profit erzielt werden kann. Für die nachträgliche Dokumentation dieser Transaktionen zur Darstellung gegenüber der Finanzverwaltung aber auch für die interne Ermittlung der Besteuerung ist eine händische Erfassung nicht zu empfehlen. Über die meisten Krypto-Exchanges können Reports extrahiert werden, die für eine Dokumentation und Berechnung als Basis herangezogen werden können. Je nach Umfang der getätigten Transaktionen kann diese Methode ausreichen. Ist das Transaktionsvolumen und die Transaktionsarten (Swaps, Hebelprodukte, etc.) jedoch hoch und komplex, empfiehlt sich die Verwendung spezialisierter Krypto-Steuersoftwarelösungen. Die Anzahl der Krypto-Transaktionen kann signifikant steigen, wenn Trading-Bots z. B. bei Krypto-Games oder auf Krypto-Exchanges eingesetzt werden. Je nach Programmierung kann durch diese Trading-Bots schnell eine 6- bis 7-stellige Anzahl an Transaktionen pro Jahr zusammenkommen. Diese hohe Anzahl an Transaktionen (Trades) ist von Krypto-Hodlern zu unterscheiden, die langfristig Token halten.
Meist verfügen professionelle Krypto-Trader über viele Onchain-Wallets und sind auf unterschiedlichsten Krypto-Exchanges aktiv. Die Zusammenführung dieser Transaktionshistorien zu einer Steuererklärung können daher komplex sein.
Teilweise werden auch Airdrops, NFT, Shitcoins oder sonstige Token in die Wallet eingelegt. Diese können über den Public-Key ohne aktive Handlung in die Wallet eingelegt werden, also auch gegen den Willen des Steuerpflichtigen. Dies stellt aber eine besondere steuerliche Herausforderung dar, da der Nachweis eines gegenleistungslosen Erwerbs zu erbringen ist.
Es gibt unterschiedliche Lösungen am Markt, die das sog. Tracking von Transaktionen über die direkte Verknüpfung zu Krypto-Exchanges mittels Application Programming Interface (API) oder über den Dateiimport von z. B. CSV- oder Excel-Tabellen erlauben. Die Dateiimportvariante stellt jedoch immer nur einen bestimmten Zeitraum dar, weshalb die API-Variante zu bevorzugen ist. Softwarelösungen bieten teilweise auch API zum Import von Onchain-Transaktionen an (z. B. von Ethereum, Polygon). Nischen-Blockchains und -Coins sind jedoch meist nicht erfasst. Die Ergebnisse des API-Imports sollten jedoch immer stichprobenartig mit den Ergebnissen des Krypto-Exchanges oder Onchain-Transaktionen kritisch hinterfragt werden. Es kann teilweise eine manuelle Korrektur der Ergebnisse notwendig werden.
Simple Krypto-Transaktionen sind in den Softwarelösungen abbildbar, dies umfasst auch teilweise NFT-Transaktionen. Auch wenn verschiedene DeFi-Lösungen Kryptotransaktionen abbilden können. Bei DeFi-Transaktionen steigt häufig die Komplexität, besondere Aufmerksamkeit ist daher auf DeFi-Transaktionen zu legen.
Durch die Steuerfreiheit aber auch der Unmöglichkeit einer Verlustverrechnung nach einer Haltefrist von einem Jahr, kann es sich lohnen vor der Haltefrist den Kurs der Krypto-Transaktionen zu überprüfen.
Weiter können durch die Wahl der Gewinnberechnungsmethode und den unterschiedlich verwendeten Wallets und Krypto-Exchanges steuerliche Vorteile erzielt werden. Wie oben dargestellt, gilt grundsätzlich die Fifo-Methode. Bei unterschiedlichen Krypto-Asset-Käufen werden für die Berechnung jeweils die ältesten Käufe berücksichtigt. Demgegenüber werden bei der Depottrennungsmethode jede Wallet und jeder Exchange getrennt betrachtet. Beide Methoden sind auch kombinierbar und können zwischen unterschiedlichen Wallets und Exchanges getrennt angewendet werden. So eignet sich die Fifo-Methode für Gewinne aus Krypto-Transaktionen mit einem kurzen An- und Verkaufszeitpunkt, da die Methode einfach ist und bei evtl. Gewinnen von der 1-jährigen Haltefrist Gebrauch gemacht werden kann. Wird alles oder ein Teil der Token gehodlet, kann für diesen Teil die Depottrennungsmethode angewendet werden. Es kann daher Sinn machen, für kurzfristige und langfristige Investments unterschiedliche Wallets und Exchanges zu verwenden, damit Vorteile durch die Methodenwahl erzielt werden können.