Zusammenfassung
Unter Bonität versteht man die Fähigkeit und die Bereitschaft eines Schuldners, seine zukünftigen Zahlungsverpflichtungen vollständig und fristgerecht zu erfüllen.
1 Anlässe der Bonitätsprüfung
Die Bonität ist ein Maßstab, mit dem die geschätzte Qualität der Geschäftsbeziehung beurteilt wird. Vertragspartner, die überhaupt nicht, zu spät oder nur teilweise ihre eingegangenen finanziellen Verpflichtungen erfüllen, stellen für jedes Unternehmen ein Risiko dar. Deswegen erfolgt vor Vertragsabschluss eine Bonitätsprüfung. Wird eine Kreditbeziehung eingegangen, spricht man von einer Kreditwürdigkeitsprüfung, wird Kapital über den organisierten Kapitalmarkt aufgenommen, so wird eine Prüfung der Emissionswürdigkeit des Emittenten vorgenommen. Kreditgeber führen Bonitätsprüfungen bei der Vergabe von Krediten durch. Dabei ist die Bonität des Kunden vom Zeitpunkt der Kreditvergabe bis zur vollständigen Bezahlung der Kapital- und Zinsforderungen von Bedeutung. Das gilt sowohl für Unternehmen, die im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit ihren Kunden beispielsweise Lieferantenkredite einräumen (Zahlung der Rechnung nach Lieferung bzw. nach Erbringen einer Dienstleistung), als auch für Kredit- und Finanzierungsinstitute, die Kreditgeschäfte betreiben.
Für das Kreditgeschäft der Kreditinstitute existiert eine Reihe von gesetzlichen Bestimmungen. So verlangt der Gesetzgeber Kreditwürdigkeitsprüfungen für Kredite, deren Kreditvolumen 750.000 EUR übersteigt (§ 18 KWG). Hierdurch sind die Kreditnehmer verpflichtet, ihre wirtschaftlichen Verhältnisse vor dem Kreditabschluss und auch während der Kreditlaufzeit offen zu legen. Nach den gesetzlichenVorgaben sind die Banken verpflichtet, bei der Höhe der zu zahlenden Zinsen die Bonität des Kreditnehmers zu berücksichtigen. Jeder Kreditnehmer wird daher von der Bank einer Bonitätsprüfung, dem Rating, unterzogen. Auch im Emissionsgeschäft haben Emittenten ihre Jahresabschlüsse vorzulegen. Hier prüft ein Emissionskonsortium, das für die Durchführung der Emission zuständig ist, die Emissionswürdigkeit des Unternehmens. Die Emissionswürdigkeit ist für die Sicherheit einer Anleihe ausschlaggebend.
Unternehmen, die neue Geschäftsbeziehungen eingehen, prüfen zuerst die Bonität ihrer Kunden. Auch laufende Vertragsverhältnisse, die mit einem Kreditrisiko verbunden sind, werden regelmäßig überprüft, insbesondere dann, wenn sich die rechtlichen oder wirtschaftlichen Bedingungen eines Kunden verändern. Damit möchte man erreichen, dass insolvenzgefährdete Kreditbeziehungen erst gar nicht eingegangen und ausstehende Forderungen möglichst ohne Verluste vereinnahmt werden können.
Wichtige Lieferanten müssen ebenfalls vor Geschäftsaufnahme ihre Bonität nachweisen. Damit wird sichergestellt, dass eventuelle langfristige Lieferverpflichtungen auch mit einer gewissen Sicherheit erfüllt werden können. Ist die Bonität des Lieferanten schlecht, ist die Konzentration auf dieses Unternehmen bzw. auf dessen Produkte mit hohem Risiko belastet.
Mitmachen
Selbstverständlich werden Ihre Lieferanten auch Ihr Unternehmen einer Bonitätsprüfung unterziehen. Sie stellen für ihn als Kunden ein Risiko dar. Wenn er dieses Kreditrisiko versichern will, über eine Kreditversicherung, dann setzt dies voraus, dass die Versicherungsunternehmen Ihre Bonität prüfen können. Dazu werden sie von Ihnen Informationen verlangen. Sie sollten diese liefern, um den Versicherungsschutz für den Lieferanten zu erhalten. Eine Belieferung auf Rechnung im signifikanten Umfang setzt heute üblicherweise die Versicherungsfähigkeit der Forderung voraus. Wenn diese für Ihr Unternehmen nicht gegeben ist, laufen Sie Gefahr, dass der Lieferant Sie nicht beliefert oder zu schlechteren Konditionen (z. B. Vorauskasse).
Wie wichtig die Kenntnis der Bonität von Kunden ist, zeigt die Erfahrung, die viele Unternehmen während des Shutdowns in der Corona-Pandemie machen und noch machen werden. Unternehmen ganzer Branchen verlieren ihre Geschäftsgrundlage, zumindest temporär, staatliche Hilfen werden verzögert ausgezahlt. Das überleben nur die Schuldner, die über eine wirtschaftlich gesunde Basis verfügen. Dies wird mit der Bonität festgestellt. Unternehmen mit schlechter oder schwacher Bonität werden es schwer haben, ihren finanziellen Verpflichtungen während der Krise nachzukommen. Wer Kunden nur nach einer strengen Bonitätsprüfung beliefert, hat größere Chancen, auch bei einer nicht vorhersehbaren Krise seine Forderungen erfüllt zu bekommen. Eine strenge Bonitätsprüfung der Kunden gehört also auch zur Krisenvorsorge eines Unternehmens.
2 Inhalt der Bonitätsprüfung
Die Beurteilung der Bonität eines Kunden bzw. Kreditnehmers stützt sich auf die Analyse der rechtlichen Verhältnisse (Kreditfähigkeit) sowie der persönlichen und wirtschaftlichen Kreditwürdigkeit. Darüber hinaus werden gesamtwirtschaftliche und branchenspezifische Bedingungen berücksichtigt.
Im Rahmen der Kreditfähigkeitsprüfung wird geprüft, ob der Vertragspartner befugt ist, ...