2.1 Fehlzeiten
Ob im Privaten oder am Arbeitsplatz: Wann und wo Überbelastung entsteht, lässt sich nicht immer und oft nicht mit absoluter Sicherheit ausmachen. Doch Umfragen und Studien zeichnen immer wieder ein ähnliches Bild.
- In Deutschland leidet fast jeder 5. Beschäftigte unter Stress, Ängsten oder Depression, so der Gesundheitsreport der DAK 2022.
- Der Arbeitsausfall aufgrund psychischer Erkrankungen erreichte laut DAK-Psychreport 2023 mit 301 Fehltagen je 100 Versicherten 2022 einen neuen Höchststand. Im Jahr zuvor waren es noch 276 Arbeitsunfähigkeitstage.
- Zwischen 2012 und 2022 betrug der Anstieg laut DAK 48 %. Die meisten Fehltage wurden durch Depressionen verursacht.
- Im AOK-Fehlzeitenreport 2019 heißt es, dass Beschäftigte, die mit großer Autonomie viel zu Hause arbeiten, am häufigsten darüber berichten, dass sie nicht abschalten können oder unter psychischen Beeinträchtigungen leiden. In den Pandemiejahren 2020-2023 haben viele Beschäftigte im Homeoffice gearbeitet. Auch heute nutzen Erwerbstätige vermehrt die Möglichkeit, zu Hause zu arbeiten.
- Während der Corona-Pandemie haben laut dem AOK-Fehlzeiten-Report 2021 psychische Beschwerden sowie emotionale Probleme, wie Lustlosigkeit, Nervosität oder Niedergeschlagenheit, Konzentrationsprobleme und Schlafstörungen, zugenommen. Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit bei psychischen Erkrankungen ist im Schnitt um 4 Tage gestiegen.
- Laut Ergebnissen des AOK-Fehlzeiten-Reports 2022 stieg die Anzahl der Fehltage 2021 aufgrund psychischer Erkrankungen – einschließlich Burnout – in der Pflege im vergangenen Jahr auf durchschnittlich 6,2 Tage je AOK-Mitglied an und lag damit erneut weit über dem Durchschnitt aller Berufe (3,4 Tage).
- Pflegekräfte waren 2021 mit im Schnitt 28,2 Arbeitsunfähigkeitstage fast doppelt so häufig von Burnout betroffen wie Angehörige anderer Berufe, die es auf 14,2 Tage brachten.
- Nach einer Studie des AOK-Bundesverbandes stieg bei den Pflegekräften in Deutschland der Anteil psychischer Erkrankungen im Zusammenhang mit Burnout von 2012 bis 2022 um mehr als 15 %.
- Das Burnout-Risiko steigt in der Pflege mit zunehmendem Alter. Es ist aber bereits bei unter 30-Jährigen schon vergleichsweise hoch.
- Nach Angaben des Barmer Pflegereports 2022 sind besonders jüngere Pflegekräfte zunehmend körperlich und emotional erschöpft. Bereits vor der Pandemie litt etwa 43 % des Personals an Burnout. Mittlerweile berichteten fast 70 %, oft oder immer erschöpft zu sein.
- 2022 betrug der Anteil der psychischen Erkrankungen am Gesamtkrankenstand bei den Erwerbspersonen, die bei der Techniker Krankenkasse (TK) versichert sind, rund 17,5 % und lag damit vor den Krankheiten des Muskel-Skelettsystems (13,7 %). Platz eins nahmen Erkrankungen des Atmungssystems wie Grippe und Erkältung (25,3 %) ein.
- Laut TK wurden ihre versicherten Erwerbstätigen 2012 durchschnittlich 2,46 Tagen mit einer psychischen Diagnose krankgeschrieben. Zehn Jahre später, 2022, waren es 3,33 Fehltage.
2.2 Abgrenzung zu anderen psychischen Erkrankungen
Noch immer ist Burnout gesellschaftlich stigmatisiert. Die Folge: Viele Betroffene scheuen den Gang zum Arzt, Psychologen oder Psychotherapeuten. Hinzu kommt, dass viele Haus- und Betriebsärzte zu wenig über das Krankheitsbild wissen. So passiert es immer wieder, dass Burnout erst sehr spät diagnostiziert wird.
Im späteren Stadium des Burnout-Syndroms kommt es sehr oft zu Depressionen. Dabei ist die differenzierte Diagnose der beiden Krankheitsbilder schwierig. So lässt sich bisher nur vermuten, dass unter den Depressionsfällen auch zahlreiche Burnout-Erkrankungen sind.
2.3 Burnout in einzelnen Berufen
2.3.1 Branchenübergreifend, altersunbegrenzt, geschlechtsneutral
Zwar gibt es das Burnout-Syndrom schon seit Jahrzehnten, verändert hat sich jedoch der Kreis der Betroffenen. Während zunächst v. a. die helfenden Berufe wie Ärzte, Pflegepersonal oder Feuerwehr betroffen waren, machte sich das Krankheitsbild in den 1990er-Jahren in den Führungsetagen breit. Auch bei Lehrern und Pädagogen wurde die krank machende Erschöpfung schon lange bemerkt. Inzwischen tritt Burnout völlig unabhängig von der beruflichen Stellung, von Alter oder Geschlecht in allen Branchen und Berufen auf: Heute lassen sich Schüler, Studenten, Auszubildende deshalb ebenso behandeln wie Dienstleistende, Selbstständige oder Manager.
Laut verdi sind vor allem Menschen in Sozialberufen, wie u. a. Sozialarbeiter, Krankenpfleger, Ärzte, im beruflichen Alltag anhaltendem Stress und emotionaler Belastung ausgesetzt. Doch treffen diese Risikofaktoren auch für viele andere Beschäftigte in Dienstleistungsbereichen mit hohem Kundenkontakt und hohem Verantwortungsdruck zu.
Die Ursachen für Burnout liegen auf der einen Seite in den Arbeitsstrukturen, die durch steigenden Kostendruck, Personalmangel und starke Hierarchien geprägt sind. Auf der anderen Seite spielt aber auch das Individuum eine Rolle. So sind engagierte Arbeitnehmer, die einen hohen Anspruch an ihre Arbeit haben, z. B. öfter gefährdet.
2.3.2 Pädagogen und Computerfachkräfte
Bisher gehen nur wenige Berufszweige das Thema Burnout offensiv an, evaluieren und dokumentieren Krankheitsfälle. So etwa der Bildungsbereich bzw. die IT-Branche.