Dipl.-Ök. Wolfram Bartuschka
4.2.1 Ausfall des Servers
Führt man sich Statistiken wie z. B. die von Cloud Harmony vor Augen, wird man feststellen, dass die Ausfallzeiten der meisten Cloud Anbieter sehr gering sind. Hier zeigt sich aktuell für Januar/Februar 2023 eine Verfügbarkeit der dort untersuchten europäischen Anbieter von nahezu 100 % mit nur geringen Ausfallzeiten. Diese Zahlen legen die Schlussfolgerung nahe, dass Unternehmen durch die Ausfallzeiten ihrer Cloud-Anbieter keine wesentlichen Risiken entstehen, da diese in der Regel sehr gering sind. Diese Ausfallzeiten dürften in eigenen Rechenzentren gerade für mittelständische Unternehmen eher schwer zu erreichen sein.
Betrachtet man allerdings die Folgen – auch eines kurzzeitigen Ausfalls – so wird klar, dass ein solcher Ausfall sehr wohl gravierende Folgen für das Unternehmen als Anwender mit sich bringen kann.
4.2.2 Technische Probleme
Ursächlich für den Ausfall des Servers können technische Probleme sein. So besteht das Risiko, dass die Verbindung zur Cloud aufgrund von Störungen oder eines Komplettausfalls des Internets nicht mehr zur Verfügung steht. Wie alltäglich dieses Risiko ist, zeigt sich daran, wie viele Störmeldungen täglich auf entsprechenden Websites eingehen. In den meisten Fällen gelingt es den Anbietern, die Störungen innerhalb weniger Stunden zu beheben.
Während dieser Zeit haben die Anwender von Cloud Services allerdings keine Möglichkeit, ihre ausgelagerten Daten abzurufen oder andere Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, da dazu eine Internetverbindung notwendig ist. Durch diese – wenn auch temporär beschränkte – Beeinträchtigung des Datenzugriffs, kommt es beim Anwender zu Betriebsunterbrechungen und im schlimmsten Fall sogar zur vollkommenen Betriebsunfähigkeit.
Neben der Störung bzw. dem Ausfall des Internets kann sich eine zu geringe Internetbandbreite ebenfalls negativ auswirken. Damit das nachfragende Unternehmen die Cloud effizient einsetzen kann, ist eine reibungslose und schnelle Kommunikation mit den externen Servern erforderlich. Das bedeutet, dass eine entsprechende Internetbandbreite zur Verfügung stehen muss.
4.2.3 Höhere Gewalt
Neben den angesprochenen technischen Problemen als Ursache für den Ausfall des Servers sind auch Ausfälle aufgrund höherer Gewalt möglich. Die Unwetter haben an Intensität zugenommen und können massive Zerstörungen nach sich ziehen, die teilweise auch die Infrastruktur lahmlegen. Auch Rechenzentren von Cloud-Anbietern sind diesen extremen Einflüssen ausgesetzt. Cloud-Anbieter versuchen diesen Risiken durch eine Virtualisierung über verschiedene Standorte und entsprechendes Risikomanagement entgegenzuwirken. Es muss aber nicht immer der Brand, etc. eines Rechenzentrums das Risiko darstellen. Bereits länger anhaltende Stromausfälle oder die Schädigung von Leitungen können zu den hierunter gefassten Problemen führen.
Kommt es aufgrund einer Katastrophe zur Zerstörung des Rechenzentrums oder zur Unterbrechung der Datenübertragung, hat der Anwender infolgedessen keinen Zugriff mehr auf seine Daten und andere Dienstleistungen. Der – zumindest vorübergehende – fehlende Zugriff auf die Cloud führt je nach Inanspruchnahme der Cloud-Dienstleistungen zu Betriebsunterbrechungen und im schlimmsten Fall sogar zur vollkommenen Betriebsunfähigkeit.
Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass die Daten durch die Zerstörung des Rechenzentrums endgültig verloren gehen bzw. nicht mehr lesbar sind. Der komplette Datenverlust könnte zu einer existenzbedrohenden Situation beim nachfragenden Unternehmen führen.
4.2.4 Insolvenz des Cloud-Anbieters
Der Markt für Cloud-Produkte und Cloud-Dienstleistungen wächst. Daraus folgt, dass auch die Zahl der Wettbewerber und damit die Intensität des Wettbewerbs zunimmt. Nicht alle Anbieter werden auf Dauer überleben können. Die Insolvenz eines Anbieters ist daher ein relevantes Thema.
Aus der Insolvenz eines Anbieters können sich verschiedene Konsequenzen ergeben. Zum einen ist es möglich, dass der Betrieb des Cloud-Anbieters wie gewohnt weitergeführt wird und es damit zu keinen nennenswerten Beeinträchtigungen aufseiten des Cloud-Anwenders kommen dürfte; zum anderen kann allerdings sowohl der vorläufige als auch der starke Insolvenzverwalter den Geschäftsbetrieb einstellen bzw. die Erfüllung des Vertrags über die Erbringung der Cloud-Leistungen ablehnen.
In diesen Fällen kann der Anwender auf die Cloud nur eingeschränkt oder gar nicht mehr zugreifen mit der Folge, dass betriebliche Prozesse nicht mehr abgewickelt werden können und im schlimmsten Fall eine für den Anwender existenzbedrohende Situation entsteht. Es stellt sich die Frage, ob die übermittelten Daten weiterhin sicher sind, wer über sie verfügungsberechtigt ist und wie die Daten zum Kunden zurück transferiert werden können....