Dipl.-Kffr. Cordula Schneider
Zusammenfassung
In den Steuerkanzleien hat jetzt die Beratung und das Stellen von Anträgen Priorität. Im Hinblick auf die Honorare müssen dabei klare Entscheidungen getroffen werden.
1 Krisen-Modus: Dauereinsatz auf allen Kanälen
Zunächst ist die Corona-Virus-Krise durch das Thema Kurzarbeitergeld und Anträgen zur Stundung und Vorauszahlungsherabsetzung geprägt. Jetzt "öffnen" sich die Rettungsschirme und jeder Mandant möchte darunter schlüpfen. Ihr Alltag besteht – neben hoffentlich noch genug Schlaf – aus mehr oder weniger diesen Tätigkeiten:
- Sie sind mit der Recherche und Auswertung der vielen Informationen beschäftigt. An vielen Stellen heißt es: Nichts Genaues weiß man nicht.
- Sie bedienen alle "Kanzlei-Kanäle" – Telefon, Mail, Handy und was Sie sonst noch anbieten. Die Kontakte mit den Mandanten bewegen sich von "einfach zuhören" bis zur handfesten Beratung.
- Sie organisieren die Kanzlei um (Home Office, "Task Forces" für bestimmte Bereiche, Schichtarbeit im Büro um Kontakte zu vermeiden).
Und wie immer nehmen Sie diese Herausforderungen an – das hat auch niemand anders erwartet. Ihre Aufgabe als vertrauter Berater ist es ja gerade jetzt, Ihre Mandanten und Ihre Mitarbeiter bei aller durchaus berechtigten "Panik" zu beruhigen - und sachlich kompetent die notwendigen Maßnahmen schnell aber ohne Hektik einzuleiten.
2 Hilfe-Modus ohne Honorar?
Haben Sie in den letzten Tagen "in Honorar" gedacht? Nein? Dann befinden Sie sich wahrscheinlich bei der Mehrheit der Kollegen. Sie haben "automatisch" in den Hilfemodus geschaltet. Und das ist sicherlich auch richtig.
Jetzt ist die Zeit Ihren Mandanten zu zeigen, dass sie auf Sie auch in schweren Zeiten zählen können. Und aus dem Bauch heraus ist jetzt auch der richtige Zeitpunkt für Solidarität. Diesmal sind die Mandanten tatsächlich einmal komplett unverschuldet in die Krise geraten. Außerdem wird eine Zeit nach der Krise kommen. Und dann möchten Sie Ihre Mandanten weiter betreuen.
Diese Zeit jetzt ist also auch eine Zeit der Mandantenbindung. Wenn sich Ihre Mandanten in der Krise fachlich und persönlich gut betreut fühlen, werden sie das nicht vergessen. Oder anders ausgedrückt: Wenn sich die Mandanten jetzt im Stich gelassen fühlen, werden sie das auch nicht vergessen.
3 Aktuelle Auswirkungen auf Ihr Honorar
Bisher läuft noch alles glatt, oder? Da gibt es ja die monatlichen Einzüge.
Tatsächlich kenne ich die erste Kanzlei, deren ein Mandant seine letzten beiden bezahlten Rechnungen aus der Sepalastschrift zurückgeholt hat: 15.000 EUR. Und noch knirscht bei den meisten Mandanten die Liquidität nicht richtig. Das wird erst noch kommen. Und wenn die Umsätze sinken, werden die Mandanten, die Ihre Kosten unter die Lupe nehmen (müssen), schnell auch den meist größten Posten bei den sonstigen Kosten finden: die Steuerberatungskosten.
4 Honorar oder nicht Honorar: Ihre Entscheidung ist gefragt!
Die unkomplizierte - und zunächst von "Honorar-Hintergedanken" freie - Hilfestellung für Ihre Mandanten ehrt Sie und den ganzen Berufsstand. Niemand möchte ein "Krisengewinnler" wie etwa die Hersteller und Händler von Atemschutzmasken sein.
Sie sollten sich jetzt trotzdem die Frage stellen: Wie lange will und kann ich diese Haltung aufrecht erhalten? Werden die ersten Förderungen reichen, wird es noch weitere Hilfsmaßnahmen geben und werden Sie dann wieder ohne Honorar arbeiten können? Verstehen Sie mich bitte nicht falsch – ich möchte Ihnen nicht vorschreiben was Sie wie abrechnen sollen. Ich bitte Sie nur dringend, die Entscheidung jetzt bewusst zu fällen.
Wenn Sie im Moment für Ihre Beratung und Antragstellung nichts berechnen, werden Sie später davon nur sehr schwer wieder wegkommen. So wie Sie im Flugzeug gehalten sind, erst sich selbst die Atemmaske aufzusetzen bevor Sie Ihre Schutzbefohlenen bedienen, so sollten Sie auch jetzt Ihre eigene Liquiditätsplanung für die nächsten 6 Monate machen. Wie viel Umsatzeinbußen Sie selbst erwarten, hängt natürlich auch stark von Ihrer Mandantenstruktur ab (Branche, Größe etc.).
5 Denkhilfen für ein Honorarkonzept in Krisenzeiten
Werfen wir einen genaueren Blick auf die aktuellen Tätigkeiten und Dienstleistungen:
5.1 Mandanteninformationen, Informationsbeschaffung
Dieser Service ist genau das, was Ihre Mandanten jetzt brauchen und aus meiner Sicht nicht abrechenbar. Zudem möchten Sie nicht, dass Ihre Mandanten Ihre Infos ausschließlich von Facebook und der Bild-Zeitung bekommen. Also Mandanten-Informationen – im Moment möglichst täglich – per Mail, auf Ihrer Website, Ihrem Anrufbeantworter etc. Sie dürfen Ihren Mandanten gerne sagen, dass dies eine kostenlose Dienstleistung ist!
5.2 Hotline
Viele Mandanten werden trotz aller aktiv an sie gesandten Informationen auch persönlich über das Telefon oder Videokonferenzen das Gespräch suchen. Hier geht es erst mal um die Präsenz – ich bin für Dich da, ich höre Dir zu. Die Verunsicherung und die Sorgen der Mandanten sind groß – ob sie nun im Einzelfall berechtigt erscheinen oder nicht. Auch diese Leistung ist kaum abrechenbar. Sie führt aber hoffentlich dazu, dass Ihre Mandanten Sie als echten Vertrauten erkennen und den Nutzen dadurch honorieren, dass sie die monatlichen Zahlungen weiter bedienen. Die Hotline können Sie durch ein gutes Informationskonzept (s. o.) durchaus eindämmen.
5.3 Dienstleistungen im Lohnbereich
In wenigen Tagen sind Sie ...