Fabian Schlösser, Bastian Borkenhagen
Der digitale Forecast erweitert den traditionellen Forecast um objektivere, schnellere Prognosen auf der Basis von Predictive Analytics (s. Abb. 5). Zusätzlich zu den intern verfügbaren Daten aus verschiedenen Systeme (operativ und finanziell) werden häufig auch externe Daten genutzt. Die historischen (externen und internen) Daten werden mithilfe statistischer Verfahren ausgewertet und für automatisierte Prognosen verwendet. Der digitale Forecast adressiert mehrere bekannte Schwachstellen des heutigen Forecasts. Zum einen reduziert die konsequente Automatisierung der Forecast-Erstellung den hohen manuellen Aufwand klassischer Bottom-up-Forecasts und der Forecast steht schneller zur Verfügung. Zum anderen ist dieser rechnerische Forecast grundsätzlich objektiver; politische Verzerrungen werden vermieden.
Abb. 5: Digital Forecast als Erweiterung des traditionellen Forecasts
Natürlich müssen für den erfolgreichen Einsatz eines digitalen Forecasts gewisse Voraussetzungen erfüllt sein.
- Zum einen müssen genügend historische Daten in entsprechender Qualität vorliegen.
- Zum anderen muss der Verlauf der Daten eine gewisse Kontinuität aufweisen. Strukturbrüche erkennt ein Algorithmus erst mit einem gewissen Zeitversatz.
Außerdem eignet sich der Ansatz nicht für alle Geschäftsmodelle und Funktionen.
Ein digitaler Forecast auf Ebene der GuV hat nur eingeschränkte Aussagekraft für Steuerungsentscheidungen. An dieser Stelle eignen sich wiederum Treibermodelle, um den finanziellen Forecast in seine Einflussgrößen bzw. Treiber zu zerlegen. Für die einzelnen Treiber lässt sich dann jeweils bewerten, ob die Voraussetzungen hinsichtlich der Datenverfügbarkeit gegeben sind und ob Analytics-Modelle die gewünschte Prognosegüte liefern.
Beispielhaft für die Qualität eines digitalen Forecasts ist der Forecast eines Energieversorgers. Das dort umgesetzte digitale Modell besteht aus internen Kerngrößen (Absatzmenge, Vertriebserlöse etc.) sowie externen Faktoren (Gradtagszahlen, Preis der Wettbewerber etc.). Die Kombination dieser Größen im Modell ermöglicht die Prognose der Marge je Kunde mit einer Genauigkeit von 1 % Abweichung zum Ist-Jahreswert (s. Abb. 6).
Abb. 6: Digitaler Forecast eines Energieversorgers
Zusätzlich enthaltene Optimierungsmechanismen verbessern den digitalen Forecast permanent selbst. Eine ebenfalls enthaltene Szenarioanalyse liefert Informationen dazu, wie sich veränderte Rahmenbedingungen auf die Prognoseergebnisse auswirken.