Alexandra Pung, Lukas Gläßer
1.1 Erstmalige Anwendung, wenn die Wirksamkeit der Umwandlung eine Eintragung in ein öffentliches Register voraussetzt (§ 27 Abs 1 S 1 UmwStG)
Tz. 1
Stand: EL 98 – ET: 02/2020
Das UmwStG idF des SEStEG ist nach § 27 Abs 1 S 1 UmwStG erstmals auf Umwandlungen und Einbringungen anzuwenden, bei denen die Anmeldung zur Eintragung in das für die Wirksamkeit des jeweiligen Vorgangs maßgebende öff Reg nach dem 12.12.2006 erfolgt ist. GlA s Mutscher (in F/D, § 27 UmwStG Rn 10). Eine Anmeldung ist erfolgt, wenn der Anmeldeantrag beim H-Reg eingegangen ist (s Urt des FG B-Bbg v 13.12.2016, EFG 2017, 444). Nicht maßgebend ist die Unterzeichnung der notariell beglaubigten Anmeldung. Zu der insoweit gleichlautenden Regelung des § 27 Abs 3 UmwStG aF s Urt des BFH v 29.04.2008 (BStBl II 2008, 723). Nach Ansicht des FG Köln (s Urt des FG Köln v 11.04.2001, EFG 2001, 1088, das Rev-Verfahren wurde nach Rücknahme der Klage eingestellt; s Beschl des BFH v 18.02.2004 – Az I R 47/01) setzt die Beantragung nicht voraus, dass alle für die Eintragung notwendigen Unterlagen dem Antrag beiliegen oder alle Voraussetzungen im Antragszeitpunkt erfüllt sind.
Tz. 2
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§ 27 Abs 1 S 1 UmwStG gilt für alle Umwandlungsvorgänge (§§ 3ff, 9, 11ff, 15, 16, 20, 21 und 24 UmwStG), wenn deren Wirksamkeit von einer Eintragung in ein öff Reg abhängt.
Die Wirksamkeit der unter das UmwG fallenden Vorgänge setzt die Eintragung in das H-Reg voraus. Dabei sind zivilrechtlich folgende Eintragungen maßgebend:
a) |
Verschmelzung: Eintragung in das H-Reg des Sitzes der übernehmenden Gesellschaft (s §§ 19, 20 und 36 Abs 1 UmwG); |
b) |
Spaltung (Auf-, Abspaltung, Ausgliederung): Eintragung in das H-Reg des Sitzes der übertragenden Gesellschaft (s §§ 130, 131, 135 Abs 1 UmwG) und |
c) |
Formwechsel: Eintragung in das H-Reg des formwechselnden Rechtsträgers, bzw wenn dieser nicht eingetragen ist, ist die Eintragung in das H-Reg des neuen Rechtsträgers entsch (s §§ 198, 202 UmwG). |
Da nach dem Wortlaut des § 27 Abs 1 S 1 UmwStG auf die Eintragung in das für die Wirksamkeit des jeweiligen Vorgangs maßgebende Reg abzustellen ist, ist uE auf die Anmeldung der Umwandlung bei den vorgenannten H-Reg abzustellen. Ist somit in den vorgenannten Fällen die Anmeldung zum H-Reg nach dem 12.12.2006 erfolgt, ist das UmwStG idF des SEStEG anzuwenden.
Dass neben diesen Eintragungen bei
a) |
der Verschmelzung auch eine Eintragung in das H-Reg der übertragenden Gesellschaft (s §§ 16, 19 und 35 Abs 1 UmwG) und |
b) |
der Spaltung auch eine Eintragung in das H-Reg der übernehmenden Gesellschaft (s § 130 UmwG) |
erfolgt und dementsprechend die Umwandlung auch dort zum H-Reg anzumelden ist, ist für die Anwendung des § 27 Abs 1 S 1 UmwStG unerheblich. GlA s Mutscher (in F/D, § 27 UmwStG Rn 14); s Rabback (in R/H/vL, 3. Aufl, § 27 UmwStG Rn 4) und s Schmitt (in S/H/S, 8. Aufl, § 27 UmwStG Rn 3).
Öff Reg sind in Inl-Fällen das H-Reg und das Gen-Reg. Schaflitzl/Widmayer (BB 2006, special 8, 36, 50) weisen uE zutr darauf hin, dass es sich auch um ein ausl Reg handeln kann.
Tz. 3
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Grenzüberschreitende Umwandlungen sind nach dem derzeit geltenden UmwG nur in Form der Verschmelzung zwischen Kap-Ges zulässig. Danach ist die Eintragung in das H-Reg der übernehmenden Gesellschaft maßgebend (s § 122l UmwG). Ebenfalls hierzu – auch wegen der Auswirkungen des Urt des EuGH v 13.12.2005 – Rs C-411/03 (Sevic) (DK 2006, 66) – s Simon/Rubner (DK 2006, 835); s Decher (DK 2006, 805); s Kindler (DK 2006, 811, 818); s Drinhausen/Gesell (BB 2006, special 8, 3); s Drinhausen (BB 2006, 2313); s Haritz/von Wolff (GmbHR 2006, 340); s Grohmann/Gruschinske (GmbHR 2006, 191); s Dötsch/Pung (DK 2006, 258); und s Eismayer (IWB F 3, Gr 2, 705). Weiter s § 3 UmwStG Tz 9.
Der grenzüberschreitende Formwechsel von Kap-Ges ist nach den §§ 191, 226 UmwG grds nicht möglich. Aufgr des Urt des EuGH v 12.07.2012 – Rs C-378/10 (Vale) (DK 2012, 415) sind Art 49 und 54 AEUV dahingehend auszulegen, dass einer dem Recht eines anderen Mitgliedsstaats unterliegenden Gesellschaft der Formwechsel in eine inl Kap-Ges nicht verwehrt werden kann, wenn ein solcher Formwechsel für Gesellschaften nach dt Recht möglich ist (vgl Beschl des OLG Nbg v 19.06.2013, 12 W 520/13, GmbHR 2014, 96; Beschl des KG Bln v 21.03.2016, 22 W 64/15, DK 2016, 466; und Beschl des OLG Ddf v 19.07.2017, I-3 Wx 171/16, DK 2018, 108). Weiter s § 1UmwStG Tz 110ff.
Von einer Zulässigkeit grenzüberschreitender Umwandlungen nach dem UmwStG idF des SEStEG geht der Gesetzgeber bei grenzüberschreitenden Vorgängen mit Beteiligung von Rechtsträgern aus Mitgliedstaaten der EU bzw des EWR aus (s BT-Drs 16/3369 unter Abschn II). Wegen der von § 1 UmwStG erfassten grenzüberschreitenden Vorgänge s § 1 UmwStG Tz 86 ff. Bei grenzüberschreitenden Umwandlungen müssen auch die entspr Regelungen des ausl Rechts beachtet werden. Hier ist im jeweiligen Einzelfall zu prüfen, welche Reg-Eintragung die maßgebende ist.
Tz. 4
Stand: EL 98 – ET: 02/2020
Auch Vorgänge der Einzelrechtsnachfolge sind zT nur dann wirksam, wenn sie in das H-Reg eingetragen werden (zB Sach-Kap-Erhöhung, zB s § 189AktG). Handelt es sich um e...