Ewald Dötsch, Torsten Werner
3.3.1 Ausbeuten
Tz. 54
Stand: EL 84 – ET: 08/2015
Ausbeuten sind gem der RFH-Rspr (s Urt des RFH v 28.11.1933, RStBl 1934, 461) Ausschüttungen aus Kuxen, also aus Anteilen an bergrechtlichen Gewerkschaften oder an bergbautreibenden Vereinigungen in der Rechtsform einer jur Person. Die bergrechtlichen Gewerkschaften wurden zum 01.01.1986 aufgelöst (s § 123 BBergG). Daher wurde der Begriff "Kuxe"in § 20 Abs 1 Nr 1 EStG durch das StSenkG gestrichen. Wegen Einzelheiten s Jochum (in K/S/M, § 20 EStG Rn C/1 5). Im zeitlichen Anwendungsbereich der bestehenden Übergangsregelungen kann die Regelung aber noch von Bedeutung sein.
Obwohl in den Ausbeuten häufig auch Kap-Rückzahlungen enthalten sind, erklärt die Rspr (s Urt des RFH v 09.02.1932, RStBl 1932, 442; v 28.11.1933, RStBl 1934, 461 und v 24.02.1937, RStBl 1937, 868) sie zu in vollem Umfang stpfl Gewinnanteilen.
3.3.2 Sonstige Bezüge
Ausgewählte Literaturhinweise
Littmann, Zur stlichen Behandlung der Gratisaktie, Wpg 1952, 207;
Mittelbach, Freianteile ausl Kap-Ges, FR 1960, 267;
Biedermann, Ertragstliche Behandlung von Bezugsrechten, Stbg 1967, 76;
Gondert/Schimmelschmidt, Die Besteuerung von Kauf- und Halteanreizen iRd Börsengangs am Beispiel der Gewährung von Treueaktien der Deutschen Telekom AG durch den Bund, DB 1999, 1570;
Altfelder, St-Fragen zum Börsengang der Deutschen Telekom AG (DTAG), FR 2000, 443;
Stegemann, Die stliche Behandlung von Gratisaktien, BB 2000, 953;
Metzing, Die ertragstliche Behandlung der Gratisaktien der Telekom AG, DStR 2001, 608;
Singer, Besteuerung der Gratisaktien der Deutschen Telekom (DTAG) im VZ 2000, INF 2001, 481;
Wacker, BB-Forum: Zur strechtlichen Beurteilung der anlässlich der Börsengänge der Deutschen Telekom AG zugeteilten Bonusaktien, BB 2005, 867.
3.3.2.1 Allgemeines
Tz. 55
Stand: EL 84 – ET: 08/2015
Zu den Einnahmen iSd § 20 Abs 1 Nr 1 S 1 EStG gehören neben den Gewinnanteilen und Ausbeuten auch die sonstigen Bezüge aus Anteilen an einer in § 20 Abs 1 Nr 1 S 1 EStG genannten Kö. Hierbei handelt es sich um Beträge, die die AE einer noch nicht aufgelösten Kö ohne Herabsetzung des Kap erhalten, soweit es sich hierbei nicht um Gewinnanteile oder Ausbeuten handelt und soweit es sich nicht um Leistungen aus dem stlichen Einlagekonto handelt. Jochum (in K/S/M, § 20 EStG Rn C/1 21 und C/1 26 f) geht – uE zutr – davon aus, dass die vGA den Hauptanwendungsfall der sonstigen Bezüge darstellt. § 20 Abs 1 Nr 1 S 1 EStG erfasst zB auch die Dividendengarantie an einen außenstehenden Minderheitsgesellschafter einer OG, die keine vGA darstellt (s Tz 57).
Auch nach der Rspr (s Urt des RFH v 30.09.1933, RStBl 1934, 570 und Urt des BFH v 01.03.1977, BStBl II 1977, 545) ist beim AE als Kap-Ertrag jede Zuwendung der Kö oder Pers-Vereinigung zu erfassen, durch die das Vermögen der Kap-Ges ohne Kap-Herabsetzung gemindert wird, wobei es gleichgültig ist, ob die Zuwendung dem lfd Gewinn der Kö entspr oder ob frühere Reserven ausgeschüttet worden sind (s jedoch Tz 43 Abs 1).
Beispiele:
a) |
vGA in Form genossenschaftlicher Rückvergütungen, soweit diese nicht nach § 22 KStG als BA anzuerkennen sind. Abzb genossenschaftliche Rückvergütungen hingegen sind beim AE nicht Kap-Ertrag (s Schmidt/Weber-Grellet, EStG, 34. Aufl, § 20 Rn 34); |
b) |
Ausschüttungen einer Genossenschaft gem § 21a GenG, die in der Satzung vorgesehen sind. |
Schlotter (in L/B/P, § 20 EStG Rn 228) geht davon aus, dass die Abgrenzung zwischen den sonstigen Bezügen iSd § 20 Abs 1 Nr 1 S 1 EStG und den besonderen Entgelten oder Vorteilen iSd § 20 Abs 2 S 1 Nr 1 (jetzt Abs 3) EStG vorwiegend theoretischer Natur ist. Intemann (in H/H/R, § 20 EStG Rn 67) geht uE zutr davon aus, dass die sonstigen Bezüge iSd § 20 Abs 1 Nr 1 S 1 EStG auch die besonderen Entgelte und Vorteile iSd § 20 Abs 3 (vorher: Abs 2 S 1 Nr 1) EStG umfassen. Ähnlich für den Regelfall s Jochum (in K/S/M, § 20 EStG Rn E 7). Auch nach Ansicht des BFH (s Urt des BFH v 07.12.2004, mwNachw) stellt die Regelung in § 20 Abs 2 S 1 Nr 1 (jetzt Abs 3) EStG lediglich klar, dass unter die sonstigen Bezüge iSd § 20 Abs 1 Nr 1 S 1 EStG alle Zuwendungen in Geld oder Geldeswert zu fassen sind, die dem AE – entweder von der Kap-Ges selbst oder von einem Dritten – auf Grund seines Gesellschaftsverhältnisses zufließen, soweit die Vorteilszuwendungen nicht als – von der St-barkeit ausgeschlossene – Kap-Rückzahlungen zu werten sind. Dabei ist nach Ansicht des BFH unerheblich, ob die Bezüge zu Lasten des Gewinns oder zu Lasten der Vermögenssubstanz geleistet werden und in welche zivilrechtliche Form die Vorteilsgewährung gekleidet ist. § 20 Abs 3 (vorher: Abs 2 S 1 Nr 1) EStG stellt den Umfang der von § 20 Abs 1 EStG erfassten Einnahmen klar (s Urt des BFH v 14.02.1984, BStBl II 1984, 580 und v 11.02.1981, BStBl II 1981, 465).
Tz. 56
Stand: EL 84 – ET: 08/2015
Als stpfl Kap-Ertrag iSd § 20 Abs 1 Nr 1 S 1 EStG wertet der BFH (s Urt des BFH v 16.12.1992, BStBl II 1993, 399 und v 26.08.1993, BFH/NV 1994, 318) auch die Überlassung von Ferienwohnungen an Aktionäre (sog Hapimag-Aktien). Stpfl Kap-Erträge iSd § 20 Abs 1 Nr 1 iVm § 20 Abs 2 S 1 Nr 1 (jetz...